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Ende der Influenza-Saison 2015/2016
Schon wieder Mismatch beim Grippeimpfstoff
Die Grippewelle ist abgeklungen – im Rückblick zeigt sich: Der schon im Herbst befürchtete Mismatch der trivalenten Grippeimpfstoffe hat sich bewahrheitet. In der letzten Saison waren vor allem Viren der Linie Influenza B/Victoria unterwegs – gegen sie schützten die Rabatt-Impfstoffe nicht.
Seit Mitte April treten kaum noch Grippe-Fälle auf. Die Arbeitsgemeinschaft Influenza am Robert Koch-Institut (RKI) erstellt nun keine wöchentlichen Berichte mehr zur Influenza-Situation in Deutschland. Doch in ihrem letzten Wochenbericht aus der 16. Kalenderwoche kann sie zurückblicken: Knapp 69.000 labordiagnostisch bestätigte Influenzainfektionen sind in der letzten Saison an das RKI übermittelt worden. Bei rund 12.400 war angegeben, dass die Patienten hospitalisiert waren. Und: Über 192 Todesfälle mit Influenzainfektion wurde das RKI informiert.
Die Arbeitsgemeinschaft kann nun auch sagen, welche Viren in der vergangenen Saison dominiert haben: Insgesamt wurden seit Beginn der Saison im Nationalen Referenzzentrum für Influenza (NRZ) am häufigsten Influenza B-Viren (55 Prozent) nachgewiesen, gefolgt von Influenza A(H1N1)pdm09-Viren mit 43 Prozent. Influenza A(H3N2)-Viren wurden mit 2 Prozent nur selten identifiziert. Unter den B-Viren war es wiederum die Viren der Linie Influenza B/Victoria, die dominierten (95 Prozent).
Zusammensetzung der eingesetzten Impfstoffe
Doch wie sah der übliche in Deutschland verwendete Impfstoff aus? Die trivalenten Impfstoffe, über die in den meisten Regionen der Republik Rabattverträge mit den gesetzlichen Kassen bestanden enthielten
ein A/California/7/2009 (H1N1)pdm09-like Virus
ein A/Switzerland/9715293/2013 A(H3N2)-like Virus
ein B/Phuket/3073/2013-like Virus (B/Yamagata-Linie)
Die tetravalenten Impfstoffe (Fluenz® Tetra und Influsplit® Tetra) enthielten zusätzlich noch ein B/Brisbane/60/2008-like Virus, das die B/Victoria-Linie repräsentiert.
Schon letzten September zeichnete sich ab, dass der meist verwandte Dreifach-Impfstoff wohl nicht passgenau sein wird. Besonders ärgerlich: Schon in der vorherigen Saison gab es einen solchen Mismatch.
Das missfällt nicht zuletzt Influsplit-Hersteller GlaxoSmithKline (GSK). Denn sein Produkt, das breiter wirksam war, hatte kaum eine Chancen auf dem deutschen Markt. Der mit rund 23 Euro teurere, aber wirksamere Wirkstoff blieb Privatversicherten und Selbstzahlern vorbehalten. Die nutzten das Angebot auch – der Impfstoff war schon früh in der Saison vergriffen. Zwar könnte GSK auch an den Ausschreibungen der Kassen teilnehmen – doch zu dem Preis, den die Gesetzlichen Kassen für die trivalenten Vakzine zahlen, will das Unternehmen seinen Impfstoff nicht verkaufen.
Auch bei Mitgliedern der Ständigen Impfkommission am RKI regt sich Unmut über die Ausschreibungen der Kassen, bei denen nur der Preis zählt. So erklärte STIKO-Mitglied Thomas Mertens gegenüber der Osnabrücker Zeitung: „Ich persönlich bin – wie auch andere – über das bei Influenza-Impfstoffen zur Kostenreduktion aktuell gewählte Verfahren der Ausschreibung nicht glücklich, da mögliche negative Auswirkungen auf der Hand liegen.“
1 Kommentar
Mismatch bei der Grippe
von Heiko Barz am 08.05.2016 um 7:21 Uhr
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