Stationär. teilstationär. ambulant

Koalition einigt sich auf flexiblere Versorgung psychisch Kranker

Berlin - 19.02.2016, 07:12 Uhr

Border Collie Welpe Zazu ist Therapiehund in Ausbildung. Im Martin-Gropius-Krankenhaus Eberswalde soll er psychisch kranken Patienten dabei helfen, ein Stück weit in die Normalität zurückzufinden. Schon das Streicheln des zutraulichen Tieres wirkt bei vielen Patienten beruhigend und mobilisierend zugleich. Depressionen können so gelöst und den Patienten das Gefühl der Einsamkeit und des Ausgegrenztseins genommen werden. (Foto: Hans Wiedl / dpa)

Border Collie Welpe Zazu ist Therapiehund in Ausbildung. Im Martin-Gropius-Krankenhaus Eberswalde soll er psychisch kranken Patienten dabei helfen, ein Stück weit in die Normalität zurückzufinden. Schon das Streicheln des zutraulichen Tieres wirkt bei vielen Patienten beruhigend und mobilisierend zugleich. Depressionen können so gelöst und den Patienten das Gefühl der Einsamkeit und des Ausgegrenztseins genommen werden. (Foto: Hans Wiedl / dpa)


Die Zahl der Patienten in psychiatrischen Kliniken ist deutlich angestiegen. Doch deren Behandlung ist nicht immer auf dem neuesten Wissensstand. Das will die schwarz-rote Koalition jetzt ändern.

Psychisch kranke Menschen sollen künftig besser versorgt werden. Die Gesundheitspolitiker der großen Koalition verständigten sich am Donnerstag in Berlin auf entsprechende Eckpunkte. Dabei werde sich die Vergütung daran orientieren, ob eine Einrichtung diese Menschen nach modernem wissenschaftlichen Standard behandelt, erläuterte Gesundheitsminister Hermann Gröhe nach einem Treffen mit Fachverbänden.

In diesem Zusammenhang müsse in einem solch betreuungsintensiven Bereich auch über eine Aufstockung des Personals nachgedacht werden. Allerdings seien noch keine genauen Angaben über die Kosten der Reform möglich, hieß es.

Drehtüreffekte vermeiden

Gröhe zeigte sich überzeugt, dass die sektorübergreifende Zusammenarbeit zwischen stationären, teilstationären und ambulanten Einrichtungen gerade in der Psychiatrie künftig an Bedeutung gewinnen werde. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Karl Lauterbach erläuterte dazu, häufig komme es vor, dass psychisch Kranke nach einer Behandlung in einer Klinik nach Hause entlassen würden und dann die Betreuung abrupt abbrechen, so dass der Patient nach einiger Zeit wieder eingeliefert werden müsse. 

Künftig ist laut Gröhe vorgesehen, dass Patienten nach einer Entlassung aus einer Klinik vom Klinikpersonal zu Hause weiter betreut werden sollen. Die Vergütung komme dann aus dem Klinikbudget. Es gelte, sogenannte Drehtüreffekte zu vermeiden, sagte Gröhe. Die SPD-Gesundheitspolitikerin Hilde Mattheis wies darauf hin, dass für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche das häusliche Umfeld für eine erfolgreiche Behandlung ein wesentlicher Faktor sei.

Der Maßstab für die Vergütung sei künftig grundsätzlich eine leitliniengerechte Behandlung der Patienten. Zudem werde sie sich auch nach regionalen Besonderheiten richten. So kann es durchaus sein, dass in einigen städtischen Gebieten häufiger psychisch Erkrankte in Kliniken eingewiesen werden als etwa im ländlichen Raum.

Transparenz dringend nötig

Die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, Maria Michalk, unterstrich, um zu erkennen, ob eine Einrichtung leitliniengerecht behandelt, sei Transparenz dringend notwendig. „Auf diese Weise können die in den Kliniken erbrachten Leistungen untereinander verglichen werden.“

Die Grünen-Gesundheitspolitikerin Maria Klein-Schmeink verwies im Gespräch mit der dpa auf einen deutlichen Anstieg der Patientenzahlen in psychiatrischen Krankenhäusern. Zudem seien lange Wartezeiten in der ambulanten Behandlung, häufig wiederkehrende stationäre Aufenthalte der Kranken sowie ein Anstieg von frühzeitiger Erwerbsunfähigkeit „deutliche Hinweise, dass die Versorgung insgesamt dringend weiterentwickelt werden muss“. Klein-Schmeink betonte: „Wir brauchen eine am individuellen Bedarf der Patienten ausgerichtete Vergütung, die flexibel verschiedenste Versorgungsformen ermöglicht.“


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