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GERD GLAESKE im GEspräch mit Peter Ditzel
Glaeske differenziert
Apotheker, Hochschullehrer, Wissenschaftler, Autor, Provokateur – Gerd Glaeske hat sich in der Gesundheitsszene einen Namen gemacht. Ich sprach mit ihm über seine Arbeit, seine Einstellung zu den Apothekern.
Gerd Glaeske ist einer der gefragtesten Arzneimittelkritiker. Er hat sich einen Namen gemacht in der Gesundheitsszene, in der Politik. Auch bei Deutschlands Apothekern. Doch da gehen die Meinungen auseinander. Während die einen seine Offenheit, seinen Scharfsinn und seine unbequemen Ideen schätzen und ihn als profunden Kenner des Gesundheitswesens und der Arzneimittelversorgung ausweisen, wollen manche sogar nicht mehr mit ihm reden. Sie sehen in ihm einen Gegner der Apotheker. Seine kritischen Bücher über Arzneimittel, seine Mitwirkung bei Apothekentests und seine Kritik an der Apothekenberatung brachten ihm in Apothekerkreisen wenig Sympathie. Im Mai dieses Jahres wurde er 70. Ein Anlass, kurz zurückzuschauen, auch auf den Menschen Glaeske.
Geprägt durch den Sachverständigenrat
Eines seiner Leib- und Magenthemen ist die Arzneimittelversorgungsforschung, mit der er groß geworden ist. Wenn er heute auf fast 40 Jahre Arzneimittelversorgungsforschung zurückschaut, welches Fazit kann er ziehen? Seine Tätigkeit im Sachverständigenrat hat ihn bei diesem Thema sehr geprägt, wie er vorausschickt. Die Trias aus Unter-, Über- und Fehlversorgung war für ihn leitend. „Übrigens“, merkte Glaeske am Rande an, „dass ich als Apotheker viele Jahre im Sachverständigenrat war, wollten die Apotheker damals kaum wahrnehmen. Von der ABDA hat in den sieben Jahren keiner mit mir gesprochen – das muss man sich mal vorstellen. Ich sage das übrigens nicht aus gekränkter Eitelkeit, sondern aus Unverständnis über eine entgangene Chance für eine konstruktive Lobbyarbeit.“
Eine Mission: Apotheke unverzichtbar
Glaeske stellt überzeugend klar: „Der Apothekerberuf ist ein Beruf, den ich nach wie vor sehr schätze, selbst wenn man mir auch da wieder unterstellt, ich würde mich selten als Apotheker outen, was nicht stimmt. Wenn ich in bestimmten Bereichen tätig bin und vortrage, dann ist es für mich völlig klar, dass ich mich auch als Apotheker vorstelle und immer wieder darauf hinweise, wie wichtig mir eine gut funktionierende Apotheke ist und wie unverzichtbar ich eine Apotheke im gesamtmedizinischen Umfeld finde. Das ist in der Tat eine Mission, die mich umtreibt schon seit 1981, seit ich in diesem Gebiet tätig bin.“
So hat er sich immer wieder mit der Fragestellung befasst, wer denn mitverantwortlich für die Bewertung von Arzneimitteln ist, wer mehr Verantwortung zeigen könnte und wer sich stärker auf die Seite der Patienten und Verbraucher stellen sollte. Dass hier der Apotheker eine viel größere Rolle spielen sollte, ist ein Credo Glaeskes, das er immer wieder in die berufspolitische Diskussion trägt: „Es ist ein wesentlicher Punkt, der mich umtreibt und oft enttäuscht zurücklässt.“ Er sähe den Apotheker gerne in der Rolle einer Art Gegenöffentlichkeit, um das zu filtern, was zum Teil an übertriebenen Informationen von der Industrie kommt.
Glaeske, der Apothekenkritiker?
„Herr Glaeske, warum machen Sie bei Apothekentests mit?“ möchte ich von ihm wissen. „Mir ist schon klar, dass solche Tests viele Apotheker ärgern. Aber: Ich habe bisher noch keinen Test erlebt, der so untypische Ergebnisse hatte, dass man sagen muss, da ist jetzt alles schief gegangen, das verstehe ich überhaupt nicht mehr. Glaeskes Erklärung: „Bei allen Tests zeigen sich zwei wichtige Aspekte: Wenn ein Kunde nach einem Produkt fragt und den Namen des Produkts richtig aussprechen kann, geht der Apotheker davon aus, der Kunde kenne das Produkt, und fragt dann nicht mehr nach. Wenn der Kunde aber Symptome schildert, bekommt er in der Regel ein sehr intensives Beratungsgespräch, das allerdings oft damit endet, dass sich der Apotheker umdreht und doch wieder dieses Produkt nimmt, das hinter ihm steht, das häufig beworben wird oder das er günstig eingekauft hat.“ Was Glaeske auch ärgert: Der Patient wird zu selten an den Arzt verwiesen: „Eine Regel in der Selbstmedikation lautet: Wenn ein Symptom zum ersten Mal auftritt und man kann es nicht einordnen, soll es der Arzt abklären.“
Differenzierung – weil nicht alle alles können
Wäre es denn sinnvoll, wenn sich einige Apotheken auf Rezepturen spezialisieren und diese für andere Apotheken mitmachen, möchte ich von ihm wissen und treffe damit sichtlich eines seiner Lieblingsthemen: „Wenn sich die Berufsvertretung nicht dazu durchringen kann, eine Differenzierung von Apotheken zu akzeptieren, sondern weiterhin meint, jede Apotheke könne alles gleich gut, dann hat sie eine große Chance vertan“, zeigt sich Glaeske überzeugt, es wird nicht anders gehen, als dass man eine Differenzierung einführen wird. Ich habe das auch auf dem Apothekertag 2014 gesagt, als es um das Perspektivpapier 2030 ging. Das Papier ist wirklich wichtig, es hat aber aus meiner Sicht die Konsequenz, dass die Entwicklung hin zu unterschiedliche Apotheken führen muss.“
Das gesamte Interview „Glaeske differenziert“ finden Sie in der neuen Ausgabe der DAZ (Nr. 50/2015).
16 Kommentare
Mehr guter Rat von Prof. Glaeske als aus 100 Gremiensitzungen
von Wolfgang Müller am 10.12.2015 um 16:48 Uhr
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Gläske
von mehrdad azizi am 10.12.2015 um 12:26 Uhr
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andere haben die Erwähnung verdient
von Christiane Patzelt am 10.12.2015 um 12:20 Uhr
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Nicht immer nur unkritisch losschimpfen über Prof. Glaeske
von Dr. Jochen Pfeifer, PharmD am 10.12.2015 um 11:27 Uhr
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AW: Gläske
von mehrdad azizi am 10.12.2015 um 12:51 Uhr
AW: Nur eine Aussage, welche nachweislich falsch ist (mit Ausnahme von .....)
von Andreas Grünebaum am 10.12.2015 um 15:18 Uhr
fehlende Apothekenpraxis
von Mehrdad Azizi am 10.12.2015 um 10:41 Uhr
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Praktikum
von Uwe Hansmann am 10.12.2015 um 8:58 Uhr
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Auch die positive Entwicklungen sollte Herr Glaeske erwähnen
von Elisabeth Thesing-Bleck am 10.12.2015 um 7:06 Uhr
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Es fehlt......
von Reinhard Rodiger am 10.12.2015 um 0:32 Uhr
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Da lächelt er
von Martin Lörzer am 09.12.2015 um 23:10 Uhr
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Überflüssig
von Ulrich Ströh am 09.12.2015 um 22:22 Uhr
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AW: dto.
von Heribert Schmidt am 10.12.2015 um 9:00 Uhr
?
von Tom More am 09.12.2015 um 22:03 Uhr
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Der Mann sollte mal wieder in seinem Beruf arbeiten
von Pillendreherin am 09.12.2015 um 20:47 Uhr
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Glaeske differenziert
von Christiane Patzelt am 09.12.2015 um 19:55 Uhr
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