Social Drugs

Verbessert Alkohol das Gedächtnis?

Stuttgart - 16.03.2016, 10:00 Uhr

Ein Schäpschen verbessert nicht generell das Gedächtnis. (Foto: Piotr Marcinski / Fotolia)

Ein Schäpschen verbessert nicht generell das Gedächtnis. (Foto: Piotr Marcinski / Fotolia)


Bereits einige Gläser Wein oder ein paar Bier können das Erinnerungsvermögen beeinträchtigen. Manchmal hilft Alkohol dem Gedächtnis aber auch auf die Sprünge. Wie, erklärt Neuro-Wissenschaftler Dean Burnett in seinem neuen Buch „The Idiot Brain“. Kann das sein? 

Sogenannte Social Drugs, wie Alkohol oder Coffein, sind weit verbreitet. Ihre gesundheitsschädliche Wirkung bei übermäßigem Konsum ist allgemein bekannt. Dass sie aber unter besonderen Umständen dem Menschen helfen, sich zu erinnern, wissen wohl die Wenigsten. Der Neurowissenschaftler Dean Burnett, Dozent an der Cardiff University, erklärt in seinem Ende Februar erschienenen Buch „The Idiot Brain“ genau dieses Phänomen.

Dabei handelt es sich keineswegs um eine neue Entdeckung. Burnett greift ein Thema auf, das die Wissenschaft schon seit langem beschäftigt. Untersuchungen zum Einfluss von Alkohol auf das Erinnerungsvermögen wurden beispielsweise bereits 1969 von dem Psychiater Donald W. Goodwin an der Washington University School of Medicine durchgeführt und im Fachjournal „Science“ veröffentlicht.

Klappt auch mit Kaffee

Erinnern wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst: Ein bestimmter Ort etwa kann Erinnerungen wachrufen, die genau dort entstanden sind. Dieses Phänomen beschränkt sich jedoch nicht nur auf äußere Einflüsse, sondern gilt auch für innere. Wird eine Information bei niedrigem Alkoholspiegel abgespeichert, sieht das Gehirn den Rausch als Teil dieser Information an. Neben der reinen Information wird ein bestimmter neurologischer Zustand eingeprägt (Zustand A), der aus einer veränderten Hirnaktivität resultiert. Ein späterer Abruf der Erinnerung fällt dann unter Alkoholeinfluss und in ähnlichem neurologischem Zustand leichter. Dieser Vorgang wird in der Psychologie zustandsabhängiges Lernen und Erinnern genannt. Zustand A wird nicht nur durch Alkohol ausgelöst, sondern funktioniert auch mit anderen Stimulanzien wie Koffein.

Einfluss der Gemütslage

Neben zugeführten Substanzen kann auch die Gemütslage das Gedächtnis beeinflussen. Durch eine spezifische Stimmung werden chemische und elektrochemische Aktivitäten ausgelöst. Diese können vom Gehirn erkannt werden. Auch hierbei handelt es sich nicht um ein neues Phänomen. Psychologe Gordon H. Bower von der Stanford University schrieb dazu 1981 im Journal „American Psychologist“, dass Personen sich besser an Geschehnisse erinnern könnten, wenn während dem Abrufen der Erinnerung die gleiche Ausgangsstimmung hergestellt würde wie bei ihrer Entstehung.

Geht es um Erinnerungen, sind äußere und innere Zustände des Entstehens also gleichermaßen wichtig. So wie die Umgebung können auch verschiedene Substanzen oder Gemütslagen das Gedächtnis beeinflussen.

Nicht gegeignet zum Gedächtnistraining

Verbessern Social Drugs nun also das Gedächtnis? Die Antwort darauf lautet: Nein. Sie verbessern das Gedächtnis nicht, können aber beim Abruf einer Information helfen, wenn sie als Teil der Information abgespeichert wurden. Regelmäßiger Alkoholkonsum eignet sich also nicht als Gedächtnistraining. 


Helena Rimmer, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Alkohol, bewussseinserweiternd?

von Heiko Barz am 16.03.2016 um 12:49 Uhr

In unserem Gehirn gibt es eine unterschiedlich ausgeprägte Sperre. Bewustsein und Erinnerung werden dort zum Schutz vor Überreizung "abgesichert". Die Natur verschiebt diese Grenze interssanterweise und wissenschaftlich unerklärlich bei Individuen unterschiedlich sozialer Gruppen hin und her.
Die Qulifizierung wird oft in Verbindung mit dem IQ gebracht.
Da unser Gehirn immer arbeitet, muß zu seinem Schutz eine Grenze eingezogen werden.
Coffein und auch Alkohol in kleinen Mengen bewirken ein Verschieben dieser Sicherheitsgrenze nach hinten, sodass der Einzelne sich besser erinnert, oder anders gesagt einen umfangreicheren Zugriff auf den "Speicher" hat. Studierende können das am besten nachvollziehen, wenn sie stumpfe Zahlenreihen und Begriffe lernen müssen. Ich weis von Freunden, die in den 60 er Jahren Pervitin und Preludin zu diesem Zweck eingenommen und besonders bei Examina ihre Erfolge erreichen konnten. Diese Bewusstseinserweiterungspräparate
sind ähnlich mit Coffein in schwächerer Form zu vergleichen. Und Alkohol in Grenzen ergibt einen ähnlichen Erfolg.

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