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Allergieprävention
Zweifel am Nutzen von hypoallergener Babynahrung
Eine Übersichtsarbeit bekräftigt, dass eine hypoallergene Ernährung von Babys mit familiären Risikofaktoren keinen effektiven Schutz bietet, Allergien oder autoimmun-Erkrankungen zu verhindern. Die Autoren fordern, dass Ernährungsleitlinien umgeschrieben werden müssten, da ansonsten Anreize zum Stillen und für mehr Forschung unterblieben.
In einer Übersichtsarbeit ließen britische Forscher Daten von über 19.000 Teilnehmern einfließen um zu untersuchen, ob hypoallergene Babynahrung hilfreich ist, um Allergien oder autoimmun-Erkrankungen zu verhindern. Es gäbe Evidenz, dass Milchproteine aus Kuhmilch das Risiko für derartige Erkrankungen erhöhen, wenn sie in Babynahrung vorkommen, schreiben die Epidemiologen um Robert Boyle in ihrem Artikel im Fachmagazin British Medical Journal. Daher würden viele Ernährungsrichtlinien in Nordamerika, Australien, Asien und Europa für Familien mit Allergie-Risiko hydrolisierte Produkte empfehlen, in denen die Proteine aufgespaltet oder denaturalisiert wurden („Hydrolysat-Formula“ oder „HA Nahrung“). Dies war jedoch schon zuvor umstritten.
Boyle und seine Kollegen werteten 37 interventionelle Studien aus den letzten 70 Jahren aus um herauszufinden, ob diese Nahrung tatsächlich einen protektiven Effekt hat. Sie untersuchten anhand der Daten von über 19.000 Teilnehmern, ob teilweise oder vollständig hydrolisierte Produkte das Risiko für Asthma, Ekzeme, allergischen Schnupfen, Nahrungsmittelallergien oder die Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes verringern.
Keine klare Evidenz
„Wir fanden keine konsistente Evidenz für eine schützende Rolle der teilweise oder umfassend hydrolisierten Nahrungsmittel“, sagen die Autoren. „Unsere Ergebnisse stehen im Konflikt mit internationalen Richtlinien, in denen hydrolisierte Produkte für Babys empfohlen werden, die mit Babynahrung gefüttert werden und in deren Familien allergische Erkrankungen aufgetreten sind.“
Ihr Bericht kann außerdem weder die Aussage der FDA stützen, dass hypoallergene Babynahrung gegen die Entwicklung von Ekzemen hilft – noch das Cochrane-Review, dass sie eine Kuhmilch-Allergie verhindern könnte. Allerdings betonen sie gleichzeitig die niedrigen Qualitätsstandards der meisten Studien, wie auch die Interessenkonflikte vieler Wissenschaftler.
Wirkt hypoallergene Nahrung auf indirektem Weg doch schädlich?
In einem begleitenden Kommentar schreibt die Gesundheitswissenschaftlerin Caroline Lodge aus Melbourne, dass Experten zwar die fehlende Evidenz teils anerkennen würden, aber ihres Eindrucks nach die hypoallergenen Produkte in der Hoffnung empfehlen, da sie vielleicht wirken und sicher keinen Schaden zufügen. Gleichzeitig könnten so aber Anstrengungen zunichtegemacht werden, dass Stillen zu unterstützen – und nötige Forschung zu betreiben.
„Jetzt ist es an der Zeit, die nun vorliegende Evidenz zu nutzen, um die Empfehlungen und Richtlinien zu aktualisieren“, schreiben die Autoren der Studie. Sie möchten die Hersteller ermutigen, effektive Ansätze zu entwickeln, um die Entstehung von Allergien zu verhindern – und fordern sie zu transparenten und hochwertigen Studien auf.
1 Kommentar
Hypoallergene Milch
von Henry Hatt am 02.03.2019 um 19:36 Uhr
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