Arzneimittel-Taxi

Schnell geliefert – Tabletten, Hustensaft und ein gutes Stück Literatur

Olpe - 11.02.2016, 09:00 Uhr

Klever: Gerd Franke mit seinem Taxi vor seiner Linden-Apotheke in Olpe. (Foto: privat)

Klever: Gerd Franke mit seinem Taxi vor seiner Linden-Apotheke in Olpe. (Foto: privat)


Um dem Online-Handel etwas entgegenzusetzen, haben sich im Sauerland ungewöhnliche Allianzen gebildet. Im Kreis Olpe liefert das Arzneimittel-Taxi der Linden-Apotheke so nun auch Bücher für eine Buchhandlung mit aus.

„Jeden Tag ist mindestens ein Buch mit in der Lieferung“, sagt Gerd Franke. Der Apotheker der Linden-Apotheke in der nordrhein-westfälischen Kreisstadt Olpe im Sauerland spricht dabei über den Lieferservice seiner Offizin. „Kostenfreie Lieferung von Arzneimitteln und Literatur“, das steht auf der Seite seines Medikamenten-Taxis.

Franke kooperiert mit der Buchhandlung Dreimann in Olpe. Deren Geschäftsführer Georg Spielmann kam auf die Idee, den Lieferservice zu kombinieren, immerhin bieten beide Männer besondere Waren an. Und so hat das Apotheken-Mobil nun neben Tabletten, Hustensäften und Co. auch gute Literatur mit an Bord.

Dem Online-Handel etwas entgegensetzen

Mit Spielmann hat der Apotheker guten persönlichen Kontakt, sodass die Idee vor rund einem Jahr schnell umgesetzt war. „Wir wollen damit dem Online-Handel etwas entgegensetzen“, erklärt Franke. Schließlich litten alle Einzelhändler unter dem Trend, Waren im Internet zu bestellen und sie sich liefern zu lassen – insbesondere allerdings der Buchhandel. Nun können die Kunden der Buchhandlung lokal kaufen, sich ihre Bestellung aber nach Hause bringen lassen.

„Das wird sehr gut angenommen“, sagt der Apotheker. Der Kreis Olpe ist sehr flächig und beherbergt viele kleinere Dörfer, die oft weit auseinander liegen. „Die Kunden kommen ja kaum noch in die Stadt“, sagt Franke. Bei den Apotheken sei das Problem zwar noch gering, die Kunden gingen ja mit ihren Rezepten vom Arzt meist direkt in die Apotheke. Doch bei den rezeptfreien Produkten sieht Franke bereits die wachsende Online-Konkurrenz. „Dagegen wollen wir etwas tun“, sagt er auch mit Blick in die Zukunft.

Apotheker Franke mit seinem Partner Dreimann vor der Buchhandlung in Olpe. (Foto: privat)

Lieferung der Bücher und Arzneimittel kostenlos am selben Tag

Die Idee, Medikamenten-Taxi und Bücherlieferung zu kombinieren, sei gut, sagt er. Und dazu ist sie noch emissionsfrei, denn das Apotheken-Mobil der Linden-Apotheke fährt elektrisch. Die 160 Kilometer Reichweite würden bei den täglichen Fahrten auch meist völlig ausgeschöpft.

Den Buchkunden bietet die Buchhandlung dabei sogar kostenlos das, was Online-Konkurrenten meist nur gegen Aufpreis erfüllen: Wer in der Woche bis 14.30 Uhr per Mail oder telefonisch bestellt, erhält seine Lieferung nämlich noch am selben Tag bis 20 Uhr, erklärt Spielmann. Ausnahmen gibt es nur, wenn das Buch nicht vorrätig ist – dann kommt es meist am folgenden Tag – oder wenn das Wetter nicht mitspielt, weil etwa Schnee und Eis sich auch dem Elektro-Flitzer in den Weg stellen.

Geliefert wird kostenfrei im Umkreis von 20 Kilometern, sagt Franke. Neue Kunden für die Apotheke habe er so nun zwar nicht direkt gefunden, doch der Apotheker ist überzeugt von der guten Idee, von denen schließlich alle Seiten profitierten. Für die Bücherlieferung erhält er von der Buchhandlung eine Sendungspauschale, die in etwa der Höhe normaler Portokosten entspricht. 

Steigende Nachfrage nach dem Service der Apotheke

Die Buchhandlung meldet unterdessen steigende Nachfrage nach dem Lieferservice. Zwar wollten die meisten Kunden noch vor Ort ihre Ware abholen, doch pro Woche seien es mittlerweile 70 bis 80 Bücher, die per Medikamenten-Taxi zum Leser im Kreis Olpe kämen. Auch der Online-Shop und die App der Buchhandlung Dreimann vermeldeten steigende Nutzerzahlen.

Franke und Spielmann denken für die Zukunft über die Grenzen ihrer Branchen hinaus. „Es gibt da viele Ideen“, sagt Franke. Diese sei jetzt erstmal eine erste gewesen, um den Einzelhandel vor Ort zu stärken. Und sie soll noch erweitert werden. Die Geschäftsleute suchen bereits nach weiteren Mitstreitern. „Der Lieferservice könnte zum Beispiel auf Blumen ausgeweitet werden“, sagt Franke. Auch Kleidungsstücke, die die Kunden dann zuhause anprobieren könnten, seien in Zukunft denkbar. Ein Infotreffen mit anderen Einzelhändlern ist bereits geplant.


Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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