- DAZ.online
- News
- Debatte & Meinung
- Ich würfel mir eine ...
Frauenärzte und die „Pille danach“
Ich würfel mir eine Statistik
Verändert sich die Wirkung eines Arzneimittels, wenn es einen anderen Verschreibungsstatus bekommt? Bei der „Pille danach“ soll das laut den Frauenärzten so sein. Es könnte aber genauso gut an der Staatsverschuldung liegen, meint DAZ-Chefredakteur Benjamin Wessinger.
Kann
es wirklich sein, dass ein Arzneimittel durch den OTC-Switch – also die
Entlassung aus der Verschreibungspflicht – an Wirksamkeit einbüßt? Bei der
„Pille danach“ scheint das so zu sein: „Zwar
würden durch die Rezeptfreiheit mehr Präparate zur Notfallverhütung nach
ungeschütztem Sex verkauft. Aber der Anteil, der wirkungslos bleibe, sei nach
der Statistik höher als vorher, sagte Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, der Deutschen
Presse-Agentur (dpa).
Natürlich weiß auch Albring, dass die Wirkung eines Arzneistoffs nicht vom Status der Verschreibungspflicht abhängt. Schuld sind in seinen Augen die Apotheker: „Ganz offensichtlich werden wesentliche Beratungsinhalte in der Apotheke nicht mit der notwendigen Dringlichkeit vermittelt“. Sagte Albring zumindest der dpa.
Eigentlich sinkt die Zahl der Abtreibungen
Das Problem an seiner Aussage: Es gibt überhaupt keine Statistik, die zeigen würde, dass die Wirksamkeit der Notfallkontrazeptiva abnimmt. In der dpa-Meldung nimmt Albring Bezug auf eine Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes (Destatis), die besagt, dass die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche gestiegen ist.
Zwar nicht im ganzen Jahr 2015 – hier setzt sich der Trend der seit Jahren
sinkenden Zahl an Abtreibungen weiter fort. Auch nicht in der Zeit nach der
Freigabe der „Pille danach“, die Anzahl liegt in jedem Quartal unter dem ersten
Quartal, als die Notfallkontrazeptiva noch verschreibungspflichtig waren. Aber im letzten Quartal 2015, da sind die
Zahlen gestiegen – gegenüber dem 3. Quartal 2015 und auch gegenüber dem letzten
Vierteljahr des Vorjahres. Ein gefundenes Fressen für
Albring!
Doch woran liegt dieser Anstieg? Gab es Ende vergangenen Jahres vielleicht mehr Frauen im gebärfähigen Alter? Waren die Schwangeren älter, was zu mehr Problemen in der Schwangerschaft führen könnte? Waren sie deutlich jünger und wollten deswegen noch kein Kind? Handelt es sich vielleicht einfach um normale statistische Schwankungen innerhalb eines Jahres? Oder….
Genauso gut könnte es sein, dass...
Alle diese Fragen lassen sich mit den von Destatis veröffentlichten Daten über die Schwangerschaftsabbrüche, auf die sich Albrich bezog, gar nicht beantworten. Es könnte also tatsächlich daran liegen, dass sich die Wirksamkeit der „Pille danach“ durch den OTC-Switch so verschlechtert hat, dass sie zwar doppelt so häufig abgegeben wird, aber insgesamt doch mehr Frauen ungewollt schwanger werden und abtreiben.
Nach der Logik der Frauenärzte könnte der Anstieg der Schwangerschaftsabbrüche aber genauso gut am Rückgang der öffentlichen Schulden liegen. Diese sind im 4. Quartal 2015 nämlich gesunken, laut Destatis um rund 1,1 Prozent im Vergleich zum 4. Quartal 2014.
2 Kommentare
Reguläre Kontrazeption
von Jess am 24.03.2016 um 18:52 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
pille danach
von Peter Bauer am 22.03.2016 um 17:54 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.