Apothekenhonorar

Die SPD bleibt am Ball

Berlin - 11.05.2016, 15:30 Uhr

Mehr Geld für Rezepturen: Die Gesundheitspolitiker der SPD-Bundestagsfraktion bleiben beim Apothekenhonorar am Ball. (Foto: dpa)

Mehr Geld für Rezepturen: Die Gesundheitspolitiker der SPD-Bundestagsfraktion bleiben beim Apothekenhonorar am Ball. (Foto: dpa)


Die SPD-Bundestagsfraktion bleibt dabei: Noch in dieser Legislaturperiode soll es für die Apotheker mehr Geld geben. In einer Sitzung der Arbeitsgruppe Gesundheit kam das Thema „Rezepturvergütung“ auf den Tisch. Es besteht Einigkeit darüber, dass die Pharmazeuten insbesondere für komplizierte Anfertigungen besser bezahlt werden sollen.

Die nächsten Wochen könnten für die Apotheker entscheidend werden. Nachdem die ABDA ihre Honorarforderungen nicht, wie erhofft, in der 4. AMG-Novelle unterbringen konnte, bleibt jetzt nur noch eine Möglichkeit, in dieser Legislaturperiode an eine Honorarerhöhung zu kommen: das von der Bundesregierung geplante Pharma-Gesetz, mit dem hauptsächlich die Ergebnisse des Pharmadialogs aufgegriffen werden sollen. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) arbeitet derzeit an einem ersten Referentenentwurf für dieses Gesetz. Nicht nur die Verbände bringen sich derzeit in Stellung und machen ihre Forderungen geltend. Auch die Regierungsfraktionen hatten angekündigt, einige zusätzliche Punkte unterbringen zu wollen.

Eine dieser Fraktions-Forderungen waren Anpassungen am Apothekenhonorar. Zumindest der SPD scheint diese Angelegenheit sehr wichtig zu sein. Denn in einer Sitzung der Arbeitsgruppe Gesundheit der SPD-Bundestagsfraktion kam das Thema nun auf den Tisch. Erneut war es die bayerische Abgeordnete Sabine Dittmar, die sich dafür stark machte, dass die Rezepturvergütung für Apotheker angehoben werden müsste. Dem Vernehmen nach beschwerte sich Dittmar darüber, dass die Pharmazeuten gerade mit komplizierten Rezepturen lange beschäftigt seien. Das dafür ausgezahlte Honorar stehe in keinem Verhältnis zum Aufwand und sei zudem sehr lange nicht angepasst worden.

Sabine Dittmar fordert höhere Rezepturzuschläge

Einmal wöchentlich treffen sich die Gesundheitspolitiker der SPD-Bundestagsfraktion in der AG Gesundheit, um über die Punkte zu sprechen, die sie gerne noch auf den gesetzgeberischen Weg bringen würden. Elf sozialdemokratische Parlamentarier sind dort Mitglied. Dittmar hatte sich bereits Mitte April gegenüber DAZ.online zu dem Thema geäußert: „Wir reden schon ziemlich lange darüber, die Vergütungen für Rezepturen und die BtM-Abgabe anzupassen. Wir sollten da jetzt endlich zu Potte kommen und ein besseres Honorar festlegen“, sagte Dittmar.

Dittmars Engagement für die Apotheker kommt nicht von irgendwoher. Als einzige Fraktion leistet sich die SPD eine eigene Berichterstatterin für das Thema „Apotheken“. In der vergangenen Legislaturperiode hatte die Sächsin Marlies Volkmer dieses Amt inne. Auch Volkmer hatte sich wiederholt für die Pharmazeuten eingesetzt, beispielsweise als es darum ging, wie die Notdienste besser vergütet werden können.

Welche Rezepturen sind besonders aufwendig?

Dem Vernehmen nach gab es in der AG Gesundheit der SPD noch etwas Gesprächsbedarf zu Dittmars Vorstoß. Es soll Einwände gegeben haben, nach denen nicht alle Rezepturen aufwendig seien und oft auch schnell angefertigt werden könnten. Einigkeit bestand allerdings darüber, dass eine Anpassung der Rezepturzuschläge nach zehn Jahren überfällig sei. Dittmar soll in diesem Zusammenhang auch auf die Vergütung bei dokumentationspflichtigen Arzneimitteln hingewiesen haben, die bekanntlich seit 1978 nicht mehr verändert wurde.

Unklar war bei der AG-Sitzung auch, welche Rolle das vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) in Auftrag gegebene Gutachten zum Apothekenhonorar spielt. Die Frage ist, ob der Gesetzgeber schon vor dem Erscheinen der Honorar-Analyse die Rezeptur- und BtM-Vergütung anpassen kann.

Noch vor dem Sommer will das BMG den Fachverbänden und Bundestagsfraktionen einen ersten Referentenentwurf für das Pharma-Gesetz zuleiten. Das soll Lutz Stroppe, Staatssekretär im BMG, zuletzt auch der SPD-Fraktion mitgeteilt haben. Schon im Juni und Juli werden die SPD, die Unionsfraktion und alle befragten Fachverbände also die Möglichkeit haben, ihre Wünsche mitzuteilen.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Zytostatika

von Dr Schweikert-Wehner am 13.05.2016 um 11:42 Uhr

Liebe Genossen vergesst die Zytostatika nicht. Durch die aktuelle Ausschreibung ist die AOK dabei das Honorar gegen Null zu steuern. Das kann nicht im Sinnne einer Arbeiterpartei sein. Also: Streicht den Passus der Ausschreibungen bei onkologischen Rezepturen.

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Wie konnte es nur zu dieser herrlichen Katastrophe kommen?

von Wolfgang Müller am 11.05.2016 um 17:13 Uhr

Sieht nur wie ein Wunder aus, ist aber bei der DAV-Entsaftung durch Einbindung in die ABDA schon folgerichtig: Die Interessen der SELBSTÄNDIGEN Apotheker werden von "Außen" inzwischen besser vertreten.

Diese Nicht-Apotheker-Arbeitsgruppe hat hier wohl sehr engagiert und kompetent eine Arbeit begonnen, die schon seit ewigen Zeiten eine der wichtigsten Aufgaben des DAV gewesen wäre. Offensichtlich ist hier der vernünftige Wille vorhanden, die Rezeptur-Herstellung fair und auskömmlich zu honorieren, und uns nicht nur mit dem pauschalen zusätzlichen Aufschlag von 8,35 Euro abzgl. GKV-Rabatt querbeet und lächerlich für die nächsten 20 Jahre abzufertigen. Wie "Wir" uns zum Gespött aller anderen Freiberufler SELBST abfertigen wollen!

Ich hoffe dringend, dass ein/e richtig gepolte/r Kolleg/in da in der Arbeitsgruppe mittut oder ihr wenigstens zuarbeitet. Denn "kompliziert" sind ALLE Rezepturen, wer als Kolleg/in etwas anderes vorbringt, ist einfach nur schlicht dämlich und pharm-angeberisch eitel ("Salben macht meine PTA mit verbundenen Augen" oder so). Nicht zuletzt wegen vollakademischer QS inkl. Hygiene-/Arbeitsschutz-Aufgaben und umfassender Dokumentation. Und auch wegen der anteilig zu berücksichtigenden, unsäglichen Ausgangsmaterial-WE-Prüfungen (könnten wir bei der Gelegenheit allerdings auch gleich abschaffen, wäre noch besser ...).

Köstlich wäre folgende Situation:

Die Rezeptur-Arbeitsgruppe will Rezepturen GRUNDSÄTZLICH neu und auskömmlich berechnen, wohl wissend, dass dann einige nicht wirklich benötigte Rezepturen wegfielen. Dafür die anderen aber besser, und in Zukunft auch ohne "Rezeptur-Verweigerung" hergestellt würden. Daher möchte man nun mit DER "Apotheken-Interessenvertretung" eine neue, tabellarische Honorierungsgrundlage betriebswirtschaftlich ausrechnen.

Aber: Man FINDET erstmal einfach keine "Interessenvertretung der Öffentlichen Apotheken"!
Der DAV, und erst recht "Die ABDA" weigern sich schlicht, zu RECHNEN: "Das GEHT NICHT!", und flehen jämmerlich ob des unseriösen Ansinnens "Der Großen Politik":

"Wir wollen die Rezepturen weiter als Gemeinwohlpflicht defizitär herstellen! Und wenn ihr bösen bösen Politiker schon mehr Geld dafür zahlen wollt, dann HÖCHSTENS die von uns geforderten bescheidenen 8,35 Euro! Sonst verlieren wir unser Gesicht"
Und wir wollen doch auch so gerne weiter die bösen Rezepturverweigerer und GMP-Sünder jagen. Räbäh.

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