Todestag von Friedrich Sertürner

Vor 175 Jahren starb der Entdecker des Morphins

Stuttgart - 01.03.2016, 08:30 Uhr

Morphium wird aus Mohn gewonnen. (Foto: Ulf Dressen  / Fotolia.com)

Morphium wird aus Mohn gewonnen. (Foto: Ulf Dressen / Fotolia.com)


200 Jahre nach der erstmaligen Isolierung ist Morphin immer noch ein wichtiger Arzneistoff. Der Entdecker Friedrich Wilhelm Adam Sertürner war Apotheker. Am 20. Februar jährte sich sein Todestag zum 175. Mal. Selbstversuche hätten ihn und drei Freunde beinahe das Leben gekostet.

Am 19. Juni 1783 wurde Sertürner in Neuhaus im Paderborner Land geboren. Da seiner Familie nach dem frühen Tod des Vaters die finanziellen Mittel für eine höhere Schule fehlten, begann er 1799 in der Hofapotheke von Paderborn eine Apothekerlehre. Schon währenddessen beschäftige er sich mit wissenschaftlichen Untersuchungen. 1803 schloss er mit dem Gehilfenexamen ab. Während seiner Zeit als Apothekergehilfe gelang es ihm, 1804 Morphin erstmalig aus Opium zu isolieren.

Seine erste Veröffentlichung dazu im „Journal der Pharmazie“ im Jahr 1806 wurde aber kaum wahrgenommen. Sertürner absolvierte sein Apothekerexamen und eröffnete – ermöglicht durch die Einführung der Gewerbefreiheit im neuen napoleonischen Königreich Westfalen – eine Apotheke in Einbeck. Als nach dem Zusammenbruch der Herrschaft Napoleons die Gewerbefreiheit wieder aufgehoben wurde, lieferte er sich eine Schlammschlacht mit dem Inhaber der zweiten Apotheke. Am Ende mussten beide Kontrahenten ihre Apotheken aufgeben.

Späte Anerkennung

Seiner Forschung widmete sich Sertürner aber weiter. Dabei hätten Selbstversuche ihn und drei Freunde fast das Leben gekostet. Sie hatten in halbstündigen Abständen dreimal ein halbes Gramm Morphin eingenommen. Diese Menge entspricht einem Vielfachen der heute üblichen Höchstdosis. In letzter Sekunde gelang es Sertürner, sich und den anderen ein Brechmittel zu verabreichen.

1817 kam dann der Durchbruch des Apothekers. Seine Erkenntnisse über Morphium wurden in den „Annalen der Physik“ veröffentlicht und ins Französische übersetzt. Frankreich war damals führend im Bereich der Chemie. Danach stellte sich auch in Deutschland die Anerkennung ein. Sertürner wurde in verschiedene Akademien und Wissenschafts-Gesellschaften berufen.

1821 erwarb er dann die Rats-Apotheke in Hameln, die er bis zu seinem Tod 1841 betrieb. Streitigkeiten um die Erstbeschreibung des Morphins, die auch andere für sich reklamierten, wurden schließlich zu Sertürners Gunsten entscheiden. Die Académie des sciences, die heute auch als Pariser Akademie der Wissenschaften bezeichnet wird, verlieh ihm 1831 den „Prix Montyon".

Vor 175 Jahren, am 20. Februar 1841, ist der Apotheker Sertürner dann in Hameln verstorben. Heute tragen zahlreiche Apotheken seinen Namen. Sein Nachlass mit zahlreichen Aufzeichnungen befindet sich im Deutschen Apotheken Museum in Heidelberg.

Heute noch ein bedeutender Arzneistoff 

Den heute hauptsächlich gebräuchlichen Namen, Morphin, erhielt das Hauptalkaloid des Opiums erst Jahre nach seiner erstmaligen Isolierung. Sertürner nannte den von ihm entdeckten Stoff Morphium. Abgeleitet von Morpheus, dem griechischen Gott der Träume.

Sertürners Entdeckung, Morphin, spielt auch in der modernen Medizin noch eine Rolle. Das erste in Reinform dargestellte Alkaloid ist als Schmerzmittel bei starken und stärksten Schmerzen zugelassen und wird in dieser Indikation auch eingesetzt. Der Wirkstoff und seine Zubereitungen unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz. Die Struktur und die korrekte Summenformel wurden erst Jahre nach der Entdeckung ermittelt.

Gewonnen wird Morphin nach wie vor aus Opium, dem getrockneten Milchsaft des Schlafmohns (Papaver somniferum). Die Totalsynthese, die erstmalig 1952 gelang, ist aufwändig und liefert nur geringe Ausbeuten. Beim ersten Versuch waren es ganze 0,01 Prozent. Heute sind es je nach Methode zwischen 10 bis etwa 30 Prozent möglich.


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