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Stiftung Warentest
Erkältungsmittel gut und günstig - und leitliniengerecht?
Alle Jahre wieder: „Stiftung Warentest“ hat sich erneut mit Erkältungsmitteln befasst. Diesmal allerdings nicht in Form einer Bewertung verschiedener Mono- und Kombipräparaten. Der aktuelle Beitrag empfiehlt lediglich Mittel, die die Prüfer als sinnvoll bewerteten, gelistet sind jeweils die preisgünstigsten. Das soll Betroffenen „teure Fehlkäufe“ ersparen.
Fieber, Husten, Halsweh, Schmerzen und Schnupfen sind die Erkältungsbeschwerden, mit denen sich Stiftung- Warentest in der Januar-Ausgabe befasst hat. Unter dem Titel „50 wirkungsvolle Helfer“ werden die 50 günstigsten unter den nach Ansicht von Stiftung Warentest besten rezeptfrei erhältlichen Mittel zusammengestellt.
Symptome einzeln bekämpfen
Grundsätzlich spricht sich Stiftung Warentest dafür aus, jedes Symptom einzeln zu bekämpfen. Kombinationspräparate sucht man daher auf der Liste vergeblich. Die Wirkstoffe in Kombipräparaten ergänzten sich oft nicht sinnvoll und belasteten den Körper des Erkrankten unnötig, lautet die Begründung. Zumal die einzelnen Erkältungssymptome ohnehin nacheinander aufträten. Auch wenn ein Cochrane-Review vor kurzem Erkältungs-Kombinationsmittel positiv bewertet hatte, beurteilen die Experten von Stiftung Warentest um Professor Gerd Glaeske die Sachlage anders.
Nach den Kriterien von Stiftung Warentest müssten alle Mittel sowohl gegen Placebo als auch gegen die Einzelkomponenten sowie die anderen üblichen Behandlungsmethoden getestet werden. Derartige Studien existieren aber fast nicht. Außerdem bestehe bei Kombinationspräparaten ein höheres Risiko für Nebenwirkungen. Dass der Zugewinn an Nutzen dies übersteigt, sei durch die Studien nicht belegt. Kombinationen hätten nur ihre Berechtigung, wenn sie besser sind, als die jeweiligen Einzelmittel.
Fieber und Schnupfen
Bei Fieber und Schmerzen werden Paracetamol oder Ibuprofen empfohlen, die beide auch bei Kindern geeignet sind. Diese Wirkstoffe finden sich auch in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) zur Symptomlinderung bei verschiedenen Erkältungsbeschwerden.
Bei Schnupfen sind die alpha-Sympathomimetika Xylometazolin und Oxymetazolin sowie befeuchtende Lösungen mit Meersalz teilweise in Kombination mit Dexpanthenol für Stiftung Warentest die Mittel der Wahl.
Laut DEGAM-Leitlinie „Rhinosinusitis“ sind diese Nasensprays zur Symptomlinderung geeignet, auch wenn Effekte nicht immer in Studien nachgewiesen wurden. Abschwellende Nasensprays sollen aber nur so kurz und so niedrig dosiert wie möglich eingesetzt werden. Außerdem sollten die Präparate keine Konservierungsmittel enthalten, eine Einschätzung die Stiftung Warentest teilt.
Halsschmerzen
Bei Halsschmerzen werden von Stiftung Warentest in erster Linie Lutschtabletten mit Emser-Salz empfohlen, um die Schleimhäute feucht zu halten, auch wenn ihre Überlegenheit gegenüber wirkstofffreien Pastillen nicht belegt sei.
Von Lokalanästhetika wird in der DEGAM-Leitlinie „Halsschmerzen“ ganz abgeraten und lediglich eine Therapie mit Ibuprofen oder Paracetamol für zwei bis drei Tage empfohlen. Stiftung Warentest hält die Mittel mit Einschränkung für geeignet. Allerdings nur in Form von Lidocain- oder Ambroxol-haltigen Monopräparaten. Grundsätzlich müsste aber nach Ansicht der Verbraucherschützer die therapeutische Wirksamkeit dieser Mittel besser belegt werden.
Hustenstiller und -löser
Werden Expektoranzien oder Antitussiva gewünscht, können laut Stiftung Warentest bei Reizhusten Dextromethorphan oder zur Schleimlösung Acetylcystein (ACC) oder Ambroxol zum Einsatz kommen. Letztere allerdings nur mit Einschränkung. Die Wirksamkeit sei nicht bewiesen. Die DEGAM-Leitlinie „Husten“ rät aus diesem Grund von ACC und Ambroxol ab, für Antitussiva sieht sie nur in Ausnahmefällen eine Berechtigung, zum Beispiel nachts, um besser schlafen zu können. Eine Wirkstoffempfehlung findet sich aber in der Leitlinie nicht.
Auch Phytopharmaka finden sich unter den Top-50 von Stiftung Warentest. Spitzwegerichextrakt gegen Hustenreiz und Schleimlöser mit Efeu oder Thymian. Aber auch sie sind, so heißt es, nur mit Einschränkung geeignet, da sie nicht ausreichend erforscht seien.
Die Allgemeinmediziner hingegen stehen in ihre Leitlinie den Phytos offener gegenüber. So sieht man insbesondere für Myrtol Hinweise auf positive Effekte. Dieser Wirkstoff findet bei Stiftung Warentest gar keine Erwähnung. Auch Thymian/Efeu- bzw. Thymian/Primelwurzel-Präparaten wird in der Leitlinie durchaus ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis zugeschrieben. Daher könne bei entsprechendem Therapiewunsch des Patienten können diese „Phytopharmaka zur moderaten Symptomlinderung bzw. - verkürzung bei Erkältungshusten bzw. akuter Bronchitis erwogen werden“.
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