Schädlingsbekämpfung ohne Chemie

Kopflaus-frei dank Plasmakamm 

Berlin - 13.01.2016, 13:18 Uhr

Sie sind zwei bis drei Millimeter groß, von stumpfer grau-brauner Farbe und einfach nur lästig: Läuse - sind sie möglicherweise schon bald mit einer Kämm-Behandlung totzukriegen? (Foto: fotoliaxrender / Fotolia)

Sie sind zwei bis drei Millimeter groß, von stumpfer grau-brauner Farbe und einfach nur lästig: Läuse - sind sie möglicherweise schon bald mit einer Kämm-Behandlung totzukriegen? (Foto: fotoliaxrender / Fotolia)


Kopfläuse sind unangenehm, hartnäckig und können nur in langwierigen Prozeduren bekämpft werden. Die Erfindung von Forschern des Fraunhofer-Instituts könnte die Rettung sein: Ein Kamm, der die Schädlinge mithilfe von Plasma abtötet –  an nur einem Tag.

Wer Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter hat, kennt die hartnäckigen Bewohner: Kopfläuse. Um sie – und vor allem die in den Haaren festsitzenden Nissen – loszuwerden, sind langwierige Behandlungen nötig. Es gibt Shampoos oder -lotionen, mit dem Nissenkamm ist dann Haarsträhne für Haarsträhne zu durchkämmen. Chemische Mittel werden kritisch gesehen und von Eltern gerne vermieden – doch oft sind sie unausweichlich.

Forscher des Anwendungszentrums für Plasma und Photonik des Fraunhofer-Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik in Göttingen haben nun eine Alternative entwickelt: Einen Plasma-Läusekamm, der die Schädlinge ohne Biozide und den Einsatz von Chemie abtötet.

Effektives Luftplasma

Und das funktioniert so: Im Gehäuse des batteriebetriebenen Kamms befindet sich ein Hochspannungserzeuger. Dieser lädt die Luft zischen den Kammzinken, die als Elektroden fungieren, elektrisch auf. Dabei entsteht Plasma. Professor Wolfgang Viöl, Leiter des Anwendungszentrums, erläutert: „Plasma ist ein Aggregatszustand, der entsteht, wenn einem Gas oder Gasgemisch Energie zugeführt wird“.

Dieses kurzzeitig elektrisierte Gemisch tötete in diversen Tests die Läuse sowie die Nissen ab. Es beschädige jedoch nicht das Haar und die Kopfhaut, versprechen die Forscher. Ganz genau wissen sie zwar nicht, was am Plasma für das gute Ergebnis sorgt: Aber: „Bereits nach einmaligem Durchkämmen sind die Hälfte der flügellosen Insekten tot. Innerhalb eines Tages ist man die Quälgeister los“, erklärt Viöl.  

Dieser Kamm soll Läuse und ihre Nissen in kürzester Zeit mithilfe von Hochspannung vernichten. (Foto: Fraunhofer IST)

Der Plasmakamm wurde laut Fraunhofer-Institut bereits in regionalen Kinderarztpraxen vorgestellt und kann wie ein normaler Kamm angewandt werden. Geplant ist, den Läusekamm als kosmetisches Produkt zunächst in Kleinserie auf den Markt zu bringen.

Viöl ist überzeugt: „Der Plasmakamm kann biozidhaltige Mittel ersetzen“. Passe man die Form und den Abstand der Zinken entsprechend an, ließen sich auch Haustiere mit Ungeziefer behandeln. Denkbar sei auch der Einsatz in Entwicklungsländern, wo Kopfläuse gefährliche Bakterien wie Erreger des Fleckfiebers oder des Fünf-Tage-Fiebers übertragen können.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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5 Kommentare

Igelnothilfe

von Grau am 28.01.2017 um 17:19 Uhr

Da möchte ich gerne die erste Person sein, welche ihren Pfleglingen, den Igelein (Igelnothilfe) einen Milben, Floh und Pilzfreien Start in ihr ohnehin schweres Wildtierleben ermöglicht, ohne Chemie und Angst, die kleinen mit einer Flohbehandlung umzubringen (viele Tierärzte tun das aus Unwissenheit mit Flohpuder) was für eine positive Aussicht :-D

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Kopflaus-frei dank Plasmakamm

von Pippilotta am 14.01.2016 um 10:24 Uhr

wow, das ist angewandte NW

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Phaser auf Betäubung

von Biologista am 13.01.2016 um 19:00 Uhr

Der Vorschlag, den echt 'spacigen' Kamm in Entwicklungsländern einzusetzen in allen Ehren, aber Kopfläuse sind nun nicht gerade als Übertrager von Rickettsien, also Fleckfiebererregern bekannt. Das ist bislang allenfalls experimentell gelungen. Die Rickettsienübertragung übernehmen Kleiderläuse. Vielleicht kann da ja ein 'Phaser' à la Raumschiff Enterprise helfen ;-)

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Läusekamm

von Sissi Rakete am 13.01.2016 um 18:37 Uhr

Das will ich haben!!!

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AW: Läusekamm: Bezugsquelle bekannt?

von AndiSh am 30.07.2018 um 13:02 Uhr

Ich möchte die Redakteurin mal bitten, von der Quelle eine Bezugsquelle in Erfahrung zu bringen. Ich habe es nicht geschafft. Vielleicht ist das Projekt am Stocken (sicher ob der Bürokratie, bis man ein Produkt im medizinischen Umfeld in Verkehr bringen darf;).

Aber es wird so was von Zeit ;))

(Und ja, ich kann mir vorstellen, dass man damit Klamotten auch kämmen kann. Genaus so wie es auch bei anderen Hauterkrankungen hilft. Mein Vater hatte so was vom Opa geerbt, "Heilapparat", mit Tesla-Spule wurde da in Vakuumkolben mit Plasma gearbeitet, was ähnlich kalt auf die Haut ging. Es war aber ungeregelt, also teilweise ben nicht kalt. Das war dadurch allerdings immer ein bisschen am Ozon produzieren. Ist jetzt im Museum gelandet. Da war auch ein (recht grobzinkiger) Kamm dabei.

Viel Glück dem Team um Prof. Wolfgang Viöl !

Gruß!

Andi

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