Hilfsmittelverzeichnis

GKV-Spitzenverband räumt bei den Inkontinenzhilfen auf

Berlin - 15.03.2016, 15:20 Uhr

Der GKV-Spitzenverband verspricht: Auch ohne Aufzahlung soll es gute Inkontinenzhilfen geben. (Foto: www.patientenbeauftragter.de)

Der GKV-Spitzenverband verspricht: Auch ohne Aufzahlung soll es gute Inkontinenzhilfen geben. (Foto: www.patientenbeauftragter.de)


Der GKV-Spitzenverband verspricht nach einer Überarbeitung des Hilfsmittelverzeichnisses bessere Inkontinenzhilfen. Das hört der Patientenbeauftragten der Bundesregierung Karl-Josef Laumann gern. Er will aber genau schauen, ob die Ankündigung auch wirklich in der Praxis ankommt.

Staatssekretär Karl-Josef Laumann (CDU) hatte in den vergangenen Monaten immer wieder auf die oft schlechte Qualität aufsaugender Inkontinenzhilfen hingewiesen. Nicht ohne Grund: Viele Patienten hatten sich mit Beschwerden an ihn gewandt. Das führte zum einen zu der Ankündigung eines Windel-Tests sowie zu einem Positionspapier. Er hielt dem GKV-Spitzenverband vor, das Hilfsmittelverzeichnis im Bereich der Inkontinenzhilfsmittel seit rund 23 Jahren nicht mehr aktualisiert zu haben.

Tatsächlich wurde die Kassenseite aktiv. Ende letzten Jahres leitete der GKV-Spitzenverband ein Stellungnahmeverfahren zur Weiterentwicklung besagter Produktgruppe ein. Nun zieht er Konsequenzen. Die Qualitätsanforderungen an aufsaugende Inkontinenzhilfsmittel im Hilfsmittelverzeichnis würden „deutlich angehoben“, verspricht der Verband.

Dabei gehe es in Bezug auf die Saugleistung insbesondere um die Aufsauggeschwindigkeit und die Rücknässewerte. Eine schnelle Flüssigkeitsaufnahme und eine hohe Flüssigkeitsbindung seien wesentliche Faktoren für eine hohe Produktqualität und effektive Versorgung, erklärt der Spitzenverband in einer Pressemitteilung. Als zusätzliche Qualitätsanforderungen habe man zudem die Absorption von Gerüchen und die Atmungsaktivität der Produkte festgeschrieben. Produkte, die die neuen Anforderungen nicht erfüllen, werden aus dem Hilfsmittelverzeichnis gestrichen.

Über 600 Produkte fliegen raus

Gernot Kiefer, Vorstand des GKV-Spitzenverbandes ist überzeugt: „Die Versorgung wird sich jetzt nachhaltig verbessern. Von den rund 2.200 für diesen Bereich im Hilfsmittelverzeichnis gelisteten Produkten werden sicherlich über 600 Produkte spätestens nach Ablauf von einem Jahr, also nach dem Ende der Übergangsfrist, nicht mehr abgegeben werden dürfen. Was den neuen Qualitätsanforderungen nicht entspricht, wird gestrichen. Wir räumen da gründlich auf!“

Damit die Änderungen nun schnell bei den Menschen ankommen, müssten die Krankenkassen und die Hersteller jetzt rasch die Versorgungsverträge überprüfen und gegebenenfalls anpassen. Kiefer: „Ich erwarte, dass in Zukunft kein Versicherter mehr Aufzahlungen leisten muss, um wirklich gut versorgt zu werden.“

Laut Spitzenverband wurden auch die Anforderungen an die mit der Versorgung einhergehenden Dienstleistungen definiert. Erstmals gebe es einheitliche, verbindliche Vorgaben für die Beratung der Versicherten, eine bedarfsgerechte Produktauswahl und Lieferung der Produkte sowie zusätzliche Service- und Garantieleistungen. Ebenfalls ein Novum sind Vorgaben zu angemessenen Versorgungsmengen. „Zu versuchen, Menschen mit zwei oder drei Windeln für 24 Stunden zu versorgen, passt nicht“, erklärt Kiefer. Künftig soll es eine individualisierte Bedarfsermittlung geben statt Pauschalierungen.

Laumann: Übergangsfristen nicht ausreizen

Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann, sieht sich als Motor der Bewegung – genießt die Worte Kiefers aber noch mit Vorsicht:  „Der GKV-Spitzenverband hat endlich auf die vielen Beschwerden der Patientinnen und Patienten reagiert und das Hilfsmittelverzeichnis geändert. Ich werde mir das allerdings weiterhin ganz genau anschauen. Denn Ankündigungen alleine reichen nicht“. 

Laumann sieht die Krankenkassen sofort gefordert. „Es wäre unverantwortlich, die Übergangsfrist von einem Jahr bis zum Ende auszureizen. Versicherte, die auf vernünftige Inkontinenzhilfsmittel angewiesen sind, können nicht so lange warten.“

Aufzahlungen hoffentlich bald  Vergangenheit

Ausdrücklich begrüßt der Patientenbeauftragte Kiefers Ankündigung, dass künftig kein Versicherter mehr Aufzahlungen leisten müsse, um wirklich gut versorgt zu werden. „Es ist ein Unding, dass Patientinnen und Patienten bisher oftmals aus eigener Tasche draufzahlen müssen, um eine ausreichende Qualität zu bekommen. Ich hoffe, dass das bald der Vergangenheit angehört“.

 


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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1 Kommentar

Und der Preis?

von Stefan Haydn am 16.03.2016 um 12:54 Uhr

Wird dann auch die Pauschale erhöht?
Individuelle Bedarfsermittlung klingt super, wenn dann aber nur 0,15€ pro Windel gezahlt werden beißt sich die Katze in den Schwanz.
Man kennt ja die GKV!

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