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Kossendeys Gegengewicht
Heilender Kaufmann oder verkaufter Heilberufler?
Nach Umsatzfragen durch Apothekerkammer und Pharma-Großhändler drängt sich Ann-Katrin Kossendey-Koch erneut die eine große Frage auf: Warum gibt es keine korrekte Definition des Apothekerberufs? Ausgerechnet die Telefonschleife eines Landesapothekerverbands zeigt ihr, wo es derzeit falsch läuft.
Der Bescheid ist jetzt gerade vor ein paar Tagen gekommen. Meine Apothekerkammer teilt mir schriftlich mit, welchen Beitrag ich von April diesen Jahres bis März nächsten Jahres leisten darf. „Als Apothekeninhaber zahlen Sie einen Betrag, dessen Höhe sich nach einem Vomhundertsatz des jeweils im Vorjahr erzielten Nettoumsatzes bemisst.“
Wieso eigentlich? Warum wird der Beitrag anhand meines Umsatzes berechnet? Jeder weiß, dass der Umsatz für eine Apotheke seit Jahren gar keine Bemessungsgrundlage mehr ist.
Ich hatte gerade auch eine Verhandlung mit einem Pharma-Großhändler. Das erste, was der gemacht hat, war, die Hochpreiser penibel aus meinem Umsatz raus zu rechnen.
Bei Gesprächen mit der Hausbank fragt der Bankberater nicht nach dem Umsatz, er will die ganze betriebswirtschaftliche Auswertung sehen, um über den Ertrag eine Einschätzung der finanziellen Lage des Unternehmens „Apotheke“ vornehmen zu können.
Das Risiko „Hochpreiser“ inklusive Vorfinanzierung und drohender Retaxation durch die Krankenkassen ist unseren Standesvertretungen doch hinreichend bekannt. Es ist mir völlig unverständlich, wieso man dann von offizieller Seite immer noch den Umsatz als Bemessungsgrundlage für Beiträge bemüht?
Apotheker - weder Fisch, noch Fleisch
Genauso wie ich es nicht begreife, warum ich neben meiner Mitgliedschaft in der Apothekerkammer Zwangsmitglied bei der Industrie- und Handelskammer sein muss. Was regelt die IHK für mich? Wo ist sie mir eine Stütze oder Hilfe? Außer im Ausfüllen von Überweisungsbelegen für den erhobenen Beitrag. Die „eingetragene Kauffrau“ hinter meinem Namen ist eine reine Formalie - viele kaufmännische Instrumentarien sind mir doch per Gesetz verboten.
Warum traut sich keiner eine korrekte Definition unseres Berufes vorzunehmen? Wir sind nicht Fisch, nicht Fleisch - weder reine Heilberufler, noch reelle Kaufleute, sondern nur die Kuh, die gemolken wird. Eine Kasse und das Herausgeben von Wechselgeld machen noch keinen Kaufmann aus. Jahrelang wurde der kaufmännische Anteil unseres Berufes verteufelt, es war nicht standesgemäß über diese Seite des Apothekers öffentlich zu diskutieren. Vielleicht wollte man während der goldenen Jahre der Apothekerzunft auch keine schlafenden Hunde wecken. Nur sind diese rosigen Zeiten längst märchenhafte Vergangenheit, von der die jungen Kollegen leider nicht mehr zehren können.
Das Schweigen über die Tatsache, dass wir nicht nur von unserem ethischen Anspruch leben können und mit dem Heiligenschein keine Brötchen zu bezahlen sind, hat dazu geführt, dass jede Honorardiskussion so unglaublich zäh und erfolglos ist. Politische Versprechen wie etwa beim Notdienstfonds werden nicht eingehalten. Aber anstatt die restlichen Millionen vehement einzufordern, bedanken sich unsere Standesvertreter artig, dass wir überhaupt was bekommen haben und faseln was von Gemeinwohlpflichten.
Trotz „Kurze Wege“ und „Körperpflege“
Auch jetzt bei der Diskussion zum Thema „Angemessene Entlohnung für Rezeptur und BTM“ lässt sich der politische Wille bereits erahnen - Umverteilung statt Honorarerhöhung. Und das bereits im Vorfeld des Gabrielschen Gutachtens.
Aber wer soll sich denn auch äußern von unseren Standesvertretern? Unsere ABDA, die durch ihr bisheriges Verhalten nicht sehr glaubwürdig erscheint? Oder der Deutsche Apothekerverband? Da hat man das Gefühl, der bestünde nur aus Herrn Becker, der zumindest ab und an mal etwas lauter poltert, aber damit die Öffentlichkeit auch nur marginal erreicht. Bleiben die 17 landeseigenen Verbände und Kammern... nur die erwecken den Eindruck, mehr mit dem Gezecke intern und untereinander zu tun zu haben, als die großen Ziele zu fokussieren.
Ich habe letzte Woche mit dem LAV-SOFO-Markt telefoniert. Die haben eine amüsante Telefon-Warteschleife, ein Apothekenlied mit schlichtem Text und eingängiger Melodie. Unabhängig davon, ob Textreime wie „kurze Wege“ auf „Körperpflege“ literarisch hochwertig sind, es ist eine nette Idee und besser als so manche Warteschleife mit Computergedüdel.
Landesverbände stehen sich im Weg
Auf meine Nachfrage sagte man mir, dass man das Lied vom Landesapothekerverband Sachsen-Anhalt gekauft hätte und dass ich ja bei Gefallen meinen LAV ansprechen könne, ob er die Lizenz besorgen würde, um sie dann den niedersächsischen Mitgliedern zur Verfügung zu stellen.
Dieses Beispiel zeigt so eindrucksvoll, was mit guten Ideen, und sind sie noch so klein, passiert, wenn zu viele Köche im Brei herumrühren. Wenn schon das Herunterladen einer Telefonschleife künstlich erschwert wird, weil sich die einzelnen Landesverbände selber im Weg stehen, dann leuchtet jedem ein, dass die großen Probleme erst recht auf der Strecke bleiben.
9 Kommentare
Beiträge
von Martin Didunyk am 12.05.2016 um 20:40 Uhr
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umsatz- oder gewinnabhängige Vereinbarungen
von Dr. Peter Post am 12.05.2016 um 13:30 Uhr
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Kammerbeiträge
von Volker König am 12.05.2016 um 9:52 Uhr
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Warteschleifen-Melodie
von Alexander Köthe am 11.05.2016 um 22:48 Uhr
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AW: Richtig so!
von Ann-Katrin Kossendey-Koch am 12.05.2016 um 11:38 Uhr
Kammerbeiträge
von Jens-Wilhelm Salchow am 11.05.2016 um 18:24 Uhr
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Kammerbeiträge
von Jens-Wilhelm Salchow am 11.05.2016 um 18:24 Uhr
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Kammerbeiträge
von Jens-Wilhelm Salchow am 11.05.2016 um 18:23 Uhr
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Sparmaßnahmen !
von gabriela aures am 11.05.2016 um 14:40 Uhr
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