Gesundheitspolitik

Bayern - das Eldorado für Apotheker

Straubing - 04.06.2016, 06:05 Uhr

Apotheker-Himmel Bayern: Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) will sich einsetzen. (Foto: dpa)

Apotheker-Himmel Bayern: Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) will sich einsetzen. (Foto: dpa)


Mehr Geld für Rezepturen und BtM, ein dynamisiertes Fixhonorar, eine umfangreiche und gut vergütete Beteiligung der Apotheker bei neuen Dienstleistungen und keine Internet-Rezepte. Ginge es nach Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml, hätten Apotheker keine Sorgen mehr.

Gesundheitsministerien in den Bundesländern sind bei Politikern nicht sehr beliebt. Außer dem Krankenhausbereich werden die wichtigsten Regulierungen in der Gesundheit auf Bundesebene beschlossen. Es gibt wenig Gestaltungsspielraum und ein dementsprechend kleines Budget. Die meisten Bundesländer haben daher auch gar kein Gesundheitsministerium, sondern nur eine Abteilung für das Thema Gesundheit in den Sozialministerien.

Bayern hat ein Gesundheitsministerium. Und die dortige Hausherrin Melanie Huml nimmt ihren Job sehr ernst. Sie mischt sich derzeit, insbesondere was die Apotheken betrifft, erheblich ins Bundesgeschehen ein. Auf dem diesjährigen Bayerischen Apothekertag in Straubing hielt Huml eine Rede, die nicht nur den bayerischen Apothekern gefallen dürfte.

Huml schlägt sich wirklich in allen derzeit offenen Forderungen der Apothekerschaft auf die Seite der Pharmazeuten. Natürlich beginnt so eine politische Rede mit den bereits erreichten Zielen. Huml wies darauf hin, dass „wir in Bayern uns erfolgreich dafür eingesetzt haben“, dass das Berufsbild der Apotheker in der Bundesapothekerordnung „umfassend und maßgeblich“ geändert worden sei. 

Medikationsplan, Fixhonorar, Rezepturen - für Apotheker

Nächster Punkt: der bundeseinheitliche Medikationsplan. Dieser sei zwar ganz gut gelungen. Die derzeitige Gestaltung sei den Bayern aber nicht genug. „Wir wollten einen gemeinsamen Medikationsplan von Ärzten und Apothekern erreichen“, sagte Huml, die übrigens selbst Ärztin ist. Obwohl ein Vorstoß Bayerns im Bundesrat keine Mehrheit gefunden habe, bleibe das auch weiterhin das Ziel.

Doch damit noch nicht genug. Ein echtes Medikationsmanagement müsse sich für die Apotheker auch im Honorar niederschlagen. Das Honorar müsse insgesamt so hoch sein, dass die Apotheker ihren Versorgungsauftrag erfüllen könnten. Dazu gehörten auch Dienstleistungspflichten wie das Medikationsmanagement, sagte Huml.

Einmal beim Honorar angekommen, schloss sich die Ministerin auch allen anderen Wünschen der Apotheker an. Das Fixhonorar müsse regelmäßig überprüft werden, Rezepturen sollten besser bezahlt werden. Als „durchaus charmant“ bezeichnete Huml den Vorschlag des Bayerischen Apothekerverbandes, das Fixhonorar auch für Rezepturen auszuzahlen.

„Sie können sich darauf verlassen, dass sich Bayern auch weiterhin dafür einsetzen wird, dass Apotheken in der Fläche erhalten bleiben und für ihre Leistungen auch angemessene Honorare bekommen“, erklärte die Ministerin. Natürlich musste Huml nach diesem Satz einige Momente warten, bis sie nach einem aufbrausenden Applaus weiterreden konnte.

Huml kann nur indirekt beeinflussen

Denn: Die Gesundheitsministerin hatte noch ein paar Wünsche auf dem Zettel. Huml sagte, dass es für sie unerlässlich sei, dass Patienten einen persönlichen Kontakt zu ihren Ärzten und Apothekern hätten. Bayern habe im Gesetzgebungsverfahren der 4. AMG-Novelle erreicht, dass Rezepte nur nach einem persönlichen Kontakt zum Arzt ausgestellt werden dürften. „Für mich ist die individuelle Beratung Kernaufgabe und Alleinstellungsmerkmal der Apotheken in Bayern! Ein Callcenter einer Internetapotheke kann das nicht leisten. Genauso wenig dürfen wir die völlige Entmenschlichung durch digital gesteuerte Abgabeautomaten zulassen.“

Nach so viel Freude müssen sich auch und insbesondere Bayerns Apotheker allerdings darüber bewusst sein: Auf viele dieser Punkte hat Huml im besten Fall einen indirekten Einfluss. Denn der Arzneimittelversand, der Medikationsplan und insbesondere das Apothekenhonorar sind allesamt in Bundesgesetzen festgelegt. Natürlich kann Bayern Anträge im Bundesrat stellen und andere politische Kontakte, beispielsweise zu den Bundestagsabgeordneten aus Bayern, ziehen. Direkt mitentscheiden an diesen Regelungen kann Huml aber leider nicht.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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