Versandapotheken, Barmer GEK, Politik

Was wurde eigentlich aus Biggi Bender?

Berlin - 03.06.2016, 07:30 Uhr

Vom Bundestag zur Barmer: Seitdem Biggi Bender nicht mehr im Bundestag sitzt, berät sie die Barmer GEK und ist für die Versandapotheken tätig. (Foto: P. Külger/DAZ)

Vom Bundestag zur Barmer: Seitdem Biggi Bender nicht mehr im Bundestag sitzt, berät sie die Barmer GEK und ist für die Versandapotheken tätig. (Foto: P. Külger/DAZ)


Viele Apotheker werden sich noch an Biggi Bender erinnern. Die ehemalige gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion forderte einst die Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes. Aber was macht die Grünen-Politikerin seitdem sie nicht mehr im Bundestag sitzt?

Biggi Bender war und ist eine extrem gut vernetzte und umtriebige Politikerin. Die Wahl-Stuttgarterin fing schon kurz nach dem Abschluss ihres Jura-Studiums an, für die Grünen-Fraktion im baden-württembergischen Landtag zu arbeiten. Bender war zunächst Frauenbeauftragte, lernte schnell viele wichtige Menschen kennen und kandidierte 1988 erstmals für den Landtag. Dort übernahm sie auch gleich den Fraktionsvorsitz der Grünen und war somit die erste weibliche Fraktionsvorsitzende im Stuttgarter Parlament. 2002 lockte Bender die Bundespolitik, sie zog über die Landesliste erstmals in den Bundestag ein.

Von Anfang an war sie im Bundestag für das Thema Gesundheit zuständig. Dabei machte sie sich insbesondere in ihrer zweiten Legislaturperiode bei den Apothekern unbeliebt. Denn 2006 brachte die Grünen-Fraktion einen Antrag in den Gesundheitsausschuss ein, der die Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes zum Inhalt hatte. Bender verteidigte das Vorhaben: Warum sollte es im Optiker-Markt möglich sein, dass inhabergeführte Läden neben Ketten existieren und bei Apothekern nicht, sagte sie damals. Der Antrag scheiterte.

Bender beeindruckt von Celesios Leistungsstärke

Schon vor dem Antrag hatte sich die Stimmung zwischen Apothekern und den Grünen verschlechtert. Warum? Biggi Bender hatte 2005 eine deutliche Nähe zum Stuttgarter Pharmahandelskonzern Celesio aufgebaut, der damals noch in Sachen Liberalisierung unterwegs war. Bender sprach damals davon, dass sie von der „Leistungskraft“ Celesios beeindruckt gewesen sei. In ihrer Fraktion war sie mit dieser Meinung allerdings zunehmend allein. 2013 schwenkte Bender sogar selbst um und sagte, sie werde das Thema der Apothekenketten nicht weiterverfolgen, wenn es nicht aus der Apothekerschaft selbst komme.

Bei der letzten Bundestagswahl fiel Bender dann einer der wichtigsten Prinzipien der Grünen zum Opfer. Auf die baden-württembergische Landesliste werden immer abwechselnd eine Frau und ein Mann gesetzt. 2009 landete die Gesundheitspolitikerin noch auf Platz 9, der für den Einzug ins Parlament reichte. 2013 reichte der elfte Listenplatz allerdings nicht mehr, Bender sitzt seitdem nicht mehr im Bundestag.

Bender ist jetzt Politik-Beraterin

Langweilig ist der Grünen-Politikerin seitdem sicherlich nicht geworden. Schon kurz nach der Bundestagswahl 2013 kündigte sie in der Ärzte Zeitung an, dass sie ihre Expertise in Berlin einbringen möchte. Und das ist dann auch so gekommen: Biggi Bender wurde schon immer eine Nähe zu einigen Krankenkassen nachgesagt. Seit dem vergangenen Jahr ist sie nun als politische Beraterin tätig, unter anderem für die Barmer GEK.

Auf Nachfrage von DAZ.Online bestätigte ein Sprecher der zweitgrößten bundesweit agierenden Krankenkasse: „Die Zusammenarbeit zwischen der Barmer GEK und Frau Bender besteht seit dem 1. Februar 2014.“ Dem Vernehmen nach soll der Kontakt zwischen Barmer und Bender vom ehemaligen Vorsitzenden der Kasse, Rolf-Ulrich Schlenker hergestellt worden sein. Auch Schlenker kommt aus Stuttgart und war vor der Barmer GEK unter anderem bei der AOK Baden-Württemberg und dem BKK Landesverband Baden-Württemberg beschäftigt.

Bender ist zuständig für Gesundheitsfachberufe und Versorgungsforschung

Doch was macht Bender für die Barmer? Die Kasse selbst erklärte auf Nachfrage: Die Zusammenarbeit wurde für die Themengebiete Versorgungsforschung, Pflege, Gesundheitsfachberufe (Delegation  und Substitution), Partizipation und Patientenvertretung vereinbart.“ Mit den Themen Arzneimittel, Apotheken und Versandhandel sei Bender nicht betraut.

Mit diesen Themen hat Bender allerdings im Rahmen einer weiteren Tätigkeit zu tun: Denn die Grünen-Politikerin ist auch für den Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) tätig. In den vergangenen Tagen moderierte sie den Kongress der Versandapotheken, leitete die gesundheitspolitische Diskussion und zeigte sich auch bei einer Branchen-Pressekonferenz. Bender hatte schon den BVDVA-Kongress 2014 moderiert und war dort als „Beraterin“ vorgestellt worden. Der Verband wollte sich nicht dazu äußern, ob Bender auch weiterhin politische Beratungsleistungen zum Thema Arzneimittel-Versandhandel anbietet.

Damalige GEK unterstützte DocMorris

Zumindest historisch gesehen macht die Kombination Bender-Barmer-BVDVA Sinn. Denn vor ihrer Fusion mit der Barmer Ersatzkasse war es die in Baden-Württemberg situierte Gmünder Ersatzkasse (GEK), die sich für Versandapotheken und DocMorris stark machte. Dieter Hebel, der ehemalige Chef der GEK, sprach sich Anfang der 2000er Jahre für den Versand von Rx-Arzneimitteln aus Holland an deutsche Kunden aus. Die GEK erstattete auch Arzneimittel aus Holland. Ob diese Ideen auch nach der Fusion mit der Barmer Ersatzkasse im Jahr 2010 weiter in der Barmer GEK existieren, ist natürlich nicht gesagt.

Natürlich haben wir auch Biggi Bender auf ihr Leben nach dem Bundestag angesprochen. Doch die antwortete kurz, knapp und deutlich: Nein, keine Zeit.“


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Frau Bender

von Heiko Barz am 03.06.2016 um 10:50 Uhr

Diese - Dame - bewirkt wie ein Holzwurm langsam aber stetig, dass das gesunde ' Kernholz ' der Deutschen Gesundheitsversorgung zerbröselt.
Die Sektkorken werden bei ihr knallen, wenn, den jüngsten Nachrichten zufolge, ein paar ignorante "EU Rechtsprecher" unsere komplexe Arzneimittellandschaft ad absurdum führen.
Welche kapitalkräftigen Konzerne dahinterstecken und im Hintergrund ihre Finanzmaschinen kreisen lassen sind uns allen bekannt.
Aber ich glaube nicht, dass diese Firmen global ihr eigenes Handeln richtig einschätzen, es sei denn, sie gehen den Pakt mit den "asiatischen" Teufeln ein, denen das Wort Qualität und patientenkonformes Handeln nichts aber auch gar nichts bedeuten.
Wenn dann unsere Arzneimittelversorgung die Ebene von Kik und Tedi erreicht hat, dann brauchen wir auch keinen F. Schmidt, Becker und Co und auch kein Zukunftsbild 2030 mehr.
Hat sich schon mal einer Gedanken gemacht, was dann aus unserer Altersversorgug wird, wenn die angestellten "Apotheker"der sogenannten ApoKetten natürlich GKV versichert werden?
Wer liefert Antworten?
Bitte keine Beruhigungspillen! Das Thema ist ab heute viel zu aktuell.

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von Frank ebert am 03.06.2016 um 8:51 Uhr

Frau Bender war immer für ein Taschengeld offen

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