Medizinische Grundversorgung

Expertenkommission fordert Gesundheitskarte für alle Flüchtlinge

Stuttgart / Berlin - 05.02.2016, 07:30 Uhr

Die Gesundheitskarte für alle Flüchtlinge soll zugleich eine bessere als auch günstigere Gesundheitsversorgung ermöglichen. (Foto: dpa)

Die Gesundheitskarte für alle Flüchtlinge soll zugleich eine bessere als auch günstigere Gesundheitsversorgung ermöglichen. (Foto: dpa)


Eine Kommission der Robert-Bosch-Stiftung schlägt die flächendeckende Einführung der Gesundheitskarte für Flüchtlinge ein, um eine angemessene medizinische Versorgung sicherzustellen. Sie könne sowohl Bürokratie als auch Kosten vermeiden. Außerdem solle Flüchtlingen zukünftig eine medizinische Grundversorgung zustehen.

Die medizinische Versorgung von Flüchtlingen erfüllt nach Angaben einer Expertenkommission um den stellvertretenden CDU-Chef Armin Laschet vielfach nicht die gesetzlichen Mindeststandards. Ein erster wichtiger Schritt könne die bundesweite Umstellung auf eine verbindliche Gesundheitskarte sein, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Report der Robert-Bosch-Stiftung zur Neuausrichtung der Flüchtlingspolitik.

Bisher müsse oft bei jeder einzelnen Behandlung ein Krankenschein bei den Gesundheits- und Sozialämtern beantragt und durch die Ärzte abgerechnet werden. Dagegen baue die Gesundheitskarte Bürokratie ab und vermeide Kosten, wie Erfahrungen aus Bremen und Hamburg zeigten. „Wir können und müssen den Zugang zu medizinischen Behandlungen für Flüchtlinge auf einem guten Niveau vereinheitlichen und vereinfachen. Das entspricht einem menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen und ist langfristig auch günstiger für die Gesellschaft“, sagte Laschet. Bisher haben nur die rot-grün regierten Länder Bremen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen die Gesundheitskarte schon eingeführt.

Bisher nur Anspruch auf Notversorgung

Darüber hinaus rät die Kommission zu einer bundeseinheitlichen Grundversorgung für Flüchtlinge. Bislang hätten Asylbewerber in den ersten 15 Monaten keinen Anspruch auf volle medizinische Leistungen, sondern nur auf eine Notversorgung. Das führe unter anderem dazu, dass präventive Impfungen wie gegen Tuberkulose oft erst nach Monaten durchgeführt würden. Gerade in Gemeinschaftsunterkünften steige so die Ansteckungsgefahr.


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Kostenrechnung

von Dr.Diefenbach am 05.02.2016 um 18:01 Uhr

Ich sehe das genau wie Herr Baru.Und ich sehe auch das rhetorische Herumgeeiere täglich in allen Fragen ,die die Flüchtlingsproblematik betreffen.Es ist höchste Aufmerksamkeit geboten,wenn Kassen uU Kostenrechnungen aufmachen,die den AM-Sektor betreffen und die dann im negativen Fall Steigerungen aufweisen,die weit über Planungsziele hinausgehen.In Hessen gibt es ja eine Kennung,die die differenzierte Darstellung ermöglichen soll.Fairer! Umgang mit den Daten sollte selbstverständlich sein.Übrigens gibt es keine Veranlassung auf Grund der aktuellen Situation die eigenen Vorstellungen zurückzunehmen.Frau Merkel verteilt die Milliarden so grosszügig(s.Türkei diese Woche,siehe Panzergeschäfte mit den Saudis...?),was ja alles die soziale Lage von Millionen mit beeinflusst,dass gerade unser Beruf,der ja an vielen Stellen wieder sehr aktiv Hilfe einbringt,seinen Status sehr dezidiert darstellen kann und muss

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Flüchtlings Gesundheit

von Heiko Barz am 05.02.2016 um 12:22 Uhr

Dieses Thema ist von höchster sozialer Brisanz, es darf aber auch nicht unter den Tisch gekehrt werden, weil man Angst hat, sich berufspolitisch inkorrekt zu verhalten.
Wichtig für unsere Berufsebene ist die Sicherheit der Abrechnug von Rezepten der Flüchtlinge. Diese Garantie der Begleichung soll uns gegeben sein durch die AOK. Soweit sogut. Die Krankenkasse wird sich ihr Geld schon von W. Schäuble holen, das ist klar.
Was mich verunsichert, ist die Vorstellung einer Epidemie wie z.B. Grippe oder Masern etc. in den überlasteten Flüchtlingsunterkünften. Natürlich werden wir damit versorgungstechnisch fertig.
WIR schaffen das!
Aber wie wird sich dieser Umstand in der dann folgenden Arzneimittelstatistik auswirken, wenn Steigerungszahlen von mehr als 10% zu erwarten sind. Mit Sicherheit stehen wir dann als Kostentreiber wieder am Pranger, weil mit den teuren Arzneimitteln wesentlich einfacher zu argumentieren ist als mit der Leistung anderer Gesundheitsanbieter.
Als ich diesen Umstand im Frühsommer letzten Jahres thematisierte, da noch nicht klar war, mit wem wir die Rezepte abzurechnen hätten, wurde ein Füllhorn der Beschimpfungen über mich ausgeschüttet. Nur bin ich jetzt gespannt, wie diese Situation im nächsten Jahr von Politik und Medien dargestellt wird.
Mir wird jetzt schon schlecht, wenn uns Apothekern wieder eine sogenannte Goldene Nase angedichtet wird - bedingt durch das gesundheitliche Schicksal der Flüchtlinge.


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