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Der Bundesverband Deutscher Apotheker will Mitglieder werben und ruft Apotheker in ganz Deutschland zum Austritt aus den Landesapothekerverbänden auf. In einem Schreiben an die Pharmazeuten zieht der Verband über die ABDA her, die aus BVDA-Sicht ineffizient arbeitet und über ihren Verhältnissen lebt.
Der BVDA nennt sich selbst die „zweitgrößte Interessenvertretung“ der Apotheker in Deutschland. Der Verband richtet sich öffentlich gegen die Arbeit der Landesapothekerverbände (LAV) und der ABDA. Der BVDA ist zentral organisiert, halt also keine Unterverbände in den Bundesländern. Wie viele Mitglieder der Verband hat, ist unklar. Allerdings scheinen sich die Verbandsmitglieder im Süden und Westen Deutschlands zu verteilen. Insbesondere in Bayern hat der BVDA viele Mitglieder.
Auf der Suche nach neuen Mitgliedern versucht der BVDA derzeit, Apothekenleiter gegen die etablierten LAV aufzubringen. „Umfragen“ hätten ergeben, dass rund 60 Prozent aller Apothekenleiter mit der Arbeit der ABDA und des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) unzufrieden seien. Welche Umfragen das sind und von wem sie wo durchgeführt wurden, verrät der Verband allerdings nicht. In den Landesorganisationen gebe es keine „mutigen Delegierten“ mehr. Der BVDA fragt sich, wo eigentlich all die „Aufmüpfigen“ geblieben seien, die als Einzelkämpfer wahrscheinlich in der „standespolitischen Versenkung“ verschwunden seien.
Seilschaft ähnliche Konstruktionen in Berlin
Es fällt schwer, die Höhepunkte des fast zwei Seiten langen Schreibens zu finden. Der BVDA lässt kein gutes Haar an den etablierten Apothekerorganisationen. Die Rede ist von „Seilschaft ähnlichen Konstrukten in Berlin“. Man gewinne den Eindruck, dass Pleiten und Pannen immer noch schön geredet würden, wie beispielsweise die Niederlagen rund um das Thema „Medikationsmanagement“. Auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der ABDA nimmt der BVDA ins Visier. Die „immer größer werdende Truppe“ in Berlin. „Die beitragszahlenden Apotheken berappen die Öffentlichkeitsarbeit mit Millionenbeträgen“, heißt es weiter.
Als Absendedatum ist lediglich „April 2016“ angegeben. Wahrscheinlich ist aber, dass der Brief in den vergangenen Tagen versandt wurde, weil er sich auf diverse Aussagen von Fritz Becker auf dem DAV-Wirtschaftsforum bezieht. Zu den aktuellen Niederlagen der ABDA und des DAV zählt der BVDA den bürokratischen Mehraufwand oder „schlechte Verhandlungsergebnisse mit den Krankenkassen“. Der Verband weist zudem auf den drohenden „Hochpreisdeckel“ hin. Aber mit Blick auf die versprochenen Zuschläge im Rezepturbereich lehne man sich wahrscheinlich zurück, ganz nach dem Prinzip „Es hätte schlimmer kommen können!“.
ABDA: In Saus und Braus in der „Villa Protz“
Vehement ärgert sich der BVDA auch über die Ausgaben für das ABDA-Haus, alias „Villa Protz“. Der Verband fragt sich, warum es keine Überlegungen gegeben habe, außerhalb des Berliner Zentrums, und zu einem günstigeren Preis, ein Haus zu kaufen. Es hätte der ABDA außerdem gut gestanden, wenigstens in der Übergangsphase vor dem Einzug in das neue Haus, den „Rotstift anzusetzen“ und außerhalb von Berlin-Mitte zu mieten. Aber mit Blick auf das Adlon-Hotel und das Brandenburger Tor anzumieten, „lässt vermuten da wird in Saus und Braus gelebt“.
Summa summarum kommt der BVDA zum Schluss, dass es die einzig verbliebene „tatsächliche Opposition“ zur ABDA sei. „Ein Verband, der wirtschaftliche Interessen vertritt und eine sehr günstige Alternative ist“, so das Selbsturteil in einem Schreiben, das übrigens nicht wenige Rechtschreibfehler enthält. Natürlich können die Apotheker am Ende des Briefes noch ein kleines Beitrittsformular ausfüllen, und das Papier direkt zurück zum BVDA faxen.
Es ist nicht das erste Mal, dass ABDA und BVDA aneinander geraten. Insbesondere im vergangenen Jahr krachte es, als einige Pharmahersteller mit dem BVDA-Siegel „Das Medikament des Jahres“ warben. Das Siegel war in einem Fernsehbeitrag heftig in die Kritik geraten und auch von einem Gericht verboten worden. Auch die ABDA hatte sich öffentlich von der BVDA-Aktion distanziert.
1 Kommentar
Weniger Kammer - mehr Verband !
von gabriela aures am 03.05.2016 um 10:48 Uhr
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