Beratungs-Quickie

Kreislauftropfen für eine Schwangere

München - 31.03.2016, 14:30 Uhr

(Foto: contrastwerkstatt / Fotolia)

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Welche Punkte sind bei der Beratung wichtig? Was für Zusatzinformationen kann man geben? Im „Beratungs-Quickie“ stellen wir jede Woche einen neuen Fall vor. Diesmal geht es um eine werdende Mutter, die eine Verordnung über Cardiodoron® Tropfen einreicht.

Eine deutlich sichtbar schwangere Frau betritt die Apotheke. Langsam arbeitet sie sich zum HV-Tisch vor und löst ihr Rezept ein. Sie fühle sich oft sehr schnell müde und schlapp. Ihr Arzt habe ihr nun ein Arzneimittel wegen ihres niedrigen Blutdruckes verordnet.

Formalien-Check

Verordnet sind Cardiodoron® Tropfen N1, ein Medikament der anthroposophischen Medizin. Das Arzneimittel ist verschreibungspflichtig und darf zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung abgegeben werden. Das Rezept ist vollständig. Es existieren weder wirkstoffgleiche Arzneimittel anderer Hersteller noch Importe. Die Normgröße N1 ist mit den beiden Packungsgrößen 20 ml und 50 ml im Handel. Abzugeben ist Cardiodoron® 20 ml (N1).

Die Patientin braucht keine Zuzahlung zu leisten, da das Medikament im Zusammenhang mit der Schwangerschaft eingenommen verordnet wurde.

Ab dem Ausstellungsdatum ist das Rezept einen Monat gültig.

Beratungs-Basics

Cardiodoron® Tropfen von Weleda sind eine alkoholische Digestion aus den drei Pflanzen Eselsdistel (Onopordum acanthium flos), Bilsenkraut (Hyoscyamus niger herba) und Frühlingsschlüsselblume (Primula veris flos). Das Präparat ist gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis bei Störungen vegetativer Rhythmen und ihrer Koordination, vor allem Kreislaufprobleme (orthostatische Dysregulation), Missempfindungen im Herzbereich (Dyskardien), Herzrhythmusstörungen und Schlafstörungen indiziert. Die Komposition aus den drei Heilpflanzen soll die Herz-Kreislauf-Funktion regulieren und das rhythmische System stabilisieren.

Die Dosierung für Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren beträgt ein- bis dreimal täglich 15 bis 20 Tropfen, die jeweils vor den Mahlzeiten mit Wasser verdünnt eingenommen werden. Die Dauer der Anwendung ist prinzipiell nicht begrenzt. Sie richtet sich nach dem jeweiligen Krankheitsbild bzw. nach dem Befinden des Patienten. Bei chronischen Beschwerden werden kurhafte Therapien mit Behandlungszyklen von zwei bis drei Monaten empfohlen.

Während der Schwangerschaft und in der Stillzeit sollte das Arzneimittel nicht angewendet werden, da keine ausreichend dokumentierten Erfahrungen vorliegen. Auch wegen des hohen Ethanolgehaltes von 24 Vol.-% sind die Tropfen für Schwangere eigentlich nicht geeignet. Im aktuellen Fall wurde die Kundin hierüber von ihrem Arzt informiert. Er meint, er könne die Einnahme in der Schwangerschaft aufgrund guter Erfahrungen vertreten. Die Patientin soll die Tropfen allerdings nur bei Bedarf und stark verdünnt einnehmen.

Für die schwangere Kundin empfiehlt sich daher die Dosierung für Kleinkinder: bei Bedarf (max. ein- bis dreimal täglich) drei bis acht Tropfen. Sie können sowohl mit Wasser als auch mit etwas Tee verdünnt eingenommen werden.

Als Alternative bieten sich die alkoholfreien Zubereitungen Cardiodoron® 5 % Ampullen oder Cardiodoron® Rh Tabletten an. Sie sind wirkstoffidentisch und in der Extraktstärke vergleichbar. Die Anwendung ist laut Beipackzettel in Schwangerschaft und Stillzeit nach ärztlicher Rücksprache möglich. Die Ampullen müssen nicht gespritzt, sondern können auch oral eingenommen werden.

Ist der Arzt informiert und einverstanden, kann die Apotheke die Darreichungsform auf dem Rezept ändern. Wichtig ist das Ergebnis der Rücksprache auf dem Rezept mit Datum und Unterschrift zu dokumentieren.

Entscheidet sich der Arzt für die Tabletten, empfiehlt sich für die Schwangere eine Dosierung von einer halben Tablette bei Bedarf (max. ein- bis dreimal täglich). Die Tabletten werden jeweils vor einer Mahlzeit ggf. mit Wasser eingenommen. Wird  eine flüssige Zubereitung bevorzugt, ist der Kundin das Öffnen der Brechpunkt-Ampullen zu erklären. Der Inhalt der Glasampulle wird in etwas Flüssigkeit getropft und dann eingenommen. Die Ampullen sind nach Anbruch zu verwerfen.

Der DAZ.online-Beratungsquickie

Jede Woche präsentieren wir einen kurzen Fall, wie er im Apothekenalltag vorkommen könnte. Die Fälle und die Beratungshinweise basieren auf dem Rezepttrainer 1, dem Rezepttrainer 2 und dem HV-Trainer, des Deutschen Apotheker Verlags.
Die Beispiele geben Anregungen zur Beratung und anderen Dingen, die bei der Abgabe zu beachten sind:

  • Formalien-Check: unter anderem Informationen zur Verordnungsfähigkeit sowie Gültigkeit des Rezeptes
  • Beratungs-Basics: die wichtigsten Informationen zur Anwendung
  • Auch noch wichtig: Infos zu häufigen Nebenwirkungen und anderen Anwendungsproblemen, Wechselwirkungen mit der Selbstmedikation, Warnzeichen für Komplikationen, …
  • Darf`s ein bisschen mehr sein? Weitergehende Informationen und mögliche Zusatzempfehlungen
Fehlt was?
Haben wir etwas Wichtiges übersehen, haben Sie noch eine weitere Idee oder gar einen ganz anderen Ansatz? Nutzen Sie die Kommentarfunktion und lassen Sie es uns wissen.

Auch noch wichtig

Wechsel- und Nebenwirkungen von Cardiodoron® sind bisher keine bekannt.

Die verwendeten Pflanzenauszüge werden aus frischen Pflanzen hergestellt. Geruch und Geschmack weisen daher gewisse Schwankungen auf. Diese Unterschiede können auch im Fertigprodukt noch wahrnehmbar sein.

Cardiodoron® Tropfen enthalten Bilsenkraut in einer D3-Potenz. Die alkaloidhaltige Giftpflanze ist in homöopathischen Zubereitungen bis einschließlich D3 verschreibungspflichtig.

Darf´s ein bisschen mehr sein?

  • Ein niedriger Blutdruck in der Schwangerschaft ist ärztlich abzuklären, um einen optimalen Ernährungszustand des Fötus (ausreichende Durchblutung der Plazenta) sicherzustellen.
  • Generell gilt es, mit Medikamenten in der Schwangerschaft vorsichtig zu sein.
  • Da es keinen risikolosen Alkoholgrenzwert in der Schwangerschaft gibt, sollte ein völliger Alkoholverzicht in der gesamten Schwangerschaft selbstverständlich sein.
  • Rosmarinwaschungen oder Rosmarinbäder, z. B. mit dem Rosmarin Aktivierungsbad® von Weleda, bringen den Kreislauf in Schwung.
  • Der Blutrückfluss aus den Beinen kann durch Stütz- oder Kompressionsstrümpfe erhöht werden.
  • Moderate Bewegung und leichte sportliche Betätigung halten den Kreislauf während einer Schwangerschaft in Schwung.
  • Die Schwangere sollte vor allem im Sommer auf mineralstoff- und salzhaltige Ernährung achten und viel Flüssigkeit trinken (mind. 2 Liter).

Bei ihrem nächsten Besuch berichtet die junge Frau, dass ihr Cardiodoron® und die anderen Empfehlungen gut helfen. Sie fühle sich nicht mehr ganz so träge und behäbig. Und das sei ja ein sehr gutes Ergebnis, wenn man bedenke, dass sich ihr Körperumfang erneut verdoppelt hätte.


Manuela Kühn, Apothekerin
redaktion@daz.online


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