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- Es rappelt in der Kiste
Große Paketzusteller arbeiten gemeinsam an einer normierten Paketbox. Schon in wenigen Jahren könnten Hightech-Zustellfächer neben Briefkästen vor jeder Haustür stehen, hofft die Branche. Apotheker mahnen: Speziell beim Versand von Arzneimitteln drohen Qualitätseinbußen.
Seit mehr als zehn Jahren wächst der Versandhandel branchenübergreifend nahezu ungebremst, berichtet Statista. Lag der Umsatz in 2012 noch bei 41,6 Milliarden Euro, wurden in 2015 etwa 55,4 Milliarden Euro erreicht. Laut IMS Health-Marktbericht profitieren Arzneimittelversender ebenfalls von diesem Trend.
Zwischen Januar und Dezember 2015 erhöhte sich der Umsatz über alle Produktgruppen um 5,2 Prozent. Endverbraucher bestellten 6,0 Prozent mehr Packungen über diesen Vertriebskanal. Bleibt als Wermutstropfen, dass Zustellversuche häufig scheitern, weil während des Tages niemand im Haushalt ist, um Sendungen anzunehmen. Mehrere Anläufe kosten Geld. Deshalb arbeiten Firmen an technischen Lösungen.
Paketbox im Vorgarten
Seit Mitte 2015 entwickeln die Paketdienste DPD, GLS und Hermes gemeinsam eine „Unibox“ für größere Sendungen. Zielgruppe sind Endverbraucher, die Boxen neben ihren Briefkästen befestigen. Zum Preis von mehreren hundert Euro erhalten sie modernste Technik vom digitalen Zahlenschloss bis hin zur Smartphone-Schnittstelle, um informiert zu werden, sollten Sendungen eintreffen. Rücksendungen gelingen per Box und Smartphone ebenfalls ohne weite Wege. Eine vergleichbare Lösung namens ParcelLock kommt von dem Gemeinschaftsunternehmen der Paketdienste DPD, GLS und Hermes. Dem Deutschen Institut für Normung (DIN) ist es wider Erwarten jetzt gelungen, DHL, DPD, TNT, Verbraucher und Hersteller an einen Tisch zu bringen.
Gemeinsames Ziel ist, einen elektronischen Standard für Zugangssysteme zu entwickeln. Noch in diesem Jahr soll eine erste DIN-Norm für Paketkästen fertiggestellt werden. Hersteller sind jedoch nicht verpflichtet, sich daran zu halten. Außerdem behandelt das Regelwerk keine Spezialfälle wie den Versand von Arzneimitteln oder deren Zustellung durch Boten der Apotheke.
Für Arzneimittel geeignet?
Dazu ein Blick in das Apothekengesetz (ApoG) und die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO). „Bei Zustellung durch Boten ist dafür Sorge zu tragen, dass die Arzneimittel dem Empfänger in zuverlässiger Weise ausgeliefert werden“, heißt es in der §17 ApBetrO. Der Passus schließt Paketboxen nicht aus, falls keine Beratung an der Haustür erforderlich ist. Und laut §11a ApoG beziehungsweise §17 ApBetrO, „hat der Apothekenleiter sicherzustellen, dass das Arzneimittel so verpackt, transportiert und ausgeliefert wird, dass seine Qualität und Wirksamkeit erhalten bleibt“.
Genau hier liegt eine große Schwachstelle moderner Paketboxen. Stichproben der Apothekerkammer Nordrhein hatten zuletzt ergeben, dass die Temperatur von 25 Grad Celsius im Sommer bereits während des Transports häufig überschritten wurde. Liegen Arzneimittel während der warmen Jahreszeit mehrere Stunden im Kasten, ist mit weitaus größeren Problemen zu rechnen. Metallbehälter können sich durch Sonneneinstrahlung stark aufheizen – mit möglichen Folgen für die Arzneimittelqualität. Im Winter gefährden Minusgrade vor allem wässrige Lösungen. Ingrid Fischbach, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, hatte strengeren Regeln beim Versand jedoch eine Absage erteilt.
Weiter fordert das AMG, dass „das Arzneimittel entsprechend den Angaben des Auftraggebers ausgeliefert und gegebenenfalls die Auslieferung schriftlich bestätigt wird“. Diese Funktionalität planen die Hersteller, ohne jedoch bisher Details zu nennen. Auch das im AMG genannte „System zur Sendungsverfolgung“ lässt sich per Schnittstelle zur Paketbox umsetzen.
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