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Medienbericht über unnötige Medikations-Checks
Boots, die „skrupellose“ Apothekenkette?
Manager der britischen Apothekenkette Boots sollen ihre angestellten Apotheker offenbar dazu gedrängt haben, unnötige Medikations-Checks durchzuführen. Ziel der Apothekenkette ist es einem Zeitungsbericht zufolge gewesen, Beratungspauschalen beim National Health Service, dem britischen Gesundheitsdienst, abzurechnen.
Die Enthüllungsgeschichte der englischen Tageszeitung „The Guardian“ erschütterte in der vergangenen Woche das gesamte britische Gesundheitssystem. Unter der Überschrift „How Boots went rogue“ („Wie Boots skrupellos wurde“) berichtet der Guardian über Apotheker der Apothekenkette Boots, die über zweifelhafte Geschäfte des Konzerns auspacken. Auf die angestellten Pharmazeuten soll demnach ein großer Druck ausgeübt werden. „Jedes Mal, wenn zwei Manager gleichzeitig den Laden betraten, hatte ich Angst, gefeuert zu werden“, berichtet ein Apotheker.
Konkret geht es um die sogenannten Medicine Use Reviews (MUR), also Medikations-Checks, die nur approbierte Apotheker multimorbiden Patienten anbieten können. Zielgruppe der Beratungsleistung sind Chroniker oder Patienten, die nach einem Klinikaufenthalt auf eine Medikation eingestellt werden müssen. Apotheker und Patient vereinbaren dazu einen Termin und besprechen das Medikationsschema sowie mögliche Neben- oder Wechselwirkungen mit anderen Präparaten. Die Apotheken können pro Beratung 28 Britische Pfund beim National Health Service (NHS) abrechnen, das entspricht rund 35 Euro. Um Abrechnungsbetrug vorzubeugen, darf jede Apotheke maximal 400 Beratungen im Jahr abrechnen.
Boots-Apotheken schöpfen diese maximale Anzahl an Beratungen offenbar regelmäßig aus. In dem Zeitungsbericht heißt es, dass die Chefapotheker der einzelnen Filialen gedrängt werden, die Beratungsleistungen bis zum Limit abzurechnen. In vielen Fällen seien die Beratungen aus medizinischer Sicht unnötig, berichten Apotheker. So seien beispielsweise dementen Patienten Medikations-Checks angeboten worden. Teilweise hätten die Pharmazeuten den eigenen Mitarbeitern die Beratungsleistung angeboten oder sogar mit sich selbst durchgeführt, wenn es noch ein offenes Pensum gegeben habe, heißt es in dem Zeitungsbericht.
Schaden in Millionenhöhe?
Weiteren britischen Medienberichten zufolge sollen bei der Britischen Apothekerkammer zuletzt mehr als 600 Einzelbeschwerden von Apothekern eingegangen sein. Die Kammer will die Vorwürfe nun prüfen, hat aber bereits angekündigt, handfeste Beweise zu benötigen, wenn es zu einem offiziellen Verfahren kommen soll.
Der Schaden für das britische Gesundheitssystem wäre nicht klein: Wenn jede der rund 2500 Boots-Filialen auf der Insel 400 MURs abrechnet, kommen pro Apotheke 11.200 Britische Pfund (rund 14.000 Euro) zusammen. Insgesamt müsste der NHS der Apothekenkette dafür also rund 30 Millionen Britische Pfund (etwa 37 Millionen Euro) pro Jahr überweisen.
Aber die Vorwürfe des Guardian gehen noch viel weiter. Die Zeitung schreibt über die Umwandlung eines traditionellen, britischen Familienunternehmens, das einst eine wichtige soziale Funktion gehabt habe. Diese sei insbesondere nach 2007 eingetreten, als ein Konsortium aus der Investitionsfirma KKR und dem italienischen Großunternehmer Stefano Pessina die Kette übernahm. Das 158-Jahre alte Unternehmen sei seitdem undurchsichtig geworden.
In einem sehr komplizierten Unternehmensaufbau sei es nun nicht mehr klar, wo sich der Sitz der Firma eigentlich befinde. Der Guardian zitiert unter anderem eine Studie der Organisation „War on Want“, nach der Alliance Boots seit 2007 durch die Unternehmenskonstruktion rund eine Milliarde Britische Pfund Steuerzahlungen in Großbritannien vermieden hat – obwohl mehr als 40 Prozent der Einnahmen aus dem NHS stammen, also von britischen Steuerzahlern kommen.
2 Kommentare
Danke Herr Müller...
von Bernd Jas am 20.04.2016 um 10:54 Uhr
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Fremdbesitz/schlechtes MM:Wie Panama oder Riester-Rente
von Wolfgang Müller am 19.04.2016 um 18:06 Uhr
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