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Methylphenidat bei ADHS
Kann eventuell helfen, aber wieviel?
Das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom ADHS gehört zu den am häufigsten diagnostizierten und behandelten psychiatrischen Erkrankungen bei Kindern. Meist wird es mit Methylphenidat behandelt. Viele besorgte Eltern vertrauen darauf und glauben, dass es ohne das nicht geht. Ein aktueller Cochrane-Review geht der Sache auf den Grund: Hilft es tatsächlich?
Die Forscher sichteten die wissenschaftliche Datenlage zur Wirkung von Methylphenidat auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen mit (ADHS) bis Februar 2015 und fanden immerhin 185 randomisierte kontrollierte Studien. An diesen hatten 12.245 Kinder oder Jugendliche bis 18 Jahre mit einer ADHS-Diagnose teilgenommen.
38
waren Parallel-Gruppen-Studien (5111 Teilnehmer) und 147 Crossover-Studien
(7134 Teilnehmer). Mit einem Verhältnis von 5 : 1 waren weitaus mehr Jungen als
Mädchen in die Untersuchungen einbezogen. Das Altersspektrum reichte in den
meisten Studien von 3 bis 18 Jahren. Das Durchschnittsalter betrug 9,7 Jahre. In
175 Studien wurde Methylphenidat mit Placebo verglichen, in zehn gegen keine
Behandlung. Die meisten Untersuchungen waren klein und relativ kurz. Allgemein dauerte die Behandlung im Durchschnitt
75 Tage (zwischen 1 und 425 Tagen). Die Langzeitwirkung von Methylphenidat konnte
damit also nicht beurteilt werden.
Hauptsymptome gebessert
Die Ergebnisse legen nahe, meinen die Reviewer, dass Methylphenidat einige der Hauptsymptome von ADHS verbessern kann. Es könne z. B. die Hyperaktivität und Impulsivität vermindern und den Kindern helfen, sich zu konzentrieren. Auch das allgemeine Verhalten und die Lebensqualität von Kindern mit ADHS werde möglicherweise gebessert. Wir groß der Nutzen der Therapie sei, lasse sich jedoch nicht verlässlich beurteilen.
Zahlreiche Schwachpunkte
Unter dem Strich sei die Qualität der Evidenz für alle Endpunkte zu niedrig gewesen, und zwar aus mehreren Gründen: Aufgrund der Nebenwirkungen von Methylphenidat könnten die Kliniker, Forscher und Teilnehmer relativ einfach herausfinden, ob ein Kind in der Verum- oder in der Kontrollgruppe ist. Dies wird als erhebliches Risiko für eine Verzerrung der Studienergebnisse angesehen. Vermeiden ließe sich das nur, wenn Methylphenidat in einem so genannten „nocebo trail“ mit einem Placebo verglichen wird, das ähnliche Nebenwirkungen auslöst. Aus ethischen Gründen sollten solche Studien jedoch zuerst bei Erwachsenen durchgeführt werden. Als zweites Manko führen die Reviewer die unvollständige Berichterstattung der Ergebnisse in vielen Studien an. Außerdem schwankten die Ergebnisse je nach Studie im Hinblick auf die jeweiligen Endpunkte.
Nebenwirkungen nicht vergessen
Das Fazit des Cochrane-Reviews lautet: Auf Basis wissenschaftlicher Daten läßt sich derzeit nicht sicher sagen, ob Methylphenidat das Leben von Kindern und Jugendlichen mit ADHS wirklich verbessert. Schließlich gehe die Behandlung geht mit einer Reihe von weniger schweren Nebenwirkungen wie Schlafproblemen und vermindertem Appetit einher. Hinweise darauf, dass das Risiko von schweren Nebenwirkungen erhöht ist, wurden nicht gefunden. Trotzdem halten die Autoren Studien mit längerer Nachbeobachtungszeit für notwendig, um dieses Risiko besser einschätzen zu können.
Quelle:
Storebø OJ, Ramstad E, Krogh HB, Nilausen TD, Skoog M, Holmskov M, Rosendal S, Groth C, Magnusson FL, Moreira-Maia CR, Gillies D, Buch Rasmussen K, Gauci D, Zwi M, Kirubakaran R, Forsbøl B, Simonsen E, Gluud C. Methylphenidate for children and adolescents with attention deficit hyperactivity disorder (ADHD). Cochrane Database Syst Rev. 2015 Nov 25;11:CD009885. [Epub ahead of print] Review.
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