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Unterfranken
Bürgermeister kämpft für Arzneimittelversorgung
In Schwarzach am Main blieb die einzige Apotheke im Ort ohne Nachfolger und musste schließen. Bürgermeister Volker Schmitt gab jedoch nicht auf und hat nun Apotheker Martin Müller aus der Nachbarstadt dazu bewegt, einen Rezeptbriefkasten aufzustellen.
Im September 2015 ging die Apothekerin Ursula Steinbrenner nach fast 40 Jahren in Rente. Sie hinterließ eine Lücke in der unterfränkischen 3600 Einwohner zählenden Marktgemeinde Schwarzach am Main im Landkreis Kitzingen nahe Würzburg. Die Benediktiner-Apotheke, die einzige im Ort, war von der Apothekerin 1976 eröffnet worden und schloss somit ihre Pforten. Diagnose: Nachfolgermangel – ein insbesondere im ländlichen Bereich immer größer werdendes Problem. In Schwarzach jedoch kämpfte der Bürgermeister Volker Schmitt dafür, dass gerade die älteren Einwohner nicht kilometerweit bis in die nächste Ortschaft fahren müssen, um ein Rezept einzulösen.
Alle Apotheker der Umgebung angesprochen
„Er hat, glaube ich, alle Apotheker in der gesamten Umgebung angesprochen und gebeten, eine Filiale in Schwarzach zu eröffnen“, sagt Apotheker Martin Müller, der in der benachbarten 20000 Einwohner zählenden Kreisstadt Kitzingen die Apotheke im Ärztehaus betreibt. Diesen Gefallen konnte Müller dem Bürgermeister nicht erfüllen, die alte Benediktiner-Apotheke war zu klein geworden und die nötigen Investitionen hätten eine Filiale möglicherweise unwirtschaftlich gemacht, sagt er.
„Aber ich war beeindruckt, dass der Bürgermeister sich so für seine Bürger stark gemacht hat und habe ihm einen Vorschlag gemacht.“ Daher ist nun im Zentrum der Marktgemeinde doch wieder das Fraktur „A“ der Apotheken zu finden – an einem Rezeptbriefkasten, für den Apotheker Müller die Verantwortung übernommen hat.
Seit Anfang Februar ist der Briefkasten aufgestellt. „Etliche Rezepte sind auch bereits eingeworfen worden“, sagt Müller. Montags bis freitags wird der Kasten täglich um 9.15 Uhr geleert. Die Medikamente werden dann von der Apotheke im Ärztehaus noch am gleichen Tag kostenfrei geliefert. „Ich sehe das jetzt als einen Test an“, sagt Müller. Für alles, was sich in Zukunft daraus entwickeln könnte, sei er offen, sagt er. Der Apotheker sieht den Briefkasten insbesondere als einen Service für die älteren Einwohner. „Mir ist klar, dass viele seit der Schließung der Apotheke bereits andere Wege gefunden haben“, sagt er. Aber für die Älteren sei das ja nicht immer so einfach.
Rezeptbriefkasten mit allen Genehmigungen
Dass auch das Aufstellen eines Rezeptbriefkastens nicht so einfach ist, weiß Müller zu berichten. „Es gibt im ganzen Land eigentlich viele solcher Kästen, die eigentlich so gar nicht erlaubt sind“, sagt er. „Ich habe aber gesagt, wenn wir das machen, muss es perfekt sein.“ Daher hat er sich Beratung bei der Bayrischen Landesapothekerkammer geholt und alle notwendigen Erlaubnisse für den Versand der Medikamente eingeholt. „Das ist vergleichbar mit einer ,Pick-up-Stelle'“, erklärt Müller. Dementsprechend weist auch ein Schild am Rezeptbriefkasten darauf hin, dass die Einlösung der Rezepte und der Versand der Medikamente gemäß den Vorgaben für Versandapotheken erfolgt.
Trotz der seit Jahren rückläufigen Apothekenzahlen
und einer regional sehr unterschiedlichen Verteilung der Apotheken sieht die ABDA bundesweit die flächendeckende Arzneimittelversorgung weiterhin
gewährleistet. Mit nur noch 20.296 Apotheken in
ganz Deutschland war im September 2015 laut ABDA bereits ein absoluter
Tiefststand erreicht.
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