Schwere Nebenwirkung

Myokarditis nach Adalimumab

11.05.2016, 12:00 Uhr

Ist die kardiale Nebenwirkung unter Adalimumab eine Frage der Dosis? (Foto: monticello / Fotolia)

Ist die kardiale Nebenwirkung unter Adalimumab eine Frage der Dosis? (Foto: monticello / Fotolia)


Ein 22-jähriger Colitis-ulcerosa-Patient entwickelte nach Erstgabe des TNF-α-Antikörpers Adalimumab eine massive Myokarditis. Nach Aussagen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft ist dies nicht der erste Fall.

Eine schwere unerwünschte Arzneimittelwirkung zeigte ein 22-jähriger Patient mit Colitis ulcerosa, nachdem er erstmalig mit dem TNF-α-Antikörper Adalimumab (Humira®) therapiert wurde. Der junge Mann entwickelte eine Woche nach subkutaner Gabe von 160 mg Adalimumab eine schwere Myokarditis, was sich labordiagnostisch durch erhöhte Serumwerte für Troponin und die Kreatinkinase zeigte.

Die stark eingeschränkte Herzauswurfleistung von nur sechs Prozent, verglichen mit 60 bis 70 Prozent bei Herzgesunden, machte eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich. Nach Angaben der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) sei der Patient mittlerweile kardiologisch rehabilitiert.

Der Patient war zuvor auf Mesalazin 4,5 g und Prednisolon 40 mg eingestellt und bis dato kardiologisch nicht vorbelastet. Ein nicht ausreichendes Ansprechen dieser Arzneimittelkombination führte zu einem Wechsel der Therapiestrategie auf Adalimumab. 

Adalimumab

Adalimumab ist ein gentechnisch hergestellter, humaner, monoklonaler Immunglobulin -Antikörper gegen den Tumornekrosefaktor alfa (TNFα). Durch die Blockade von TNFα, einem wichtigen Mediator bei chronischen Entzündungen, kommt es zu einer Unterbrechung der proinflammatorischen Zytokinkaskade und zu einer Besserung des Entzündungsgeschehens.

Das Immunsuppressivum wird bei zahlreichen rheumatischen und anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen eingesetzt, z.B. bei rheumatoider Arthritis, Psoriasis-Arthritis, Spondylitis ankylosans, Psoriasis, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa . Bei juveniler Arthritis, Plaque-Psoriasis und Morbus Crohn kann Adalimumab auch bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden.

Handelsname: Humira®

Als rekombinanter humaner monoklonaler Antikörper gegen den Tumornekrosefaktor-alfa (TNF-α) wird Adalimumab unter anderem zur Therapie der Rheumatoiden Arthritis, Psoriasis und bei chronisch Entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa eingesetzt. Unterschiede gibt es hinsichtlich der Dosis und bei den jeweiligen Therapieschemata.

Spielt die hohe Initialdosis eine Rolle?

Hinweise auf eine ursächlich virale Myokarditis fanden sich laut Ärzteblatt nicht. Die Überlegungen sind dahingehend, ob – die im Vergleich zu anderen Indikationsgebieten – hohe Initialdosis von160 mg Adalimumab bei Colitis im Zusammenhang mit dem Auftreten der kardialen Nebenwirkung steht.

Bereits bekannt ist, dass Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz erhöhte Serumwerte von TNF-α aufweisen. Die Bedeutung dieser Beobachtung ist allerdings noch nicht geklärt. Die Antagonisierung von TNF-α mit Antikörpern jedenfalls scheint das Risiko für eine Herzinsuffizienz geringfügig zu erhöhen. 

Eine dekompensierte Herzinsuffizienz ist als unerwünschte Arzneimittelwirkung unter Adalimumab nicht unbekannt. So sieht die AkdÄ Parallelen zu einem weiteren, bereits bekannten Fallbericht einer kardiologischen Dekompensation unter dem TNF-α-Antikörper. Die Fachinformation zu Humira® gibt diese Nebenwirkung mit der Häufigkeit „gelegentlich” an. Bei Patienten mit manifester Herzinsuffizienz NYHA-Stadium III oder IV, ist Adalimumab kontraindiziert.


cel / DAZ.online 
cmueller@daz.online


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2 Kommentare

Darmkrankheiten vorbeugen

von Hille am 11.05.2016 um 19:23 Uhr

Bei diesen entzündlichen Darmkrankheiten hat man ja sicher des Öfteren mit Schmerzen zu tun. Um Schmerzen bei der täglichen Darmentleerung zu lindern, kann ich an dieser Stelle nur die Hocke als geeignete Sitzhaltung für den Stuhlgang empfehlen. In der Hocke ist der Darm ohne Knick und man kann sich schnell und gründlich entleeren. Zudem muss man im Hockgang auch nicht pressen. Allein durch das starke Pressen können sich ja Darmkrankheiten wie Hämorrhoiden noch zusätzlich bilden. Ich praktiziere die Hocke nun schon eine Weile und habe mir so einen medizinischen Toilettenhocker gekauft, der mich täglich in die ganz natürliche Hockhaltung für den Stuhlgang versetzt. Mit dem Hockgang lassen sich einige Darmkrankheiten wirksam regulieren.

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AW: In die Hocke gehen

von Eeva-Maria Guldner am 23.09.2016 um 18:33 Uhr

Mit Verlaub, der Rat ist rührend naiv. Als immer wieder Betroffene kann ich nur milde lächeln. 30 - 40 Mal täglich, auch mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen, zur Toilette rennen. Unter Schmerzen, die an Presswehen beim Kinderkriegen erinnern, in die Hocke gehen! Das bringt keine Erleichterung. Colitis Ulcerosa ist ein Leiden, das jahrelang ruhen kann, um wie aus heiterem Himmel irgendwann wieder auszubrechen. Demjenigen, der eine vernünftige, nicht andernweitig todbringende Medikation für dieses Leiden findet, gehört mein Dank.

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