JULIA GAJER IM PORTRÄT

Die Ironman-Apothekerin

Stuttgart - 18.12.2015, 13:50 Uhr

Julia Gajer, Apothekerin und Profisportlerin, will auch im nächsten Jahr beim Ironman auf Hawaii dabei sein. (Foto: Privatbrauerei ERDINGER Weißbräu)

Julia Gajer, Apothekerin und Profisportlerin, will auch im nächsten Jahr beim Ironman auf Hawaii dabei sein. (Foto: Privatbrauerei ERDINGER Weißbräu)


Im letzten Jahr war sie zum ersten Mal beim Ironman-Wettkampf auf Hawaii dabei und erreichte Platz sechs. Sich sportlich zu betätigen wurde Apothekerin Julia Gajer mit in die Wiege gelegt, der Sport hat sie nicht mehr losgelassen.

33 Jahre später ist sie Profisportlerin  – und ab und an arbeitet sie auch noch in der Apotheke. Die promovierte Apothekerin möchte die Pharmazie nicht aufgeben, aber der Sport gibt ihr den Kick, wie sie mir in unserem Gespräch verrät, es ist für sie ihr  „kleiner Luxus“.

Sportlich war sie schon immer, seit Kindheit an, schickt die äußerst sympathische Athletin unserem Gespräch voraus. Schon als Erstklässlerin war die gebürtige Hannoveranerin im Schwimmverein und trainierte Schwimmen bis zum Abitur.

Schon während ihres Pharmaziestudiums in Freiburg merkte sie: Ohne Sport geht’s nicht. Das Stehen im Labor, das Sitzen im Hörsaal und beim Lernen – da musste Bewegung her. Sie trat in eine Laufgruppe ein, hatte Kontakt mit Triathleten. Sie freundete sich mit der Kombination von Schwimmen, Laufen und Radfahren an und erklärte Sport und Triathlon zu ihrem Hobby.

Erste Erfolge

Während ihres Praktischen Jahrs ging sie für ein halbes Jahr nach Kanada und fand dort Anschluss an Triathleten, konnte weiter ihrem Hobby nachgehen. Nach ihrem Studium entschied sie sich für eine  Promotion an der Uni Freiburg in pharmazeutischer Chemie, „das hat mir Freude gemacht“.  In diese Zeit fällt die Teilnahme an ihrem ersten Triathlon, einer kleinen Jedermann-Veranstaltung: „Obwohl ich damals wirklich nicht viel trainierte“, erinnert sich die Apothekerin, „zeigten mir meine Ergebnisse, dass ich recht gut unterwegs bin, ich konnte Siege einfahren. Sie startete in der Landesliga Baden-Württemberg, aber nur über kürzere Distanzen. Und mit Funkeln in den Augen fügt sie hinzu: „Klar, der Ironman auf Hawaii ist für Triathleten das Höchste. Und warum ausgerechnet der Ironman mit den extrem langen Strecken? „Ich habe gemerkt: Das kurze Knackige ist nicht meins“, lacht die Apothekerin, „bis ich warm bin, ist‘s zu Ende.  Mir liegen eher die längeren Distanzen. Auch wenn ich davor unheimlich Respekt habe und ich mir anfangs kaum vorstellen konnte, das zu schaffen.“

Im Ironman-Fieber

Der Triathlon in der Langdistanz, der unter anderem auf Hawaii stattfindet, besteht aus folgenden Disziplinen: 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Marathonlauf – und das alles ohne Pause, ohne Unterbrechung. Bei ihrem ersten Ironman-Wettkampf auf Hawaii erreichte die Pharmazeutin den sechsten Platz: „Das ist ziemlich gut“, wie sie selbstbewusst feststellt. Da kann ich ihr nur zustimmen. Wie lange braucht man eigentlich für diese Strecke?  „Das hängt stark vom Wetter, von den örtlichen Gegebenheiten ab: „Auf Hawaii kann es sehr windig sein, sehr schwül und feucht. Ich brauchte im letzten Jahr neun Stunden und 16 Minuten. Meine schnellste Zeit, die ich jemals bei einem Langdistanz-Triathlon geschafft habe, war 8 Stunden 51 Minuten, das war in Deutschland. 

Nach dem Schwimmen über 3,8 km muss der Triathlet in der Langdistanz rund 180 km auf dem Rad zurücklegen, bevor er dann noch einen Marathon laufen darf. (Foto: Skinfit International)

In diesem Jahr wollte ich auf Hawaii noch besser abschneiden. Meine Ergebnisse im Vorfeld machten mir Mut, das Training lief gut. Ich habe in Frankfurt Athletinnen hinter mir gelassen, die 2014 auf Hawaii noch vor mir waren. Alle Anzeichen standen also günstig. Platz fünf – das wäre in diesem Jahr schon ein gutes Ziel gewesen. Aber dann ist der Tag völlig in die Hose gegangen. Ab Kilometer 60 hatte ich auf dem Rad mit Krämpfen in den Füßen zu kämpfen, ich konnte keinen Druck auf die Pedale auszuüben. Nach dem Wendepunkt in Hawaii ging es dann mit Pausen zurück, und in der zweiten Wechselzone musste ich das Rennen leider aufgeben.“ Es ist der bisher bitterste Tag ihrer Triathlonkarriere. Aber sie lässt sich dadurch nicht entmutigen. schon einige Tage nach ihrer Rückkehr aus Hawaii steigt sie wieder ins Training ein – und erreicht im November Platz drei beim Ironman in Arizona.

„Mein kleiner Luxus“

Die Verbindung zur Apotheke möchte Julia Gajer nicht aufgeben. Daher arbeitet sie immer noch, soweit es ihr Trainingsprogramm zulässt, zweimal pro Woche in einer Stuttgarter Apotheke: „Das funktioniert wunderbar“, freut sich die Apothekerin, „dank meiner Chefin, die sehr verständnisvoll für meinen Sport ist. Vor allem: In den ersten drei Monaten eines Jahres bin ich oft auf den Kanaren oder auf Mallorca, um zu trainieren und die Saison vorzubereiten. Auch dafür hat sie viel Verständnis.“ Den weißen Kittel an den Nagel hängen, möchte sie auch in Zukunft nicht: „Ich möchte ganz bewusst  im Apothekengeschehen am Ball bleiben. Mir ist bewusst: Irgendwann ist die große sportliche Zeit zu Ende, wobei allerdings im Triathlon der Leistungspeak eher so in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre liegt.

Und ihre nächsten Ziele 2016? „Ich werde erstmal noch an kleineren 10 km-Läufen teilnehmen, vielleicht auch noch an einem Halbmarathon.“ Und dann ein Leuchten in ihren Augen: „Im nächsten Jahr möchte ich auf alle Fälle wieder auf Hawaii dabei sein.“

Das gesamte Porträt, das unter anderem einen Einblick in das Triathlon-Training zeigt, finden sie in DAZ 51 vom 17. Dezember 2015.


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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