Kurz vor EU-Entscheid

Neuer Glyphosat-Bericht bestätigt Krebsrisiko nicht

Berlin - 17.05.2016, 08:30 Uhr

Laut Umweltbundesamt wurden im Jahr 2012 bundesweit knapp 6000 Tonnen Glyphosat verwendet. (Foto:  farbkombinat / Fotolia)

Laut Umweltbundesamt wurden im Jahr 2012 bundesweit knapp 6000 Tonnen Glyphosat verwendet. (Foto: farbkombinat / Fotolia)


Krebserregend – ja, nein, vielleicht? Das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat ist heftig umstritten. Kurz  vor einer wichtigen EU-Entscheidung über die Verlängerung der Zulassung sorgt eine neue Studie für Aufsehen.

Glyphosat ist in vielen Pflanzenschutzmitteln enthalten. Es ist der weltweit am meisten eingesetzte Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln. In Deutschland wird Glyphosat auf rund 40 Prozent der Felder eingesetzt. Unter der Produktbezeichnung «Roundup» wird es auch von privaten Hausbesitzern verwendet, um etwa Garagenzufahrten von Unkraut freizuhalten. Bundesweit wurden laut Umweltbundesamt im Jahr 2012 knapp 6000 Tonnen reine Wirkstoffmenge aufgebracht.

Die Gefahr durch Glyphosat ist seit Langem höchst umstritten. Die Studienergebnisse sind widersprüchlich. Immer wieder hatte der Nachweis von Rückständen beispielsweise in Bier für Aufsehen gesorgt. Auch Muttermilch war unter Verdacht geraten, belastet zu sein. Dies konnte jedoch nicht bestätigt werden.

Der zuständige EU-Ausschuss für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit will in dieser Woche entscheiden, ob die Zulassung für Glyphosat verlängert werden soll oder nicht. Das Europaparlament hatte im April empfohlen, Glyphosat nur noch für sieben Jahre zuzulassen, nicht für 15 Jahre.

Studienlage ist widersprüchlich

Wenige Tage vor den entscheidenden EU-Beratungen über das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel  hat eine UN-Studie den Krebsverdacht nicht bestätigt. Tiertests mit für Menschen relevanten Dosen des Mittels hätten gezeigt, dass Glyphosat bei der Nahrungsaufnahme nicht zu genetischen Zellveränderungen führe, heißt es in einem am Montag bekannt gewordenen Entwurf eines UN-Berichts.

In dem Bericht, der Ergebnisse eines Arbeitstreffens von Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zusammefasst, heißt es, Veränderungen des menschlichen Erbguts durch Glyphosat hätten nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden können. Allerdings wird auch darauf hingewiesen, dass es bei Tests mit Mäusen bei sehr hohen Dosen Krebsverdacht gab.

Die jüngsten Aussagen stehen im Gegensatz zu Feststellungen der mit der WHO verbundenen Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) in Lyon, die Glyphosat 2015 als wahrscheinlich krebserregend eingestuft hatte. Dagegen war die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) zum Schluss gekommen, der Wirkstoff berge vermutlich keine Krebsgefahr für den Menschen. Das entspricht auch der Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) in Berlin.

Auch innerhalb der großen Koalition herrscht Uneinigkeit

Auch in der Bundesregierung ist das Mittel umstritten und sorgt für schlechtes Klima in der Koalition. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) ist für eine Verlängerung. Die SPD-Minister dagegen wollen einer Verlängerung der Zulassung für Glyphosat in der EU nicht zustimmen - damit müsste sich Deutschland in Brüssel der Stimme enthalten. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) verlangt, es müsse erst zweifelsfrei geklärt werden, ob Glyphosat gesundheitlich unbedenklich sei.

Landwirtschaftsminister Schmidt warf seinen SPD-Kollegen Unzuverlässigkeit vor. «Es gab längst eine abgestimmte Regierungsposition mit dem Ziel einer Zulassung», sagte Schmidt. Die Begründung von Ministerin Hendricks sei umso weniger verständlich, da alle ihre Forderungen in den neuen Verordnungsentwurf aufgenommen wurden. Er habe für die «Rolle rückwärts» der Kollegen bei der Zulassungsverlängerung habe er kein Verständnis, so Schmidt gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“.

Der zuständige EU-Ausschuss für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, in dem Vertreter der 28 Mitgliedstaaten sitzen, trifft sich am 18. und 19. Mai. Dann soll entschieden werden, ob die Zulassung für Glyphosat verlängert werden soll oder nicht.


dpa-AFX, Nachrichtenagentur
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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