WHO-RePort

41 Millionen Kleinkinder zu dick

Genf - 25.01.2016, 17:08 Uhr

Übergewicht bei Kindern: Die WHO sieht die Staaten in der Pflicht. (Foto: kwanchaichaiudom/Fotolia)

Übergewicht bei Kindern: Die WHO sieht die Staaten in der Pflicht. (Foto: kwanchaichaiudom/Fotolia)


Experten haben einen besorgniserregenden Bericht vorgelegt: Weltweit bringen zahlreiche Kinder unter fünf Jahren viel zu viele Kilos auf die Waage. Das Gesundheitsproblem betrifft auch ärmere Länder.

Die Zahl dicker, kleiner Kinder hat erheblich zugenommen. Mindestens 41 Millionen Mädchen und Jungen unter fünf Jahren sind übergewichtig oder fettleibig. Dies geht aus einem Bericht hevor, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Montag vorgelegt hat. Das entspreche 6,1 Prozent der Kinder in dieser Altersgruppe – 1990 seien es 31 Millionen (4,8 Prozent) gewesen.

Die Schuld für diesen Anstieg sieht die WHO vor allem in der Werbung für ungesundes Essen. Die Staaten müssten daher mit Gesetzen und Programmen eingreifen. In Deutschland fordern Experten Ähnliches.

Ein Problem vor allem in Asien

Am stärksten stieg die Zahl zu dicker Kinder unter fünf Jahren nach dem WHO-Bericht in Ländern mit unterem und mittlerem Einkommen. 2014 waren dort 15,5 Millionen Kinder übergewichtig – mehr als doppelt so viele wie 1990 (7,5 Millionen). Fast die Hälfte der zu dicken Kinder lebe in Asien (48 Prozent), ein Viertel in Afrika.

Die WHO wies auch darauf hin, dass Unterernährung in der frühen Kindheit das Risiko für Übergewicht in späteren Jahren erhöhe, wenn sich die Ernährung und körperliche Aktivität änderten.

Grundlage für die Einstufung als übergewichtig ist der Body-Mass-Index (BMI), der sich aus dem Verhältnis von Körpergröße zu Gewicht errechnet. Fettleibige (adipöse) Menschen haben ein erhöhtes Risiko für viele Gesundheitsprobleme, etwa Diabetes Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch die Psyche kann leiden.

Keine Daten für Deutschland

Hierzulande gibt es der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG) zufolge keine aktuellen Daten über die Zahl kleiner, dicker Kinder. Eine repräsentative Erhebung unter Drei- bis Sechsjährigen habe es zuletzt zwischen 2003 und 2006 gegeben, sagte Sprecherin Stefanie Gerlach. Die DAG gehe aber davon aus, dass die Zahlen im Kindes- und Jugendalter auf einem hohen Niveau geblieben sind.

Fett-Zucker-Steuer statt Selbstverpflichtung

Die WHO wandte sich mit zahlreichen Empfehlungen direkt an die Staaten. „Ein stärkeres politisches Engagement ist notwendig, um die globale Herausforderung von kindlichem Übergewicht und Fettleibigkeit anzugehen“, teilte der Co-Vorsitzende der WHO-Kommission zur Bekämpfung von Fettleibigkeit bei Kindern, Peter Gluckman, mit. So könnten etwa Standards für Schulessen, eine Zucker-Steuer oder die Beschränkung von Werbung für ungesundes Essen helfen.

Auch die DAG sieht den Staat in der Pflicht. „Alle Erfahrungen haben gezeigt, dass freiwillige Selbstverpflichtungen der Lebensmittelindustrie nicht wirksam sind“, sagte Gerlach. Deshalb fordere ihr Verband eine Zucker-Fett-Steuer. Werbung für ungesunde Lebensmittel und Getränke, die sich an Kinder und Jugendliche wende, sollte beschränkt werden. Alle Bundesländer sollten zudem Qualitätsstandards für Schulessen verbindlich festlegen.


Deutsche Presse-Agentur


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