Multiresistente Bakterien

Neue Antibiotikum-Kombination

02.05.2016, 14:30 Uhr

Insbesondere Krankenhaus-Apotheken kämpfen mit multiresistenten Bakterien. (Foto: Dimitar Marinov / Fotolia)

Insbesondere Krankenhaus-Apotheken kämpfen mit multiresistenten Bakterien. (Foto: Dimitar Marinov / Fotolia)


Der Ausschuss für Humanarzneimittel der EMA hat eine positive Empfehlung für Zavicefta ausgesprochen. Das Reserveantibiotikum, das den neuen Betalactamase-Inhibitor, Avibactam sowie das bereits zugelassene Antibiotikum Ceftazidim enthält,  soll auch gegen viele Carbapenem-resistente Enterobakterien wirksam sein.  

Das CHMP (Committee for Medicinal Products for Human Use) hat sich für die Zulassung des Arzneimittels Zavicefta ausgesprochen. Zavicefta, das von AstraZeneca entwickelt wurde, enthält zwei wirksame Substanzen: Das bereits therapeutisch eingesetzte Cephalosporin Ceftazidim in Kombination mit dem neuen Betalactamase-Inhibitor Avibactam.

Als Reserve-Antibiotikum soll es der Therapie von Infektionen mit multiresistenten Bakterien vorbehalten sein. Schätzungen zufolge sterben EU-weit jährlich 25.000 Patienten an bakteriellen Infektionen mit multiresistenten Keimen.

Alt mit neu

Ceftazidim ist als Dritte-Generation-Cephalosporin bereits etabliert in der parenteralen Antibiose schwerer Infektionen. Als Betalactam-Antibiotikum hemmt es die Peptidoglykansynthese, somit die Bildung einer funktionsfähigen Zellwand, und wirkt zeitabhängig bakterizid. Der Wirkschwerpunkt liegt im gramnegativen, aeroben Bereich. Ceftazidim zeigt auch Wirksamkeit gegen Pseudomonas aeruginosa, einen bekannten Problemkeim in Kliniken. Resistenzen gegen Ceftazidim können ihre Ursache in einer Inaktivierung des Wirkstoffs durch Betalactamasen, einer reduzierten Affinität des Arzneimittels zur Zielstruktur (Penicillin-bindende Proteine), einer verminderten Aufnahme in oder einem verstärkten Auswärts-Transport des Wirkstoffs aus der Bakterienzelle (Efflux-Pumpen) haben.

Der zweite Wirkstoff, Avibactam, ist selbst nicht antibiotisch wirksam. Die Substanz hemmt jedoch bestimmte Beta-Lactamasen (u.a. ESBL, AmpC) und kann so die Aktivität von Ceftazidim gegen Bakterien mit solchen Resistenzmechanismen wiederherstellen.

Nur bei schweren Infektionen

Laut CHMP- Gutachten, ist die antibiotische Fix-Kombination indiziert bei komplizierten Harnwegsinfektionen, einschließlich Pyelonephritis, intraabdominalen Infektionen, nosokomialen Pneumonien und als Reserve-Antibiotikum bei Infektionen mit aeroben, gramnegativen Erregern, wenn keine Behandlungsalternative besteht.

Auch bestehe eine Wirksamkeit gegen viele, bereits Carbapenem-resistente Enterobakterien. Die therapeutischen Möglichkeiten sind bei derartigen Infektionen sehr limitiert. Die Entwicklung neuer, wirksamer Antibiotika ist also äußerst wichtig.

Der weitere Weg des neuen Arzneimittels

Die Empfehlung des CHMP wird nun der Europäischen Kommission vorgelegt. Diese entscheidet über den Antrag und somit über die EU-weite Zulassung der antibiotischen Fix-Kombination. Erst dann wird Zavicefta den - intravenösen - Weg zu Patienten finden.

Außerdem: Ceftarolin Zulassungserweiterung

In seiner Sitzung hat der Ausschuss für Humanarzneimittel sich außerdem für einen  Zulassungserweiterung von Ceftarolin ausgesprochen. Das Gruppe-5-Cephalosporin ist wirksam bei Infektionen mit Methicillin-resistenten Staphylococcus-aureus-Stämmen (MRSA) und soll nun auch bereits bei Kindern ab zwei Jahren therapeutisch eingesetzt werden dürfen. 


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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