Apothekerkammer Bremen

Gut beraten bei Lippenherpes

Stuttgart / Bremen - 11.03.2016, 17:45 Uhr

Je früher, desto besser: Herpes behandelt man am besten beim ersten Kribbeln. (Bild: Tatyana Gladskih / Fotolia)

Je früher, desto besser: Herpes behandelt man am besten beim ersten Kribbeln. (Bild: Tatyana Gladskih / Fotolia)


Herpes labialis, der Lippenherpes, zählt weltweit zu den häufigsten Infektionskrankheiten der Haut. Die Apothekerkammer Bremen gibt Tipps, wie sich die Bläschen, die vom Herpes-Simplex-Virus HSV1 verursacht werden, effektiv bekämpfen lassen.

Für Lippenherpes sind Herpes-simplex-Viren vom Typ 1 verantwortlich, Typ 2 wird bei der Mehrzahl der Herpesinfektionen im Genitalbereich nachgewiesen. Laut Robert Koch-Institut sind etwa 85 Prozent der Erwachsenen in Deutschland mit dem Virus infiziert. Allerdings kommt es nur bei 30 Prozent zur nach außen sichtbaren Ausprägung der Krankheit, und gerade einmal ein Prozent weist jeden Monat Symptome auf.

Viele Infektionen erfolgen früh

Die Infektion erfolge meist schon im Kindesalter, entweder von der Mutter oder beim Kontakt mit anderen Kindern, erläutert Klaus Scholz, Vizepräsident der Apothekerkammer Bremen in einer aktuellen Meldung. Das Virus persistiert dann ein Leben lang im Körper.  Im Erwachsenenalter ist eine Ansteckung durch Husten, Niesen oder Küssen möglich.

Durch Fieber, Sonnenbrand, eine Schwächung des Immunsystems, Stress, Ekelempfinden oder Hormonschwankungen kann es dann zu einem Rezidiv kommen. Betroffene merken einen herannahenden Herpes dadurch, dass die Haut erst gereizt wirkt und juckt. Nach wenigen Tagen bilden sich die typischen, mit Sekret gefüllten Herpesbläschen. Sie sind bei Kontakt hochinfektiös. Im späteren Krankheitsverlauf verkrusten sie. Nach etwa einer Woche sollten die Symptome abgeklungen sein. Wie sich die Bläschen bei Auftreten effektiv bekämpfen lassen, erläutert die Apothekerkammer Bremen.

Lokale Therapie aus der Apotheke

Ohne Rezept sind die Wirkstoffe Aciclovir (Zovirax und Generika) oder Penciclovir (Pencivir®) erhältlich. Pencilcovir scheint in der Bläschenphase ein wenig wirksamer zu sein. Aber grundsätzlich können beide auch noch in der späteren Phase des Herpes angewendet werden. Lokale Virustatika sind aber umso effektiver je früher sie eingenommen werden. Die Anwendung kann bis zu fünfmal täglich über einen Zeitraum von etwa fünf bis sieben Tagen erfolgen.

Die Cremes sollten immer mithilfe eines Wattestäbchens auf das infizierte Areal aufgetragen werden. Außerdem stehen in der Selbstmedikation Präparate mit Melissenextrakt (Lomaherpan®), Zinksulfat (Virudermin®), Docosanol (Muxan®) und Zink-Heparin-Kombinationen zur Verfügung. Melisse, Docosanol und Zink sollen das Eindringen des Virus in die Zelle unterbinden und können daher nur zu Beginn der Infektion wirken. Zink fördert später lediglich die Wundheilung durch Austrocknung der Bläschen.

Eine weitere lokale Option sind Pflaster auf Hydrokolloid-Basis (z.B. Compeed®, Zoviprotect®) . Es dämmt die äußerliche Verbreitung der Herpesviren ein und fördert den Heilungsprozess nach dem Prinzip der feuchten Wundheilung. Die Krankheitsdauer wird in der Regel allerdings nicht reduziert. Für Frauen besonders interessant: Das nahezu unsichtbare Pflaster lässt sich überschminken, wodurch der Herpes kaum mehr sichtbar ist. Neben diesen Arzneien, die Betroffene in der Apotheke erhalten, gibt es auch Hausmittel. Zu diesen zählen beispielsweise Heilerde und Zinkzahnpasta, die ebenfalls die Bläschen austrocknen sollen.

Das Pyrophosphatanalogon Foscarnet-Natrium (Tripaten®), das ebenfalls lokal angewendet wird, ist verschreibungspflichtig. 

In schweren Fällen systemisch

Bei schweren Verläufen können auch systemische Virustatika, wie Valaciclovir oder Aciclovir, auf ärztliche Verschreibung zum Einsatz kommen. Auch bei der systemischen Behandlung gilt: so früh wie möglich beginnen.

Mit Valaciclovir wird bei Lippenherpes in der Regel eine 1-Tagestherapie mit zweimal 2000 Milligramm im Abstand von zwölf Stunden durchgeführt. Für eine längere Behandlung ist kein zusätzlicher klinischer Nutzen nachgewiesen. Bei Aciclovir werden bei HSV-Infektionen fünfmal täglich 200 Milligramm (1000 mg Aciclovir/Tag) tagsüber im Abstand von jeweils etwa vier Stunden gegeben, in der Regel über fünf Tage.

Den Antrag, das Nucleosid-Analogon Famciclovir (Famvir) für die orale Behandlung von rezidivierenden Lippenherpes-Episoden bei immunkompetenten Erwachsenen mit einer Einmaldosis von 1500 mg aus der Verschreibungspflicht zu entlassen, hatte der Sachverständigenausschuss 2014 abgelehnt. Laut Packungsbeilage ist es derzeit bei Herpes zoster und Herpes genitalis zugelassen.

Die Grenzen der Selbstmediaktion

Besondere Vorsicht ist bei Schwangeren und Stillenden, Säuglingen sowie Kleinkindern geboten. Diese Patienten sollten bei ersten Anzeichen einer Herpesinfektion umgehend einen Arzt aufsuchen Dasselbe gilt für alle Betroffenen, bei denen ein Übergang der Infektion auf Kinn und Nase, eine zusätzliche Infektion der Augen oder anderer Körperteile (Herpes genitalis oder Herpes zoster), Fieber oder ein starkes Krankheitsgefühl auftritt.


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