Kempten im Allgäu

Eine Brücke für das Unternehmen Apotheke

Düsseldorf - 13.04.2016, 19:10 Uhr

Die Bahnhof-Apotheke in Kempten mit dem „gläsernen Steg". (Foto: Bahnhof-Apotheke) Fotostrecke

Die Bahnhof-Apotheke in Kempten mit dem „gläsernen Steg". (Foto: Bahnhof-Apotheke)


320 Mitarbeiter beschäftigt die Bahnhof-Apotheke in Kempten im Allgäu. Nachdem es für die Herstellung von Aromamischungen, Ölen und Salben in Handarbeit in den alten Räumen zu eng wurde, hat das Unternehmen nun kurzerhand eine Brücke zur anderen Straßenseite geschlagen.

Der Name Bahnhof-Apotheke täuscht ein wenig: Zum einen befindet sich seit 1972 kein Bahnhof mehr in der Nähe der Offizin in der 65.000-Einwohner-Stadt Kempten im Allgäu – der liegt seitdem neugebaut einen Kilometer weiter südlich – und zum anderen steckt hinter dem Namen mehr als nur eine „kleine“ Apotheke. Insgesamt 320 Mitarbeiter besitzt das Unternehmen „Bahnhof-Apotheke“. Seit April arbeiten sie auf 2000 Quadratmetern zusätzlicher neuer Produktionsfläche an der Herstellung von Aromamischungen, Ölen, Salben und Cremes.

Deutlichstes Zeichen der Erweiterung der alten Produktionsräume an der Bahnhofstraße ist die gläserne Brücke, die sich zur anderen Straßenseite spannt. In einem gesamten Stockwerk einer ehemaligen C&A-Filiale befinden sich dort die neuen Produktionsräume, in denen die Produkte der Marke „Original Stadelmann Aromamischungen“ entstehen.

Ausgerüstet mit modernster Laboreinrichtung

„Wir wollten eigentlich bereits vor zwei Jahren erweitern, es wurde doch allmählich zu eng in den alten Räumen“, sagt Dietmar Wolz, Inhaber der Bahnhof-Apotheke. Für eine Weile hätte man gerade noch nach den Kriterien guter Laborpraxis arbeiten können. In den neuen Räumen, die man komplett neu nach modernstem Stand mit Reinraum inklusive Schleusen, Unterdruckanlagen und modernem Brandschutz ausgerüstet habe, seien die Bedingungen nun optimal. Produziert werden die Aromamischungen bereits seit über 25 Jahren. 1985 hat Wolz die Bahnhofs-Apotheke übernommen und 1988 mit der Hebamme Ingeborg Stadelmann begonnen, die ersten Ölmischungen herzustellen.

Die neuen Räume hat der Apotheker vom Besitzer der alten C&A-Filiale, einem Investor, quasi als „Rohbau“ gemietet. Den Innenausbau hat er selbst direkt für die Labornutzung machen lassen. Bestandteil ist etwa eine Filteranlage, die pro Stunde 4000 Kubikmeter Luft umwälzt, damit die Mitarbeiter vor einem Zuviel an ätherischen Ölen bewahrt werden.

„Gläserner Steg“ in acht Metern Höhe

Verbunden sind die alten Räume im hinteren Bereich der Apotheke und die neuen auf der anderen Straßenseite durch die gläserne Brücke, den „gläsernen Steg“ wie sie scherzhaft im Webauftritt des Unternehmens bezeichnet wird. In acht Metern Höhe überspannt sie die Straße. „Leider dürfen wir sie nicht für Werbung benutzen“, bedauert Wolz. An den Zugängen zur Brücke befinden sich nun die Pausen und Aufenthaltsräume für die Mitarbeiter. Die alten Laborräume werden in Zukunft für die Herstellung von Rezepturen benutzt. Zuletzt waren diese 1999 erweitert worden.

In den neuen Räumen werden im Handarbeit und Handabfüllung Aroma- und Teemischungen sowie homöopathische Präparate hergestellt, die auch an andere Apotheken vertrieben werden. „Eigentlich sind die 2000 Quadratmeter sogar ein bisschen viel“, sagt der 56 Jahre alte Apotheker. Einen Teil nutze man als Lager- und Büroräume und habe nun immer noch Platz, um bei Bedarf die Produktionsräume noch zu erweitern. Die Fläche habe sich insgesamt nun verdreifacht.

Hätte sonst auf der „grünen Wiese“ bauen müssen

Wolz kann sich etwa vorstellen, das Geschäft mit der Lohnherstellung von Cremes und Kosmetika für andere Apotheken in Zukunft noch auszuweiten. Das müsse sich allerdings lohnen, mit größeren Chargen oder regelmäßig wiederkehrenden Aufträgen etwa für Handcremes.

Investiert hat Wolz eine größere Summe. „Wenn sich diese Gelegenheit nicht ergeben hätte, den Betrieb zu erweitern, hätten wir auf der grünen Wiese bauen müssen“, sagt Wolz. Das hätte zwar Vorteile gehabt, weil man modular hätte bauen können, jedoch hätte man so verschiedene Betriebe gehabt. Nun bildeten sie eine Einheit.

Unternehmen mit Blumenladen und eigener Kita

Im Erdgeschoss der ehemaligen C&A-Filiale betreibt Wolz den zum Unternehmen gehörenden Naturkostladen „Pur Natur“, zu dem auch ein Bistro und seit kurzem auch ein Blumenladen gehören. Daneben betreibt Wolz noch die „Bahnhof-Apotheke am Klinikum“ in Kempten und die Rochus-Apotheke in der 27.000-Einwohner-Stadt Wangen im Allgäu, rund 30 Kilometer vom Hauptsitz in Kempten entfernt. Ferner gehören ein Kosmetikstudio und ein Online-Versand zum Unternehmen, außerdem verfügt die Bahnhof-Apotheke über eine eigene Kindertagesstätte für die Kinder der Angestellten, die aber auch offen ist für andere Kinder.

Zur Einweihung der neuen Produktionsstätte am vergangenen Wochenende hatte Wolz den Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller (CSU), eingeladen. Der gebürtige Kemptener sei auch gerne gekommen. Das Thema Entwicklungshilfe spielt für Wolz eine große Rolle. Außer dass Wolz darauf achtet, dass die Arbeitsbedingungen bei den Lieferanten der ätherischen Öle stimmten, hat sein Unternehmen in der Vergangenheit auch häufiger größere Summen etwa nach Ostafrika oder an Apotheker ohne Grenzen gespendet.


Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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