Malaria-Impfstoff

Erste Studie am Menschen mit neuem Kandidaten

Remagen - 14.03.2016, 08:00 Uhr

Eine wirksame Impfung gegen Marlaria wäre eine echte Errungenschaft. (Foto: Bankerfotos/Fotolia)

Eine wirksame Impfung gegen Marlaria wäre eine echte Errungenschaft. (Foto: Bankerfotos/Fotolia)


Noch wartet die Welt auf einen wirksamen Malaria-Impfstoff. Im Juli 2015 hatte die Europäische Arzneimittel-Agentur ein positives Votum zu der Plasmodium falciparum-Vakzine RTS,S (Mosquirix) für den Einsatz außerhalb der EU abgegeben. Nun gibt es erste ermutigende Ergebnisse am Menschen zu einem anderen Kandidaten, VMP001.

Es gibt fünf verschiedene Arten von Malaria-Parasiten, die die Menschen infizieren. Während Plasmodium falciparum die meisten Todesfälle verursacht, ist Plasmodium vivax weltweit am weitesten verbreitet. Zwar verlaufen Infektionen mit P. vivax meist relativ gutartig, aber der Erreger trägt in den betroffenen Ländern erheblich zur Morbidität bei.  

Plasmodium vivax im Visier

P. vivax hat einige einzigartige Eigenschaften. Hierzu gehören die Fähigkeit des Parasiten, eine robuste ruhende Leberphase zu bilden, die nach Wochen oder Monaten zu Rückfällen führen kann, und auch seine Widerspenstigkeit, Labor-Kulturen zu bilden. Beide gelten als große Hindernisse für die Entwicklung von Arzneimitteln und Impfstoffen.   

Forscher aus dem US-amerikanischen Walter Reed Army Institute of Research (WRAIR) haben jetzt in PLOS Neglected Tropical Diseases die Ergebnisse der Prüfung eines Malaria-Impfstoff-Kandidaten gegen P. vivax am Menschen veröffentlicht. Es handelt sich um eine first-in-human Phase 1 Dosis-Eskalationsstudie mit einer kontrollierten Malaria-Infektion am Menschen (CHMI). Der getestete Impfstoff-Kandidat, Vivax Malaria-Protein 1 (VMP001) wurde vom WRAIR entwickelt und patentiert.  

Was ist VMP001? 

Das synthetische chimäre rekombinante Protein VMP001 wird  von  Escherichia coli produziert. Es beinhaltet die drei Hauptdomänen des Circumsporozoit-Proteins (CSP). CSP ist auf den Sporozoiten (infektiöses Stadium) fast aller Plasmodium-Arten vorhanden. Ihm wird ein großes Potential als Zielstruktur für eine Malaria-Vakzine zugeschrieben. In der Studie wurde VMP001 in einer Formulierung mit dem adjuvanten System AS01B, einer Entwicklung von GlaxoSmithKline, verabreicht. AS01B ist ein Liposomen-basiertes System, das die Immunstimulantien Monophosphoryl-lipid A (MPL) und QS-21, ein Triterpen-Glykosid aus Seifenrinde enthält. Das System wurde auch schon für andere Kandidaten von Malaria-Vakzinen eingesetzt.  

Moskitos aus Thailand 

30 Freiwillige, das heißt jeweils zehn, erhielten bei jeder Immunisierung intramuskuläre Injektionen von entweder 15μg, 30μg, oder 60μg VMP001. 14 Tage nach der dritten Impfung nahmen die Probanden an dem am WRAIR etablierten P. vivax CHMI-Modell teil. Dabei wurden sie von mit Malaria infizierten Moskitos aus Thailand gebissen. Sechs nicht-Geimpfte fungierten als Infektivitätskontrolle. Die Wirksamkeit des Impfstoff-Kandidaten wurde dann danach ermittelt, ob die Versuchspersonen eine Malaria bekamen, oder ob es länger dauerte, bis die Malaria-Parasiten im Blut erschienen.  

Noch nicht optimal, aber wegweisend 

Alle Frewilligen entwickelten eine robuste humorale und zelluläre Response auf das Impfstoff-Antigen. Die Vakzine erwies sich also als immunogen und war auch gut verträglich. Leider verhinderte der Impfstoff-Kandidat bei den Freiwilligen nicht die Malaria-Infektion, aber die Parasitämie wurde bei fast 60 Prozent der geimpften Patienten erheblich verzögt. Nach dem Studienprotokoll erhielten alle Freiwilligen am Tag, nachdem die Malaria-Erreger im Blut erkannt wurden, eine Standardbehandlung mit Chloroquin und Primaquin. Trotzdem sind die Forscher optimistisch. „Dies ist die erste Impfstoff-Studie zur Überprüfung der Wirksamkeit eines Plasmodium vivax Impfstoff-Kandidaten beim Menschen mit Hilfe der kontrollierten humanen Malaria-Infektion“, erklärt der Hauptautor der Studie Oberstleutnant Jason W. Bennett vom WRAIR. „Die Ergebnisse der Analyse der Immunantwort der geimpften Personen haben uns wichtige Hinweise zur Verbesserung des Kandidaten geliefert“.  

Renommierte Forschungseinrichtung 

Das WRAIR ist die größte biomedizinische Forschungseinrichtung im Bereich des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums. Das Institut trägt den Namen Major Walter Reed, des Armee-Arztes, unter dessen Leitung ein Wissenschaftler-Team im Jahr 1901 die Theorie postulierte und bestätigte, dass Gelbfieber durch bestimmte Stechmücken und nicht durch direkten Kontakt übertragen wird. Heute erforscht und entwickelt das WRAIR in einem modernen „Center of  Excellence“  Arzneimittel und Impfstoffe – etwa gegen Malaria, HIV/AIDS, Dengue Fieber, Wundinfektionen und Leishmaniose.

Bennett JW, Yadava A, Tosh D, Sattabongkot J, Komisar J, Ware LA, et al. (2016) Phase 1/2a Trial of Plasmodium vivax Malaria Vaccine Candidate VMP001/AS01B in Malaria-Naive Adults: Safety, Immunogenicity, and Efficacy. PLoS Negl Trop Dis 10(2): e0004423. doi:10.1371/journal.pntd.0004423



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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