Anti-Age-Kosmetik

Ewige Jugend dank Hightech-Cremes?

Stuttgart - 15.03.2016, 16:55 Uhr

Falten mit High-Tech-Wirkstoffen wegzucremen, ist leider nur eine Illusion. (Foto: goodluz / Fotolia)

Falten mit High-Tech-Wirkstoffen wegzucremen, ist leider nur eine Illusion. (Foto: goodluz / Fotolia)


Die Werbung für Kosmetikprodukte vermittelt oft den Eindruck, es handele sich bei Cremes und Seren um biomedizinische Hightech-Produkte, die mindestens das Altern aufhalten können. Was ist dran an den Versprechen der Industrie?

„Schöner Schwindel“ überschreibt die Süddeutsche Zeitung (SZ) ihren Beitrag vom vergangenen Wochenende, in dem sie sich kritisch mit Hightech-Inhaltsstoffen in Kosmetika auseinander setzt. Für ihre Schönheit seien die Menschen immer schon bereit gewesen, Risiken einzugehen, heißt es in dem Artikel. Kosmetik habe man dabei oft mit einem großen Vertrauensvorschuss bedacht. Die Risiken der eingesetzten Stoffe wurden oft erst Jahre später bekannt oder die Mittel wurden verwendet, obwohl man wusste, dass sie schädlich sind.

Beispiele dafür lassen sich in allen Zeitaltern finden. So die geschminkten Augen der Ägypter – gelangte die Mischung aus Ruß und Fett ins Auge, konnte sie zu unwiderruflichen Augenschäden führen, da die Tränenbildung nachhaltig gestört wurde. Oder das vor allem in England zu Zeiten von Queen Elizabeth I. sehr populäre Bleiweiß – eine bleihaltige Paste fürs Gesicht, die zu schweren Vergiftungen führte.

Vom Reagenzglas ins Kosmetikregal

Auch dass sich die Kosmetikindustrie Erkenntnisse aus der Wissenschaft zu Eigen macht und vermarktet, ist nichts Neues, heißt es weiter. So waren es im 20. Jahrhundert beispielsweise Stoffe aus der Erdölchemie, die in Kosmetika zum Einsatz kamen. Heute findet sich molekularbiologisches Wissen über Zellteilung, DNA-Reparaturmechanismen oder Epigenetik in Töpfen und Tiegeln – und in der Werbung.

Vieles davon klingt verheißungsvoll, schreibt die SZ.  Stammzellen, Enzymaktivatoren, Antioxidantien, Mikro-RNA oder das Immunsystem Haut: Manche Begriffe lassen sich tatsächlich auf die eine oder andere Weise mit der Hautalterung in Zusammenhang bringen. Die Erkenntnisse beschränken sich aber auf Zellkulturexperimente oder die zugrundeliegenden Mechanismen und ihre Auswirkung auf die Haut sind noch gar nicht bis in letzte Detail erforscht. Nichts von alledem, was als Target propagiert wird, lässt sich aber erwiesenermaßen in nennenswertem Umfang durch äußerlich angewendete Kosmetika beeinflussen. Kurz gesagt: Für keines der zum Teil sehr teuren Mittel ist belegt, dass es die Hautalterung aufhalten oder verlangsamen kann.

„Mangelhaft“ für Anti-Falten-Cremes

Zu einem ähnlich ernüchternden Ergebnis kommt Stiftung Warentest. Das Verbrauchermagazin hatte in seiner Januar-Ausgabe neun Antifaltencremes getestet. Von der Eigenmarke eines Drogeriemarkts für unter drei Euro bis hin zum Luxusprodukt für knapp 90 Euro konnte keines überzeugen. Alle getesteten Produkte, darunter auch die apothekenexklusive „Liftactiv Supreme Langanhaltende Anti-Falten & Straffheitspflege“ von Vichy, schnitten mit „mangelhaft“ ab. Bei keiner Creme konnte die versprochene „sichtbare Wirkung gegen Falten und Fältchen“ nachgewiesen werden. Die Mehrheit der Produkte sorgte in den Augen der Tester immerhin für ein gutes Hautgefühl und reicherte die Haut mit Feuchtigkeit an.

Ursula Loggen, die wissenschaftliche Leiterin für den Bereich Ernährung, Kosmetik und Gesundheit bei Stiftung Warentest, zeigt sich im Interview mit der SZ von dem Test-Ergebnis nicht überrascht. Falten ließen sich mit Cremes und Seren nicht so einfach behandeln, erklärt sie. Denn in die tieferen Hautschichten, wo echte Falten entstehen, dürften Kosmetika gar nicht vordringen, sonst würden sie als Arzneimittel gelten.

Die Vorgaben der Kosmetikverordnung, nach der die Hersteller ihre Claims belegen können müssen, hält Loggen lediglich für eine Zielvorstellung. Die Performance zu überprüfen könne die Überwachung in ihren Augen gar nicht leisten. Verbrauchern rät sie, darauf zu achten, ob eine Creme „in die Tiefe“ wirken soll. Man müsse diese Produkte deswegen nicht meiden. Wer vorwiegend auf Wohlgefühl aus sei, könne alles benutzen und alles ausprobieren. Schwierig werde es erst, wenn man sich darüber hinaus etwas verspricht, so Loggen.  

Nebenwirkungen noch unbekannt

Womöglich werden in Zukunft Kosmetika wirklich mehr können als nur Feuchtigkeit zu spenden, resümiert die SZ. Doch diese Effekte werde es nicht zwingend ohne Aufpreis geben. Mögliche Nebenwirkungen zum Beispiel von Wachstumsfaktoren, die primär wenig mit Schönheit zu tun haben, seien heut noch gar nicht bekannt. Auf die Haut schmieren könne man sie sich selbstverständlich trotzdem – in der Hoffnung, dass es tatsächlich nur eine harmlose Gesichtscreme ist.


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.