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Von Jungborn zu Luvos
„Die Natur irrt nicht, sie hat immer recht“
LUVOS – Von den Kräften der Natur war er zutiefst überzeugt: Adolf Just (1859 – 1936), Gründer der Naturheilanstalt Jungborn und Wiederentdecker der Heilerde. 1918 gründete er in Blankenburg die Heilerde-Gesellschaft. Jungborn ist Vergangenheit, die Heilerde-Gesellschaft Luvos stellt noch heute Heilerde-Produkte unter modernen Vorzeichen her. DAZ-Herausgeber Peter Ditzel unterhielt sich mit Justs Urenkelin Ariane Kaestner, die den Familienbetrieb Luvos Heilerde führt.
Heilerde bei Sodbrennen und Reizdarm, zur ganzheitlichen Entgiftung und gegen Pickel – diese Erde scheint ein Universalmittel zu sein. Und in den letzten Jahren ziemlich en vogue. Viele Videos und Blogs im Netz wollen davon zeugen, wie gut die Erde geholfen haben soll. Ich habe mir einen der größten Heilerde-Anbieter, die Heilerde-Gesellschaft Luvos Just GmbH in Friedrichsdorf, ein Familienbetrieb, angesehen. Und ich habe viel über diese Erde und den Firmengründer Adolf Just erfahren.
Heilerde – was ist das eigentlich?
„Heilerde ist ein besonders zusammengesetzter Löß-Boden, der in der Eiszeit gebildet wurde. Der Name Luvos ist übrigens abgeleitet vom früheren Namen für die Eiszeit, dem Diluvium. Im Wesentlichen setzt sich Luvos-Heilerde aus den Mineralien Silikat (Quarz), Kalkspat, Dreischichttonminerale, Feldspat und Dolomit zusammen“, erklärt es Ariane Kaestner, Urenkelin des eigentlichen Firmengründers Adolf Just (1859 - 1936) „die häufigsten Elemente in dieser Erde sind Sauerstoff, Silicium, Calcium, Aluminium, Eisen, Kalium, Magnesium, Natrium, Titan und Phosphor und weitere Spurenelemente. Wichtig ist, dass die Erde die von uns gewünschten Eigenschaften hat: Säurebindung, Absorptionsvermögen und katalytische Effekte.“
Mit einem kleinen hauseigenen Bergbauunternehmen baut Luvos den Boden ab. Das Abbaugebiet, dessen Lage schon aus Sicherheitsgründen ein Firmengeheimnis ist, liegt heute in Hessen.
Und so wird Heilerde verarbeitet
Mit LKW wird der Löß ins Luvos-Werk nach Friedrichsdorf gebracht, dort gereinigt und auf 130 Grad erhitzt, um Keime, Pilze und Sporen abzutöten. Danach durchläuft die Erde verschiedene Mahl- und Siebstationen, bis der gewünschte Feinheitsgrad für die jeweilige therapeutische Anwendung erreicht ist. Luvos bringt Heilerde in verschiedenen Darreichungsformen auf den Markt: als Pulver, das mit Wasser als Suspension eingenommen wird, oder abgefüllt in Kapseln oder zu Granulat verarbeitet, „dadurch hat man keinen erdigen Geschmack mehr“, sagt Kaestner.
Wofür Heilerde angewandt wird
Innerlich angewandt wird Heilerde bei Sodbrennen und Reizmagenbeschwerden: Ein Teelöffel, etwa 6,5 g Luvos-Heilerde kann 25 mVal Säure binden – und damit entspricht dies den Vorgaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) für eine Einzeldosis säurebindender Arzneimittel. „Mit der adsorptiven Eigenschaft der Heilerde erzielt man äußerlich angewandt gute Effekte bei Akne, aber auch innerlich, wenn man Cholesterin und Fette aus der Nahrung binden möchte“, berichtet Kaestner.
„Luvos Heilerde haben in vielen Familien schon die Großeltern genommen und sie wird auch heute noch von der jungen Generation geschätzt“, sagt Ariane Kaestner, „Hauptabsatzkanal für unsere Produkte sind die Apotheken, uns ist es wichtig, dass zu unseren Produkten gut beraten wird. Daneben sind wir noch in Drogeriemärkten und Reformhäusern vertreten.“
Adolf Just und der Jungborn
Gründer von Luvos war Adolf Just, ein gelernter Buchhändler. Er litt in jungen Jahren an einer Nervenkrankheit. Da ihm die Schulmedizin nicht helfen konnte, wandte er sich der Naturheilkunde zu: Er behandelte sich selbst, unter anderem mit einer viermonatigen Kneippkur, und wurde gesund. Seine Heilung schrieb er den Kräften der Natur zu und er war davon so überzeugt, dass er versuchte, das Natürliche in sein Leben zu integrieren.
„In einem Wald bei Braunschweig hat er sich eine Licht-Luft-Hütte gebaut“, erzählt Kaestner die Geschichte ihres Urgroßvaters, „wo er auf dem Boden schlief, immer in der Natur an der frischen Luft lebte und sich von Wald- und Feldfrüchten ernährte und seinen Frühsport im Lichtkleid im Freien absolvierte, zum Erstaunen und zur Belustigung der Spaziergänger.“ Die Schlussfolgerung aus seinen Naturbeobachtungen war: „Die Natur irrt nicht, sie hat immer recht“. Seine Erfahrungen trug er in einem philosophisch-medizinischen Buch zusammen, in dem er seine naturgemäße Lebensführung vorstellte.
Kurz darauf gründete er 1896 in Eckertal bei Stapelburg im Harz den „Jungborn“, eine der ersten und größten Naturheilanstalten für naturgemäße Heil- und Lebensweisen in Deutschland. „Adolf Just“, lobt Kaestner ihren Urgroßvater, „war mit Sicherheit ein Pionier auf diesem Gebiet. Er hatte schon damals eine ganzheitliche Sicht auf die Lebensweise. Nur ein Arzneimittel zu schlucken war ihm zu wenig. Seine Überzeugung: Man muss auch etwas aktiv für seine Gesundheit tun, zum Beispiel durch gesunde Ernährung und Bewegung Seine Jungborn-Idee war für damalige Zeiten wirklich genial.“
Die Jungborn-Kuranstalt im Harz war bis Mitte des 20. Jahrhunderts der Treffpunkt für Kranke und Gesunde auf der Suche nach einer naturgemäßen Lebensweise und nach alternativen zur Schulmedizin. Schriftsteller wie Kafka, Schauspielerin Marika Rökk oder der Anthroposoph Rudolf Steiner kamen in das damals größte Naturheilzentrum Deutschlands.
Adolf Just und die Heilerde
Bei seinen Beschäftigungen mit der Natur entdeckte Just in der Nähe des Jungborn einen Löß, den er für innere und äußere Anwendung einsetzte – es sollte nach dem Jungborn seine zweite Leidenschaft werden. 1918 gründete er in Blankenburg die Heilerde-Gesellschaft, produzierte und vertrieb die „Adolf Justs Luvos-Heilerde“. „Just sagte damals: Ich möchte ein reines Naturprodukt, ohne Farb- und Konservierungsstoffe – und so machen wir das heute immer noch“, weiß die Urenkelin zu berichten.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs fiel das Luvos-Werk in die russische Besatzungszone, es wurde ein volkseigener Betrieb, der unter dem Namen Luvos in der DDR weiterbetrieben wurde. Nach dem Tod von Just floh die Inhaberfamilie in den Westen und schaute sich nach anderen geeigneten Löß-Vorkommen um. In Hessen wurde sie fündig. Justs Schwiegersohn, Otto Köhler, baute zunächst in Bad Homburg, dann ab 1976 in Friedrichsdorf ein neues Luvos-Werk auf. Ariane Kaestner, Urenkelin des Gründers Adolf Just, ist 2006 in den Betrieb eingestiegen und führt seitdem die Geschäfte.
Heilerde: In der Apotheke gut beraten
Hauptstandbein der Luvos Heilerde-Gesellschaft sind auch heute noch die Luvos Heilerde-Produkte. Kaestner hat das Produktportfolio allerdings um eine naturkosmetische Linie erweitert: Heilerde zur Schönheitspflege für Haut- und Haare, als medizinische Hautpflege etwa bei Neurodermitis. Die mineralischen Komponenten der Heilerde lassen sich gut kombinieren mit Pflanzenextrakten.
Und so gibt es heute zum einen Luvos med für die Bedürfnisse trockener und gereizter Haut und zur Pflege bei Neurodermitis. Heilerde findet sich aber auch in einer kosmetischen Pflegeserie mit Cremedusche, Körperbalsam, Shampoo, Waschcreme und weiteren Produktformen. „Besonders im Fokus steht zurzeit allerdings Imutox“, so Kaestner, „unser Medizinprodukt zur ganzheitlichen Entgiftung und zur Unterstützung von Detox-Kuren. Eine große Nachfrage kommt auch aus dem Ausland, wir werden uns wohl international aufstellen müssen“, blickt sie zuversichtlich in die Zukunft.
2 Kommentare
ungenaues
von hein am 17.06.2019 um 22:49 Uhr
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Luvos find ich gut
von Sänger,Albert am 17.02.2019 um 21:07 Uhr
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