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Viele Pharmazie-Absolventen zieht es nach dem Studium in die Städte. Dass man aber auch aus Leidenschaft erfolgreich eine Landapotheke in die Zukunft führen kann, zeigt das Beispiel von Michaela und Leonhard Wieser, die die Sophien-Apotheke im oberbayerischen Örtchen Steinhöring übernommen haben.
Jung, erfolgreich, verheiratet und Inhaber einer eigenen Apotheke auf dem Land – eine Biografie, die man heute nicht mehr so häufig antrifft. Schließlich zieht es die meisten Pharmazie-Absolventen in dieser Zeit eher in die Städte, während Apotheker auf dem Land händeringend nach Nachfolgern suchen. Bei den Wiesers ist das anders. 26 und 27 Jahre waren Michaela und Leonhard Wieser alt, als sie gemeinsam die Sophien-Apotheke in der oberbayerischen 3900-Einwohner-Gemeinde Steinhöring bei München übernahmen. Da war das Paar gerade ein halbes Jahr zusammen. Nun können die beiden Apotheker bereits auf fünf erfolgreiche Jahre zurückblicken – und im Oktober kam ihre Tochter zur Welt.
Immer gewünscht, eine eigene Apotheke zu haben
„Wir wären nie in die Großstadt gezogen. Das macht man als Landkind einfach nicht“, sagt Leonhard Wieser heute. Er und seine Frau leben nun in der Nachbarstadt Grafing , einer 13000-Einwohner-Stadt, so wie Steinhöring im Landkreis Ebersberg gelegen. Dort stammt der Apotheker auch her, seine Frau aus dem Nachbarort Aßling. Beide gingen in Grafing auf das Gymnasium und verloren sich auch nicht aus den Augen, als sie in verschiedenen Städte Pharmazie studierten – er in Halle, sie in München. Dass er Pharmazie studieren wollte, sei für ihn bereits in der dritten Klasse klar gewesen, sagt er. „Da habe ich ein eigenes Anti-Mückenmitteln kreiert“, scherzt der Apotheker. Bei ihr sei es eine Entscheidung „aus dem Bauch heraus“ gewesen, Pharmazie zu studieren. Nach der Rückkehr in ihre Heimat wurden sie dann ein Paar.
„Wir haben nach dem Studium beide in großen Städten als angestellte Apotheker gearbeitet“, sagt das Paar. „Aber wir haben uns immer gewünscht, eine eigene Apotheke zu haben – und wir sind beide keine Apothekerkinder“, sagt er. Also gab es keine Offizin, die man von den Eltern hätte übernehmen können. Die Sophien-Apotheke kannten die Wiesers jedoch. „Wir haben gesehen, dass die Apotheke Potenzial hat.“ Und so habe man damals das damalige Apotheker-Ehepaar damit überrascht, dass man sich als Nachfolger anbot. Der frühere Inhaber war bereits über 60, hatte aber noch nicht mit der Nachfolger-Suche begonnen, sagt Leonhard Wieser. Es sei dann gegenseitige Sympathie gewesen. Noch heute habe man ein gutes Verhältnis zum ehemaligen Inhaber-Paar.
Mit ordentlicher Summe zukunftsfähig gemacht
Wir wollten die Apotheke erhalten“, sagen sie – und das gegen den Rat ihres Steuerberaters. „Die Zahlen waren eigentlich nicht so gut“, erinnert sich Michaela Wieser. Und dennoch investierte das Paar „eine ordentliche Summe“ und machte die in einem ehemaligen Bauernhaus gelegene Landapotheke mit 30 Jahren Tradition zukunftsfähig. „Wir haben unter anderem das Lager verdreifacht“, sagt der Apotheker. Auch die Öffnungszeiten habe man mit als erstes verlängert. Mittlerweile gibt es sogar eine eigene App, mit der Medikamente vorbestellt werden können. Die Investitionen haben sich gelohnt: „Mit unserer Landapotheke brauchen wir uns jetzt nicht zu verstecken“, sagt das Paar.
Dass die Sophien-Apotheke nun sehr gut läuft, liegt dabei zum Teil auch an der Bundesstraße 304, die direkt am Standort der Offizin vorbeigeht. Viele Kunden halten so „mal eben“ an der Apotheke und bilden eine zusätzliche Laufkundschaft. „Als die Straße jetzt einige Zeit gesperrt war, haben wir das deutlich gemerkt“, sagt der Apotheker. Zwei Ärzte und einen Zahnarzt gebe es in Steinhöring, „doch ohne die Straße wäre es schwerer“, sagt das Paar.
Auf dem Land mehr Nähe zu Patienten und Ärzten
Dass es in einer Landapotheke aber einfach anders sei als in der Stadt, sei ein Grund gewesen, das Wagnis einzugehen. „Die Nähe zu den Patienten ist das Besondere auf dem Land“, sagt Leonhard Wieser. Natürlich habe man auch in der Stadt seine Stammkunden, doch auf dem Land sei das intensiver. „Und hier kennt man auch die Ärzte persönlich.“ Das mache die Zusammenarbeit besonders gut, wenn es Rückfragen gebe. So könne man noch besser für die Patienten da sein und ihnen gute Beratung bieten.
Dazu käme vielleicht noch, dass man als Apotheker auf dem Land einen „gewissen Status“ innehabe. „Wir werden als Herr und Frau Apotheker angesprochen“, sagt Wieser mit einem Lachen. Das gebe es so in der Stadt bestimmt nicht.
Dass es in einer Landapotheke aber einfach anders sei als in der Stadt, sei ein Grund gewesen, das Wagnis einzugehen. „Die Nähe zu den Patienten ist das Besondere auf dem Land“, sagt Leonhard Wieser. Natürlich habe man auch in der Stadt seine Stammkunden, doch auf dem Land sei das intensiver. „Und hier kennt man auch die Ärzte persönlich.“ Das mache die Zusammenarbeit besonders gut, wenn es Rückfragen gebe. So könne man noch besser für die Patienten da sein und ihnen gute Beratung bieten.
Dazu käme vielleicht noch, dass man als Apotheker auf dem Land einen „gewissen Status“ innehabe. „Wir werden als Herr und Frau Apotheker angesprochen“, sagt Wieser mit einem Lachen. Das gebe es so in der Stadt bestimmt nicht.
Schwierige Suche nach Personal
Aber auch die Wiesers haben mit dem Problem zu kämpfen, das sie mit vielen ihrer Kollegen auf dem Land teilen: dem Fachkräftemangel. „Wir suchen dringend Personal“, sagen sie. Aber auf dem Land gebe es einfach nicht so viele Fachkräfte. „Das die Suche so schwierig ist, liegt auch an der schlechten Anbindung durch Bus und Bahn“, sagt die Apothekerin. Zehn Mitarbeiter hat die Landapotheke heute, aktuell sucht man noch eine PTA.
1 Kommentar
Viel Erfolg weiterhin
von Katja Naber am 29.02.2016 um 22:12 Uhr
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