Strukturwandel

Medizinstudiumreform gegen Hausärztemangel

Berlin - 26.02.2016, 10:30 Uhr

Mangelware Hausarzt: In immer mehr Regionen ist die wohnortnahe medizinische Versorgung in Gefahr. (Foto: ArTo / Fotolia)

Mangelware Hausarzt: In immer mehr Regionen ist die wohnortnahe medizinische Versorgung in Gefahr. (Foto: ArTo / Fotolia)


Die Koalition von Union und SPD will mehr Hausärzte aufs Land bekommen. Dazu hat sie zwei wichtige Gesetzesvorhaben in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben. Gefordert wird auch eine verstärkte Ausbildung in Allgemeinmedizin.

Das „Gesetz zur Stärkung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung“ (GKV-Versorgungsstärkungsgesetz) ist bereits Mitte 2015 verabschiedet worden. Es will unter anderem die Verteilung der Ärzte in Deutschland verändern. Überversorgung in Ballungsräumen soll entzerrt, Unterversorgung in ländlichen Regionen behoben werden. Ärzte sollen durch stärkere, vor allem finanzielle Anreize für eine Niederlassung in strukturschwachen Gebieten gewonnen werden. Auch für die Apotheken vor Ort ist der Hausärztemangel natürlich ein grundlegendes Problem.

Zur Reform des Medizinstudiums sollen Gesundheits- und Wissenschaftsminister von Bund und Ländern in den nächsten Monaten einen „Masterplan Medizinstudium 2020“ erarbeiten. Schwerpunkte sind eine zielgerichtetere Auswahl der Studienplatzbewerber, die Förderung der Praxisnähe und die Stärkung der Allgemeinmedizin im Studium.

Sorge in Sorge

Der CDU-Gesundheitspolitiker Tino Sorge hat angesichts des Hausärztemangels auf dem Land eine rasche Reform des Medizinstudiums angemahnt. Er rief die Länder auf, „möglichst an allen medizinischen Fakultäten Lehrstühle für Allgemeinmedizin einzurichten“. Zudem sollte es mehr Medizinstudienplätze geben, sagte Sorge der Deutschen Presse-Agentur. Die Bundesländer müssten ihren Teil dazu beitragen, dass der Mangel an Fachärzten für Allgemeinmedizin auf dem Lande überwunden werden kann.

Die Arbeit als niedergelassener Vertrauensarzt müsse aufgewertet werden. Der CDU-Bundestagsabgeordnete appellierte an die regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen, ausreichend Lehrpraxen zur Verfügung zu stellen. Deutschland brauche eine stabile Ärzteversorgung auf dem Land. Daher sollten Anreize für eine Tätigkeit als Allgemeinmediziner früher gesetzt und praxisnah vermittelt werden. So müsse bereits bei der Zuweisung von Studienplätzen die Versorgungssituation und damit eine bessere Verteilung der Ärzte im Auge behalten werden.


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Ärztemangel

von Heiko Barz am 26.02.2016 um 11:57 Uhr

Dass wir in naher Zukunft ein "Arzt auf dem Lande" Problem bekommen ist offensichtlich. Die natürliche Folge ist auch das Abnehmen der dort ansässigen Apotheken mit deren Angestellten.
Ich glaube nicht, dass das in diesem Bericht angedeutete Unbehagen der Politik sich in irgendeine positive Richtung auch auf uns ( Apotheker ) bezieht.
Das soll heißen, wenn man den Ärzten eine finanzielle Zukunft auf dem Land verspricht, so trifft diese Unterstützung mit Sicherheit bei den Landapotheken nicht zu.
Auf dem Lande brauchen wir unbedingt die Erhaltung praxisnaher Apotheken. Man kann der ländlichen Bevölkerung, was die Folge wäre, ein Versandapothekensystem nicht abverlangen.
Im Übrigen, diese Misere ist durch die massiven finanziellen Pressionen der letzten 10 Jahre durch Staat und Kassen veranlasst. Wenn es adäquate finanzielle Bewertungen dieser Berufe gäbe, dann hätten wir auch kein Landarztproblem!!
Ich befürchte eine Entwicklung hin zu einem Bachelor Arzt, dabei kann ich mir nicht vorstellen, dass die Ärzteschaft dieser beruflichen Abwertung zustimmen wird.

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