Raucherentwöhnung

Little Helper Smartphone

Remagen - 14.04.2016, 15:30 Uhr

Es gibt viele Methoden und Mittel, das Rauchen aufzuhören. Handy-Unterstützung scheint tatsächlich zu helfen. (Foto: Nikolai Sorokin / Fotolia)

Es gibt viele Methoden und Mittel, das Rauchen aufzuhören. Handy-Unterstützung scheint tatsächlich zu helfen. (Foto: Nikolai Sorokin / Fotolia)


Ständig über das Smartphone daran erinnert werden, dass man mit dem Rauchen aufhören will – das wäre doch eine super Idee. Aber klappt das auch? Dieser Frage widmet sich ein aktueller Cochrane-Review.

Mobiltelefone werden immer mehr dazu genutzt, eine gesunde Lebensführung zu unterstützen. Warum nicht auch zur Raucherentwöhnung?  Das Fachgremium der Cochrane Collaboration zur Nikotinabhängigkeit, die “Cochrane Tobacco Addiction Group“ hat hierzu die aktuellen Bestände in der Wissenschaft durchgeforstet. In die Bewertung einbezogen wurden randomisierte oder quasi randomisierte Studien. Suchkriterium war der Einsatz jedweder Art von Mobiltelefon-basierter Intervention bei der Tabakentwöhnung.  Die Studien-Teilnehmer waren Raucher jeden Alters, die mit dem Rauchen aufhören wollten.

Unterstützung meist mit Textnachrichten

Die Reviewer fanden insgesamt zwölf Studien, die die Einschlusskriterien erfüllten. Sieben sind erst in den letzten vier Jahren seit dem vorherigen Update des Reviews dazu gekommen. Das heißt, das Interesse an diesem Thema scheint zuzunehmen. In den Untersuchungen wurden fast 12.000 Menschen überwacht, um festzustellen, ob sie es schafften, dem Nikotin abzuschwören, oder ob sie nach sechs Monaten immer noch rauchten.

Die Interventionen basierten überwiegend auf automatisierten Textnachrichten. Manche verbanden die Nachrichten auch mit persönlichem Coaching. In zwei Studien waren Prepaid Handys an einkommensschwache HIV-positive Populationen ausgegeben worden, in einem Fall nur zur Telefonberatung, im anderen auch zum Übersenden von Textnachrichten. Eine Untersuchung verwendete Textnachrichten, die mit Video-Messages verlinkt waren. Keine der Studien überprüfte den Einsatz von Apps.

1,7 Mal häufiger rauchfrei

Aus den kombinierten Studienergebnissen konnten die Reviewer einen erfreulichen Schluss ableiten: Raucher, die die Programme erhielten, wurden rund 1,7-mal häufiger rauchfrei als andere ohne die Mobiltelefon-Unterstützung (9,3 gegenüber 5,6 Prozent). Die Erkenntnisse sprechen nach Meinung der Autoren dafür, dass Handy-basierte Interventionen sich auf die Sechs-Monats-Ergebnisse zur Raucherentwöhnung tatsächlich positiv auswirken.

Gute Studienqualität

Alle Studien seien von guter Qualität, stellen sie fest, wobei die sechs Studien mit einer biochemischen Überprüfung des rauchfreien Status noch eine größere Chance zeigten, damit auf Nikotin verzichten zu können. Eine kleine Einschränkung macht die Erhebung jedoch: Die meisten Untersuchungen zu Textnachricht-basierten Interventionen kamen aus einkommensstarken Ländern mit einer guten Tabak-Kontrollpolitik. Es sei nicht unbedingt gesagt, dass das anderenorts genauso gut funktioniert, geben die Cochrane-Reviewer zu bedenken.

Quelle: Whittaker R, McRobbie H, Bullen C, Rodgers A, Gu Y. Mobile phone-based interventions for smoking cessation. Cochrane Database Syst Rev. 2016 Apr 10;4:CD006611. [Epub ahead of print] Review


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Cochrane-Review liefert Hinweise zur Entwöhnung

Nikotinhaltige E-Zigaretten erfolgreicher als Nikotinersatz

Raucherentwöhnung

Können E-Zigaretten helfen?

Partielle Nicotinrezeptor-Agonisten sind laut Cochrane-Review wirksam

Rauchfrei durch Cytisin und Vareniclin?

Cochrane-Review zeigt Chancen und Grenzen der medikamentösen Raucherentwöhnung

Rauchstopp mit Antidepressiva?

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.