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Medizinische Literatur
IQWiG und ABDA protestieren gegen Einschnitte
Für AMK-Vorsitzenden Martin Schulz wäre es eine Katastrophe für die Patientenversorgung, wenn die Zentralbibliothek Medizin geschlossen und die Literaturdatenbanken beim DIMDI eingestellt würden. Die ABDA schließt sich seiner Position an – und auch das IQWiG protestiert.
Im Februar wurde bekannt, dass das DIMDI seine bisherigen Zugänge zu medizinischer Literatur praktisch komplett abschaffen will – und im März gab der Senat der Leibniz-Gemeinschaft seine Empfehlung bekannt, die Zentralbibliothek Medizin (ZB MED) sogar ganz zu schließen. Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker, sprach gegenüber DAZ.online von einer Katastrophe für Forschung und Lehre. Ohne die zentralen Zugänge würden medizinische Literaturrecherchen ansonsten enorm aufwendig und teuer. „Für eine Evidenz-basierte Beratung in der Selbstmedikation, aber auch bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ist es essenziell, dass die gesamte Literatur einbezogen wird“, sagte er.
Die Kritik von Martin Schulz an den Plänen des Leibniz-Senats und des DIMDIs teilt auch die ABDA. „Wir schließen uns dem an und stehen voll dahinter“, sagt ein Sprecher zu den Äußerungen von Schulz, der sich dafür ausgesprochen hatte, die Entscheidungen rückgängig zu machen. Da der AMK-Vorsitzende bereits alles Wichtige gesagt habe, plant die ABDA jedoch nicht, ein eigenes Statement herauszugeben.
Knapp 10.000 Unterschriften
Bald 10.000 Menschen haben sich in einer Petition gegen die Schließung der ZB MED ausgesprochen. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat sich kürzlich außerdem in einem offenen Brief an die zuständigen Bundes- und Landesministerien sowie die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) gewandt und so für den Erhalt der zentralen medizinischen Literaturversorgung plädiert. „Die Nachricht, dass der Senat der Leibniz-Gemeinschaft Bund und Ländern die Beendigung der Förderung der ZB MED empfiehlt, hat uns überrascht“, sagt Siw Waffenschmidt, Leiterin des Stabsbereichs Informationsmanagement am IQWiG.
Begründet wurde dieser Schritt damit, dass die Bibliothek beim Ausbau ihrer Forschungsleistungen nicht ausreichend Erfolg gehabt hätte – was unter anderem an Verzögerungen bei Berufungen von Professoren lag. Auch sei die letzte Evaluation überwiegend positiv ausgefallen, so Waffenschmidt.
Das IQWiG sieht eine Gefährdung der evidenzbasierten Medizin
IQWiG-Leiter Jürgen Windeler sieht in der Schließungsempfehlung ein bedenkliches wissenschaftspolitisches Signal: „Erst werden die Datenbanken des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information abgeschafft, nun soll die ZB MED folgen“, sagt Windeler. Zahllose Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssten ihre Literatur dann direkt über die Verlage erwerben. „Deren Preisvorstellungen überfordern schon viele Universitätsbibliotheken – von anderen Einrichtungen und Einzelpersonen ganz zu schweigen“, so Windeler.
Angesichts des großen öffentlichem Interesse an medizinischer Literatur hofft er, dass sich die Ministerien und die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz noch eines Besseren besinnen. „Das A und O unserer wissenschaftlichen Arbeit ist die evidenzbasierte Medizin“, schreibt das Institut in ihrem offenen Brief. Grundlage der IQWiK-Gutachten sei die systematische Beschaffung wissenschaftlicher Fachliteratur, die zu einem großen Teil aus Zeitschriftenaufsätzen besteht. „Die Schließung der ZB MED würde daher die Arbeit vieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gefährden“, so Windeler.
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