SPD-Politikerin Sabine Dittmar

Rezepturgebühren und Apothekenbesuch

Berlin - 07.06.2016, 15:10 Uhr

Interesse an Rezepturen: Die SPD-Politikerin Sabine Dittmar besuchte am Tag der Apotheke eine Offizin im Berliner Hauptbahnhof und sprach sich für ein höheres Apothekenhonorar aus. (Foto: Büro Dittmar)

Interesse an Rezepturen: Die SPD-Politikerin Sabine Dittmar besuchte am Tag der Apotheke eine Offizin im Berliner Hauptbahnhof und sprach sich für ein höheres Apothekenhonorar aus. (Foto: Büro Dittmar)


Die Apothekenbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Sabine Dittmar, lässt nicht locker: Am heutigen Dienstag besuchte sie eine Berliner Apotheke und informierte sich über das Thema Rezepturherstellung. Auch mit dem Bundesgesundheitsministerium hat Dittmar bereits gesprochen.

Das Büro der Abgeordneten hatte für den Apothekenbesuch die ABDA kontaktiert. Dittmar wollte am Tag der Apotheke eine Offizin besuchen, aus Termingründen aber in der Nähe des Hauptbahnhofes bleiben. Die ABDA hatte dann den Berliner Apothekerverein (BAV) kontaktiert, dieser wiederum die Hauptbahnhof-Apotheke von Inhaber Michael Marquardt. Die Apotheke im Hauptbahnhof war 2007 die erste Berliner Apotheke, die nach einer Änderung des Ladenschlussgesetzes rund um die Uhr ihre Pforten öffnete. Marquardt besitzt auch am ehemaligen Hauptbahnhof West-Berlins, dem Bahnhof Zoo, eine Apotheke.

Am heutigen Mittwochvormittag besuchte Sabine Dittmar die Hauptbahnhof-Apotheke gemeinsam mit dem Vorsitzenden des BAV, Rainer Bienfait. Dittmars größtes Interesse lag in der Rezepturherstellung. Die SPD-Politikerin setzt sich seit Wochen im Bundestag dafür ein, dass Apotheker für die Herstellung mehr Geld bekommen. Die Sozialdemokratin schaute daher bei einer Salbenherstellung zu. Ihr Fazit: „Ich habe mir erneut zeigen lassen, wie aufwändig eine Rezeptur eigentlich ist. Im konkreten Fall ging es um eine vermeintlich ‚leicht‘ herzustellendes Salbengemisch, das aber erst nach 45 Minuten abgabefertig war“, sagte die Politikerin gegenüber DAZ.online.

Kein Verständnis für derzeitigen Rezepturaufschlag

Für die derzeit bestehenden Vergütungsregelungen im Bereich der Rezepturen hat Dittmar weiterhin wenig Verständnis: „Für diesen Aufwand bekommt der Apotheker lediglich einen geringen Rezepturaufschlag in Höhe von 5,00 Euro ohne das Fixhonorar für Beratung und Abgabe. Das ist nicht sinnvoll.“ Wo die künftige Vergütungshöhe genau liegen müsste, wollte Dittmar nicht angeben. Aber: „Es muss eine vernünftige Preisgestaltung geben.“

Dittmar hatte das Thema vor einigen Wochen bereits bei den Gesundheitspolitikern der SPD angesprochen. Einige Abgeordnete sollen dort Zweifel geäußert haben, ob man die Rezepturvergütung auch unabhängig vom derzeit laufenden Verfahren des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) zum Apothekenhonorar anpassen könne. „Ich bin der Meinung, dass wir die Rezepturvergütung auch unabhängig vom BMWi-Gutachten anpassen können. Schließlich gibt es in dieser Sache ja nichts Neues zu analysieren oder zu bewerten.“

Steht die SPD zu ihrem Wort?

Dittmars Koalitionspartner, die Unionsfraktion, hatte die Rezepturvergütung in der vergangenen Woche ebenfalls besprochen. Auch dort soll eine Anpassung grundsätzlich begrüßt werden. Gegenüber DAZ.online stellte Michael Hennrich, Berichterstatter für das Thema Arzneimittel bei CDU/CSU, allerdings in Frage, ob die SPD im Gesetzgebungsverfahren zu ihrem Wort stehe. Dittmar hat kein Verständnis für diese Äußerung: „Dass die SPD bei den Rezepturen nicht zu ihrem Wort stehen würde, ist einfach nicht richtig. Schließlich hat schon meine Vorgängerin, Frau Volkmer, Anpassungen in diesem Bereich gefordert. Mein Engagement ist jedenfalls ungebrochen. Erst kürzlich habe ich mit dem Minister darüber gesprochen“, sagte die Abgeordnete aus Unterfranken.

Bis zur Sommerpause des Bundestages will das Bundesgesundheitsministerium (BMG) einen ersten Referentenentwurf des sogenannten Pharma-Gesetzes vorlegen. Neben den Änderungen an der frühen Nutzenbewertung könnten darin auch Anpassungen am Apothekenhonorar enthalten sein. Wenn das in der ersten BMG-Fassung nicht der Fall sein sollte, könnten die Regierungsfraktionen ihre Wünsche zum Apothekenhonorar noch per Änderungsantrag einbringen.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Dreimal Bravo dieser unverzagten, Tabu-brechenden Initiative!

von Wolfgang Müller am 07.06.2016 um 17:28 Uhr

Nach Melanie Huml nun mit Sabine Dittmar die zweite Ärztin, die diese Woche als "Unsere" Interessenvertreterin glänzt. Bravo. Mich persönlich wundert´s natürlich nicht, ich erlebe das ja täglich ..... da ist ganz offensichtlich aus ein wenig mehr Distanz besondere, oftmals auch analytischere Klarsicht vorhanden, was bei Apothekers geht und was nicht.

Eine Ärztin, die dafür eintritt, was alle "normalen" Apotheker wollen, was aber "Unsere" ABDA lieber nicht zu laut fordern möchte: Eine AUSKÖMMLICHE Rezeptur-Honorierung. Zugunsten gerechtigkeitshalber vor Allem derer, die das Glück/das Pech haben, davon besonders viel anfertigen zu müssen.

Insoweit ein Glücksfall, dass ausgerechnet unser besonders profilierter Berliner Interessenvertreter Kollege Bienfait hier Gelegenheit hatte, Frau Dittmar darauf hinzuweisen

- dass es kostenmäßig mit den "45 Minuten Herstellung" bei den Kosten dieser "einfachen" Salbe keineswegs getan ist:
hinzu kommen ja noch anteilige Wareneingangsprüfungen, vor- und nachbereitende Tätigkeiten inkl. Dokumentation, anteilige Anschaffungs-Kosten der benutzten Geräte plus Wartung und Instandhaltung/Eichung etc., Raumkosten, anteilige QM- plus Revisions-Kosten (welch Letztere ja insgesamt vor Allem für diesen Bereich anfallen) und und und bis zur speziellen Fachliteratur und Fortbildung,

- dass es in Wirklichkeit natürlich der Vielzahl betroffener Apotheken KEINESFALLS um das ABDA-Scham-Konstrukt "Zusätzlich Beratungsgebühr 6,50 netto auch für Rezepturen, dann sind wir die nächsten 20 Jahre zufrieden!" geht, sondern eben um die AUSKÖMMLICHE Honorierung dieser unserer besonders besonderen Tätigkeit "Herstellung von Individualrezepturen",

- dass es wegen der unsäglichen Unter-Honorierung dieser Tätigkeit irgendwann NOCH VIEL MEHR Rezeptur-Verweigerer geben wird. Auch weil sich "GMP (Good Manufacturing Practice)" mit "Zuschussgeschäft" schon aus QM-philosophischen Gründen auf gar keinen Fall vertragen kann.

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