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Lebensmittel-Experte zur „Wunderfrucht“
„Goji-Beeren gehören in die Apotheke“
Sie werden als „Wunderfrüchte für Alle“ und „eines der besten Lebensmittel der Welt“ beworben: Goji-Beeren. Doch der Ernährungswissenschaftler Udo Pollmer warnt vor Risiken.
Die Früchte des Gemeinen Bocksdorns (Lycium barbarum), auch Teufelszwirn, Hexenzwirn oder Chinesische Wolfsbeere genannt, werden von ihren Fans zu den „Superfoods“ gezählt, die sich durch hohe Nährstoff- und Vitalstoffdichte auszeichneten und „mit einer unglaublichen Vielzahl an positiven Eigenschaften für die Gesundheit aufwarten“, wie es beispielsweise auf der Webseite „Zentrum der Gesundheit“ heißt. Goji-Beeren enthielten alle essenziellen Aminosäuren, eine „Mega-Dosis Vitamin A“, Vitamin C, Vitamin E sowie „beachtliche Vitamin-B-Werte“. Klingt äußerst gesund.
Der Lebensmittelchemiker und Buchautor Udo Pollmer (u.a. „Don’t go veggie“) dagegen warnt im Deutschlandradio vor den Beeren. So gibt er zu bedenken, dass es sich um Nachtschattengewächse handelt, auch wenn die Gehalte an Alkaloiden wie Scopolamin oder Atropin zu gering seien, um spürbare Wirkung zu entfalten.
Heilpflanze oder Lebensmittel?
In seiner Heimat China wird der Bocksdorn als Heilpflanze bei Bluthochdruck und Diabetes, bei Augenproblemen, zur Stärkung des Immunsystems und gegen Krebs eingesetzt. In der Traditionellen Chinesischen Medizin sollen Goji-Beeren („Gouqizi“) das „Yin“ erhöhen und werden bei einer Vielzahl von Indikationen eingesetzt.
Für Pollmer spricht die Anwendung als Heilpflanze jedoch gerade nicht dafür, Goji-Beeren als besonders gesunde Nahrungsmittel zu betrachten. Vernünftige Menschen sollten dadurch eher gewarnt sein „denn das heißt ja nur, dass ein oder mehrere Inhaltsstoffe als Arzneistoffe eingestuft werden müssen. Doch Medikamente haben im Essen nichts verloren - weder im Fruchtsaft noch im Schnitzel.“
Allergien und Wechselwirkungen
Dazu kommt, dass es Schilderungen von schweren Blutungen gibt, wenn Patienten unter einer antikoagulativen Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten hohe Dosen Goji-Beeren zu sich nehmen. Außerdem könnten die Beeren laut Pollmer die Leber schädigen, und sie greifen in den Cytochrom-Stoffwechsel ein, über den viele Arzneistoffe metabolisiert werden.
Auch das allergene Potenzial sei nicht zu vernachlässigen, so Pollmer. „Die beliebte Umschreibung eines ‚Superfoods‘ als ‚immunstärkend‘ darf man getrost als Hinweis auf Allergenität werten“, sagt er im Deutschlandradio. In einer spanischen Untersuchung an 30 Personen hätten 24 von ihnen auf Goji-Beeren allergisch reagiert. Problematisch seien besonders die zahlreichen Kreuzallergien, u.a. mit Tomaten, Nüssen, Pfirsichen, Kiwis, Ambrosia und Latex.
Alle diese Aspekte sprechen für Pollmer dafür, dass es sich bei Goji-Beeren mitnichten um ein besonders gesundes Lebensmittel handle. Im Gegenteil: „Sie gehören in die Apotheke – nicht ins Obstregal.“
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