Hexal-Gründung, Steuerermittlungen, Luxushotel

Was wurde eigentlich aus den Strüngmann-Brüdern?

Bad Wiessee - 08.06.2016, 10:25 Uhr

Von Hexal zum Luxushotel: Thomas Strüngmann gründete gemeinsam mit seinem Bruder Andreas den Generika-Konzern Hexal, nun steht der Bau eines Luxuhotels an. (Foto: dpa)

Von Hexal zum Luxushotel: Thomas Strüngmann gründete gemeinsam mit seinem Bruder Andreas den Generika-Konzern Hexal, nun steht der Bau eines Luxuhotels an. (Foto: dpa)


„Man sollte alle paar Jahre etwas Neues beginnen“ – nach dieser Maxime leben die Brüder Andreas und Thomas Strüngmann. Apothekern sind sie als Gründer von Hexal bestens vertraut. Jetzt wagen sie den Sprung in das Hotelgewerbe.

Andreas und Thomas Strüngmann, beide Jahrgang 1950, interessierten sich von jungen Jahren an für die Pharma-Branche. Ihr Vater, von Beruf eigentlich Augenarzt, hatte Durachemie als Generikaspezialisten aufgebaut und 1969 das erste Generika-Antibiotikum in Deutschland auf den Markt gebracht. Zehn Jahre später stiegen die Brüder ein – zu einem Zeitpunkt, als Heilberufler entsprechende Präparate noch als lästige Randerscheinung bewerteten.

Bald darauf machten die Brüder erstmals Schlagzeilen. Sie produzierten ein Nachahmer-Präparat mit Nifedipin und gewannen vor Gericht gegen Bayer. Die Leverkusener sahen ihren Anspruch auf das Produktionsverfahren lichtundurchlässiger Kapseln gefährdet und argumentierten, das neue Patent sei der Durachemie zu Unrecht erteilt worden. Ihr Streitwert lag bei sagenhaften 50 Millionen D-Mark. Doch für beide Strüngemanns ging die Sache glimpflich aus. Ihr Verfahren, Nifedipin mit Eisenoxid-haltigen Kapseln vor der photochemischen Zersetzung zu bewahren, hielt gerichtlichen Überprüfungen stand.

Mit Hexal an die Weltspitze

Im Jahr 1986 verkaufte das erfolgreiche Duo Durachemie für 100 Millionen D-Mark. Gleichzeitig gründeten sie die Hexal Chemie GmbH & Co KG in Tegernsee. Damit bewiesen sie einmal mehr den richtigen Riecher. Die Krankenkassen begannen, langsam aber sicher auf ihre Budgets zu achten, und Generika gewannen an Bedeutung.

(Foto: dpa)

HEXAL-Gründer Andreas und Thomas Strüngmann

Ab Januar 2004 wurden durch das Gesetz zur Modernisierung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GMG) nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel plötzlich nicht mehr verordnungsfähig. Rund ein Jahr später verkauften beide Brüder Hexal für 5,65 Milliarden Euro an den Schweizer Pharmakonzern Novartis. „Man sollte alle paar Jahre etwas Neues beginnen“, sagt Thomas Strüngmann gegenüber brandeins zur Begründung. Forbes führt beide Brüder mit 3,3 Milliarden US-Dollar auf Platz 527 der Liste der vermögendsten Geschäftsleute weltweit.

Von Geschäftsmännern zu Wohltätern

Zeitgleich bauten die Strüngmanns ihr soziales und gesellschaftliches Engagement aus. Sie gründeten das nach ihrem Vater benannte Ernst-Strüngmann-Forum, um wissenschaftliche Fragestellungen unserer Zeit zu bearbeiten. Das Spektrum reicht von neurobiologischen Aspekten über die Klimaforschung bis hin zur Zukunft der Gesellschaft. Kurze Zeit später hoben sie das Ernst Strüngmann-Institut aus der Taufe. Die gemeinnützige GmbH ist assoziierte Einrichtung der Max-Planck-Gesellschaft. Unter Leitung von Pascal Fries arbeiten Forscher an neurowissenschaftlichen Fragestellungen.

Back to Business

Trotz ihrer Aktivitäten kehrten Andreas und Thomas Strüngmann der Wirtschaft nicht ganz den Rücken. Ihr Geld investierten sie in unterschiedliche Firmen aus dem Immobilien-, Biotech- und Gesundheitsbereich. Darunter befanden sich auch verlustträchtige Beteiligungen am Immobilienkonzern IVG oder am Solarunternehmen Conergy. Im Februar 2015 gerieten die Hexal-Gründer in das Visier von Ermittlungsbehörden. Ermittler der Münchener Staatsanwaltschaft I durchsuchten Büroräume wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung.

Wie das Handelsblatt schreibt, ging es um sogenannte Fondsprivilege. Haben beide Unternehmer die Entwicklung von Wertpapierprodukten beeinflusst und ungerechtfertigt hohe Steuervorteile genossen? Diese Frage müssen Richter erst beantworten. Davon lässt man sich aber nicht bremsen. Noch im Juni will Thomas Strüngmann der Gemeinde Bad Wiessee in Oberbayern Pläne für ein Luxushotel vorlegen. Ein 30.000 Quadratmeter großes Areal an der Seepromenade hat er bereits erworben.


Michael van den Heuvel, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Heilberufler verpennen wirtschaftliche Entwicklung

von Dr. Peter Post am 10.06.2016 um 11:25 Uhr

1979, "als Heilberufler entsprechende Präparate noch als lästige Randerscheinung bewerteten." Dieser Teilsatz über Generika im interessanten Artikel zu den Hexal-Gründern wirft ein Schlaglicht auf die mangelnde Beachtung wirtschaftlicher Fragen durch die Heilberufler, zu denen sich ja auch gern seit dieser Zeit die Apotheker rechnen. Früher waren wir mal Arzneikundige und -händler. Nun lassen wir uns, weil selbst nicht mehr zum Händler berufen, die wirtschaftlichen Bedingungen unseres Tuns von Dritten diktieren. Es dürfte dem Stand wesentlich besser gehen, wenn er - sich ein Beispiel an den Strüngmanns nehmend - statt heilberuflicher Ausrichtung wirtschaftliche Fragen erfolgreich zu bearbeiten lernt, bevor es die Existenz kostet.

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