G7-Gesundheitsministertreffen

Berlin-Erklärung zur Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen

Berlin - 09.10.2015, 16:40 Uhr

Die G7-Gesundheitsminister trafen sich in Berlin. (Foto: BMG/Schinkel)

Die G7-Gesundheitsminister trafen sich in Berlin. (Foto: BMG/Schinkel)


Im Kampf gegen multiresistente Keime wollen die G7-Gesundheitsminister die internationale Zusammenarbeit intensivieren. Geprüft werden sollen wirtschaftliche Anreize zur Förderung von Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika und Diagnostika sowie ein globaler Antibiotika-Forschungsfonds. Das ist das Ergebnis des G7-Gesundheitsministertreffes in Berlin.

Neben Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) als Gastgeber und seinen G7-Kollegen nahmen auch die WHO-Generaldirektorin Dr. Margaret Chan, EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis sowie weitere Vertreter internationaler Organisationen teil. Zum Abschluss sagte Gröhe: „Wir müssen Gesundheit mehr denn je global denken – denn Krankheiten machen nicht an Staatsgrenzen halt. Nur mit gemeinsamen internationalen Anstrengungen werden wir die Menschen auch in Deutschland wirksam vor multiresistenten Keimen und grenzüberschreitenden Epidemien schützen können. Deshalb ist es gut, dass wir im Kreise der G7-Gesundheitsminister jetzt unsere Kräfte bündeln, um im Kampf gegen globale Gesundheitsgefahren voranzugehen. Das ist ein starkes Zeichen für eine globale Gesundheitspolitik.“

Hohe Bedeutung der Verschreibungspflicht 

In der Abschlusserklärung setzen sich die G7-Gesundheitsminister dafür ein, dass Antibiotika nur zu therapeutischen Zwecken nach individueller Diagnostik verabreicht werden. Dabei wird der Verschreibungspflicht in der Humanmedizin und einem analogen Vorgehen in der Veterinärmedizin hohe Bedeutung zugemessen. Länder mit schwächer aufgestellten Gesundheitswesen sollen bei der Entwicklung nationaler Aktionspläne gegen Antibiotika-Resistenzen unterstützt werden. Zudem vereinbarten die Minister den Aufbau eines globalen Netzwerks von Antibiotika-Experten.

Auch die Harmonisierung von Zulassungsverfahren und -bedingungen – einschließlich klinischer Studien – im Pharmabereich soll vorangetrieben werden, damit neue Antibiotika schneller auf den Markt kommen und zu Therapiezwecken zur Verfügung stehen. Der Austausch über Produktentwicklungspartnerschaften für neue und dringend notwendige Antibiotika, Impfstoffe, alternative Therapien und Schnelltests soll intensiviert werden.

Dringender Handlungsbedarf

Schätzungen internationaler Organisationen belegen den großen Handlungsbedarf: Demnach sterben jährlich 700.000 Menschen weltweit aufgrund von Infektionen mit multiresistenten Bakterien. Die jährlichen Kosten durch Antibiotika-Resistenzen liegen in der EU bei schätzungsweise 1,5 Milliarden Euro im Jahr. Es wird mit steigenden Kosten in den kommenden Jahrzehnten gerechnet. Die OECD schätzt die Verluste der OECD-Länder durch Antibiotika-Resistenzen für 2050 auf insgesamt 2,9 Billionen US-Dollar, wenn nicht gegengesteuert wird.

Am zweiten Tag des G7-Ministertreffens stand die Ebola-Epidemie in Westafrika im Zentrum der Gespräche. Die G7-Gesundheitsminister sind sich zudem einig, dass eine grundlegende Reform der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nötig ist, um der Rolle als Wächter der globalen Gesundheit gerecht zu werden. Dabei soll insbesondere die Krisenreaktionsfähigkeit der WHO gestärkt werden. Dies umfasst die Einrichtung eines Notfallfonds für globale Gesundheitskrisen sowie die Aufstellung einer globalen Einsatzgruppe für gesundheitliche Notlagen.


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