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AMTS-Fallen in der Parkinson-Therapie
Parkinson-Arzneimittel dürfen vor Operationen nicht abgesetzt werden
Ein Krankenhausaufenthalt aufgrund einer Bagatellerkrankung kann den Zustand eines Parkinsonpatienten dramatisch verschlechtern. Welche AMTS-Fallen bei stationärer Aufnahme lauern, erklärte Apothekerin Dr. Verena Stahl auf der INTERPHARM.
Unkenntnis auf Allgemeinstationen
Das Hauptproblem läge in der Unwissenheit nicht-neurologischer Stationen, erläutert Stahl. Dort kenne man die Besonderheiten der Parkinson-Therapie in der Regel nicht. Das führe dann zu einer Reihe von Problemen:
- Die konkreten Präparate, auf die der jeweilige Patient
eingestellt ist, sind in der
Krankenhausapotheke nicht gelistet. Oft werden dann Generika verabreicht oder
die Arzneimittel müssen erst beschafft werden. Das dauert. Die Arzeimittel können dann nicht zu
den üblichen Zeitpunkten gegeben werden.
Bei Parkinson ist die pünktliche Einnahme aber essentiell. Selbst kleine Verschiebungen von 15 bis 30 Minuten können zu einer akuten Verschlechterung der Symptomatik führen. Die Patienten werden dann sofort unbeweglich. Dieses Problem tritt auch auf, wenn die Medikation nicht zur gewohnten Zeit, sondern zu den auf der jeweiligen Station üblichen Standardzeiten eingenommen wird. - Auch Interaktionen mit der Nahrung sind auf nicht-neurologischen Stationen oft nicht bekannt. So muss bei der Einnahme von L-Dopa ein zeitlicher Abstand zu den Mahlzeiten eingehalten werden. Im fortgeschrittenen Stadium ist das aber aufgrund der häufigen Applikation nicht immer möglich. Dann sollte zumindest auf gleichzeitige Gabe mit proteinreichen Nahrungsmitteln wie Joghurt oder Pudding verzichtet werden. Als Alternative bietet sich Apfelmus an.
- Viele Standardmedikamente sind bei Parkinson kontraindiziert. So leiden die Patienten oft unter Übelkeit und erhalten den zentral wirksamen Dopamin-Antagonisten MCP. Dieser kann die Parkinson-Symptomatik akut verschlechtern. Das Mittel der Wahl bei Parkinson wäre das peripher wirksame Domperidon. Ebenso ungeeignet sind trizyklische Antidepressiva sowie viele Neuroleptika. Zu letzteren wird im Krankenhaus schnell gegriffen, wenn Patienten agitiert sind oder Wahnideen haben.
- Parkinson-Medikamente dürfen vor Operationen nicht abgesetzt werden. Die Patienten wachen sonst unbeweglich aus der Narkose auf und es dauert eine ganze Weile, bis der Zustand sich wieder stabilisieren lässt. Bei längeren Operationen müssen die ausgefallenen Einnahmezeitpunkte mit Pflastern oder intravenösem Amanatadin überbrückt werden.
Krankenhaus-Kit anschaffen
Um diese Probleme zu vermeiden, rät Stahl Parkinson-Patienten, ein Krankenhaus-Kit anzuschaffen. Das Set „Im Krankenhaus mit Parkinson“ enthält Hinweise für Ärzte und Pflegepersonal, was bei Parkinsonpatienten zu beachten ist. Es kann über die Geschäftsstelle des Bundesverbands der Deutschen Parkinson Vereinigung bezogen werden.
Außerdem sollten Medikamente für mindestens vier Tage fertig gepackt sein. Falls eine stationäre Aufnahme ansteht, sind die benötigten Arzneimittel sofort verfügbar und können pünktlich eingenommen werden. Einen Vorrat für 14 Tage, wie amerikanische und britische Fachverbände ihn empfehlen, hält Stahl für übertrieben. Innerhalb von vier Tagen sollte es möglich sein, im Krankenhaus die entsprechenden Präparate zu besorgen, sagt die Apothekerin
Krankenhausaufenthalte vermeiden
Die beste Vorsorge sei es allerdings, Krankenhausaufenthalte aufgrund von Bagatellerkrankungen wie Harnwegsinfekten ganz zu vermeiden und so AMTS-Fallen vorzubeugen. Parkinson-Patienten sollten daher gut auf sich achten, rät Stahl und – so ihre nicht ganz ernst gemeinte Empfehlung – warme Unterwäsche tragen.
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