Medikationskonsil Greifswald

Die Testphase hat begonnen

Greifswald - 01.03.2016, 13:30 Uhr

In Greifswald können Ärzte jetzt einen Medikationsplan verdnen. (Foto: Kaspars Grinvalds/Fotolia)

In Greifswald können Ärzte jetzt einen Medikationsplan verdnen. (Foto: Kaspars Grinvalds/Fotolia)


Das Medikationskonsil Greifswald startet in seine Testphase. Greifswalder Ärzte können Patienten der AOK Nordost ab sofort die Erstellung eines umfassenden Medikationsplans durch eine Apotheke verordnen.

Nach einem Treffen Greifswalder Ärzte und Apotheker am Vortag beginnt am 1. März die Testphase für das Medikationskonsil Greifswald. Bei diesem gemeinsamen Projekt der Kassenärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern, des Greifswalder Ärztenetzes Grypsnet, des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern und der AOK Nordost geht es um die verstärkte Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern beim Medikationsmanagement. Anders als beim Modellprojekt ARMIN wird das Medikationsmanagement in Greifswald durch eine Verordnung des Arztes ausgelöst. Eine Einschreibung des Patienten erübrigt sich. Ab sofort können Ärzte in Greifswald für Patienten der AOK Nordost die Erarbeitung eines Medikationsplans und eine Analyse dieser Medikation durch eine Apotheke verordnen. Der Patient kann sich mit dem Rezept an eine beliebige Apotheke in Greifswald oder in der Umgebung wenden. Dort wird ein Termin vereinbart. Dann findet ein typisches Brown-bag-review statt. Die Ergebnisse werden auf einem speziellen Dokumentationsbogen erfasst, der auch die Erklärungen zum Datenschutz und die Informationen an den Arzt umfasst. Patient und Arzt erhalten vom Apotheker einen Medikationsplan, wobei der Arzt zusätzlich Anmerkungen zu möglichen arzneimittelbezogenen Problemen übermittelt bekommt. Anschließend ist vorgesehen, dass der Arzt auch den Apotheker über seine Interventionen informiert. Die Apotheke kann das Rezept mit einer Sonder-PZN zur Abrechnung einreichen und erhält eine am ARMIN-Projekt orientierte Vergütung für einen angenommenen Zeitaufwand von maximal 60 Minuten. Der Arzt erhält eine entsprechende Honorierung.

Offene Testphase

Axel Pudimat, Vorsitzender des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern, betonte gegenüber DAZ.online, dass das Projekt zweigeteilt sei und jetzt erst eine zwölfmonatige Testphase starte. Der vertraglich vereinbarte Kern der Leistungen sei die Erstellung des Medikationsplans, aber den Apothekern gehe es noch mehr darum, die Compliance im Gespräch mit dem Patienten zu fördern und den Kontakt zum Arzt zu intensivieren. Wie die Leistungen genau zu beschreiben sein werden, solle bei dem Test erprobt werden. Pudimat begrüßte, dass alle Beteiligten sich geeinigt hätten, für ein Jahr die Zugangsvoraussetzungen zum Medikationskonsil Greifswald auszusetzen, um sinnvolle Konditionen zu testen. Derzeit könnten die Ärzte nach eigenem Ermessen entscheiden, welche Patienten eine solche Verordnung erhalten. Außerdem könnten alle Apotheken an der Testphase teilnehmen. Erst aufgrund der gewonnenen Erfahrungen würden dann die nötigen Qualifikationsmaßnahmen entwickelt, „damit die Seminare nicht neben der Praxis liegen“, so Pudimat. Die Arbeit werde daher von einem Koordinator und einem Lenkungsausschuss eng begleitet, der auch während der laufenden Testphase ergänzende Regelungen vorsehen könne. Die entscheidende Frage, die der Ausschuss beantworten solle, ist für Pudimat: „Was braucht die Praxis?“ Außerdem hofft Pudimat, dass sich die Anwender im Mai zu einem ersten Erfahrungsaustausch treffen.  

Sollten Rezepte für das Medikationskonsil in Apotheken außerhalb Greifswalds vorgelegt werden, die nicht über das Projekt informiert sind, hofft Pudimat, dass diese den Patienten nicht abweisen. Stattdessen sollten sie sich beim Apothekerverband Mecklenburg-Vorpommern melden und dort über die nötigen Leistungen informieren. 

Vertrauen in Heilberufler

Vor dem Start der Testphase wurden die Apotheker in Greifswald in Veranstaltungen des Apothekerverbandes informiert. „Die Apotheker sind bereit“, erklärte Verbandsgeschäftsführer Carsten Pelzer gegenüber DAZ.online. Pelzer betonte die Konzeption als lernendes System. Derzeit seien die Leistungen „in die Verantwortung der Heilberufler gelegt“. Nun sei abzuwarten, wie die Ärzte das neue Instrument annehmen und welche Erfahrungen die Apotheken bei der Umsetzung machen. Aus Sicht des Apothekerverbandes müsse insbesondere erprobt werden, wie viel Zeit die neuen Leistungen tatsächlich in Anspruch nehmen. 


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Richtig gut. Viel Erfolg!

von Kerstin Kemmritz am 01.03.2016 um 19:49 Uhr

Das klingt so gut, dass man nur die Daumen drücken kann, dass das ein Erfolg wird. Und das Prozedere dann nicht unnötig verschärft oder verkompliziert wird. Aber so scheint erst mal alles drin: Freiwilligkeit, Unterstützung des Arztes, Honorierung. Ich blicke richtig neidvoll nach Greifswald! :-)

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