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Die polnische Regierung will einer der ärmsten Bevölkerungsgruppen in der Gesundheitsversorgung etwas Gutes tun. Senioren ab dem 75. Lebensjahr sollen ein Anrecht auf kostenlose Arzneimittel erhalten. Dies berichtet Germany Trade & Invest (GTAI).
Die
geplante Maßnahme der polnischen Regierung, ältere Menschen von ihren
Arzneimittelausgaben zu entlasten, gehört zu dem Aktionsplan, den
Gesundheitsminister Konstanty Radziwill unlängst für sein Haus vor der Presse
präsentiert hat. Nach Erkenntnissen der polnischen Agentur zur Bewertung
Medizinischer Technologien und Tarifierung (AOTMiT), die sich um
Erstattungsfragen kümmert, löst mehr als jeder sechste polnische Patient seine
Verschreibungen gar nicht oder nur teilweise ein. Wahrscheinlich reicht bei
vielen das Geld einfach nicht, so wird vermutet, vor allem bei den Senioren.
Dem will die Regierung nun offenbar abhelfen.
Kosten von über 1 Milliarde Euro pro Jahr
Von der kostenlosen Arzneimittelversorgung könnten knapp 2,7 Mio. Polen profitieren, soll das polnische Zentralamt für Statistik (GUS) ausgerechnet haben. Die Tageszeitung Rzeczpospolita berichtete von inoffizielle Schätzungen, die von jährlichen Kosten für die öffentliche Hand von bis zu 5 Mrd. Zloty (knapp 1,2 Mrd. Euro) ausgehen.
Missbrauch vorbeugen
Experten befürchteten allerdings einen großen Freiraum für Missbrauch. So könnten die Senioren zum Beispiel alle Rezepte in der Familie auf den eigenen Namen ausstellen lassen und einlösen. Dem will die Regierung jedoch einen Riegel vorschieben. „Medikamente, die Personen über 75 kostenlos zustehen, werden auf einer separaten Erstattungsliste aufgeführt, bezeichnet als Kategorie S. Anfänglich wird es sich um die günstigsten Arzneimittel handeln sowie solche, die hauptsächlich in der Behandlung älterer Menschen eingesetzt werden", wird Danuta Jastrzebska von der Presseabteilung des Gesundheitsministeriums von GTAI zitiert. Die Liste könnte allerdings nach und nach erweitert werden, soll Jastrzebska in Aussicht gestellt haben. So könnten die über 75-Jährigen zukünftig eventuell alle rezeptpflichtigen Medikamente kostenfrei erhalten.
Wie aus der GTAI-Mitteilung weiter hervorgeht, dauern die Arbeiten am Gesetzesentwurf noch an. Die öffentlichen Konsultationen sollen aber noch vor dem Jahresende gestartet werden. Währenddessen soll es auch weitere Details zu der Berechtigtengruppe und der Medikamentenliste geben.
Mehreinnahmen für die Apotheken?
Von dem „Segen“ für die Senioren könnten auch die polnischen Apotheken profitieren, meint GTAI. Sie kämen allerdings auch ohne staatliche Hilfe „bestens zurecht.“ Nach Daten des Marktforschungsunternehmens PharmaExpert sollen in Polen von Januar bis Oktober 2015 Medikamente im Wert von über 24,4 Mrd. Zloty (5,7 Milliarden Euro) verkauft sein. Dies entspreche einem Plus von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Mit einem Anstieg um gut 8 Prozent habe sich der Umsatz mit erstattungsfähigen Pharmazeutika besonders gut entwickelt. Der rezeptfreie Sektor habe in den ersten zehn Monaten hingegen nur um 2,4 Prozent zugelegt. Der durchschnittliche Monatsumsatz einer Apotheke wird mit über 170.000 Zloty (ca. 39800 Euro) beziffert. Indes gehe die Zahl der unabhängigen Abgabestellen weiter zurück. Von den etwa 14.400 Apotheken in Polen gehöre bereits etwa ein Drittel einer Kette an.
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