WIDO-VERSORGUNGSREPORT 2015

Regionale Unterschiede bei Mandel- und Blinddarm-OPs bei Kindern

Berlin - 02.12.2015, 17:23 Uhr

Untersuchung bei der Kinderärztin: Wenn in manchen Regionen Deutschlands bis zu sechsmal häufiger operiert wird als in anderen, stellt sich die Frage: Waren alle Eingriffe wirklich nötig? (Foto: WIdO)

Untersuchung bei der Kinderärztin: Wenn in manchen Regionen Deutschlands bis zu sechsmal häufiger operiert wird als in anderen, stellt sich die Frage: Waren alle Eingriffe wirklich nötig? (Foto: WIdO)


Ärzte entfernen bei Kindern und Jugendlichen heute seltener den Blinddarm oder die Mandeln. Doch wie das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO)berichtet, gibt es erhebliche regionale Unterschiede bei der Zahl der Operationen.

Der aktuelle Versorgungsreport des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt: In manchen Regionen Deutschlands wird bis zu sechsmal häufiger operiert als in anderen. WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber wollte bei der Vorstellung der Zahlen am Mittwoch in Berlin nicht grundsätzlich so weit gehen, die Unterschiede auf unnötige Operationen zurückzuführen. Diese könnten aber unter anderem Hinweise auf regionale Über- oder Unterversorgung sein sowie auf einen fehlenden gemeinsamen Maßstab, um die Notwendigkeit von OPs wirklich beurteilen zu können, erläuterte er.

Die Unterschiede zeigten aber die Notwendigkeit bundesweit einheitlicher Richtlinien. Diese gebe es für Mandel-OPs seit Herbst diesen Jahres. Für Blinddarm-Behandlungen fehlten solche Richtlinien noch.

Die Ergebnisse im Einzelnen:


  • Die Zahl der Mandeloperationen bei Kindern und jungen Erwachsenen bis 24 Jahren ging von 2005 bis 2014 um ein Fünftel (19,3 Prozent) auf rund 108.000 Eingriffe zurück. 2012 habe sich eine Rate von 37 operierten Patienten je 10.000 Einwohnern bis 24 Jahre ergeben. In der Region Ingolstadt belaufe sie sich auf rund 17 je 10.000 Einwohner, in der Region Magdeburg auf rund 66. 

  • Die Zahl der Blinddarmentfernungen bei Kindern und Jugendlichen unter 20 Jahren sank zwischen 2005 und 2014 um gut ein Viertel (25,6 Prozent). Für 2012 ergebe sich eine Operationsrate von 27,1 je 10 000 Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Die Rate im Osten Schleswig-Holsteins belaufe sich auf 13 und in Ingolstadt auf 52, teilte das Institut weiter mit.

Diese regionalen Unterschiede nährten Zweifel, ob wirklich alle Operationen nötig sind, zumal sie ja Kinder und Jugendliche in einem erheblichen Maße körperlich belasten. Möglicherweise hätte die eine oder andere Mandelentzündung auch mit einer konservativen Methode wie einer Antibiotika-Therapie geheilt werden können, hieß es seitens des WIdO.


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