Stiftung Warentest

Platzverweise für Fanschminke

Berlin - 13.06.2016, 12:00 Uhr

 Da kann einem der Spaß vergehen: Fanschminke kommt im Test nicht weg (Foto: Schulz-Design / Fotolia)

Da kann einem der Spaß vergehen: Fanschminke kommt im Test nicht weg (Foto: Schulz-Design / Fotolia)


Nicht nur Trikot, Flagge und Kopfbedeckung gehören zur Grundausstattung vieler Fußballfans, auch die „Kriegsbemalung“ in den jeweiligen Landesfarben darf nicht fehlen. Stiftung Warentest hat daher zur EM Fanschminke und Fantattoos in Schwarz-Rot-Gold getestet. Das Ergebnis ist alles andere als meisterlich. 

Zweimal befriedigend, fünfmal ausreichend und fünfmal mangelhaft: So lautet das ernüchternde Urteil von Stiftung Warentest für Fanschminke und Fantattoos. Bereits 2014 waren derartige Produkte negativ aufgefallen. Es gab sogar Rückrufe, weil Fanschminke einen verboten Farbstoff enthalten hatte.

2016 sieht das Ergebnis nicht viel besser aus. Sieben Schminken und fünf Klebe-Tattoos nahmen die Tester unter die Lupe. Dabei fanden sie zwar keine verbotenen Farbstoffe, aber poly­zyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), wie das in Kosmetika verbotene Naphthalin und unerlaubte Weichmacher. Außerdem enthielten alle Schminkstifte potenziell krebserregende aromatische Mineralöl-Kohlenwasserstoffe (MAOH). 

Teilweise hohe Schadstoff-Mengen 

Noch am besten kamen mit der Note „befriedigend" die von der UEFA lizenzierte Fanschminke von Lidl sowie die Tattoos von KIK weg. Beide enthielten nur vergleichsweise geringe Mengen an Schadstoffen. 

Für fünf Schminkstifte gab es die gelbe Karte, darunter „KTN Dr. Neuberger Schminkstift" (gekauft bei Woolworth), „Out of the blue"- Deutschland Fan-Schminke (Euroshop), „Tedi It's football time" 3-in-1-Schminkstifte (Tedi), „Metamorph Fan Colour Make-Up" (Maskworld.com) und „Riethmüller-Schminkstift" (Spiele Max). Hier fanden die Tester jeweils deutliche Mengen an kritischen Inhaltsstoffen.

Der absolute Spielverderber unter den Schminkstiften ist nach Ansicht von Stiftung Warentest „Fries Party-Chic International Fan Schminkstift Quick and Easy! 3in1“ von real. Das Produkt erhielt die Note „mangelhaft“. Der Grund war der hohe Gehalt an MAOH. 

Falsch oder gar nicht deklariert

Bei den Tattoos gab es gleich viermal die rote Karte: „Elasto form Temporäres Tattoo" (absatzplus.com), „Tattoodrucker.de Deutschlandfahne Tattoo" (amazon), „Tedi Temporary Fußball Tattoos" (tedi), „Fries Party-Chic International Fan Tattoo" (real). Naphtalin, Weichmacher, Lösungsmittel  und/oder MAOH wurden in hohen Mengen nachgewiesen.

Auch mit der Deklaration der Inhaltsstoffe waren die Tester nicht bei allen Produkten zufrieden. Nicht alle Anbieter hielten sich an die gesetzlichen Vorgaben, schreiben sie in ihrem Bericht. So seien die Produkte teilweise falsch oder gar nicht gekennzeichnet.

Kein unmittelbares Risiko für die Gesundheit 

Da die Fanschminke nur sporadisch – im besten Fall sieben Mal – zum Einsatz kommt,  besteht nach Ansicht von Stiftung Warentest kein unmittelbares Gesundheitsrisiko. Auch nicht bei Schminktstiften oder Tattoos, die stark belastet sind.

Nichtsdestotrotz sollen Fans, die Flagge zeigen wollen, zu den Produkten greifen,  die befriedigend abgeschnitten haben, so die Verbraucherschützer. Das gelte ganz besonders für Kinder. Damit kritische Inhaltsstoffe nicht in den Organismus gelangen, wird zudem sicherheitshalber davon abgeraten, die Schminke auf den Lippen oder in der Nähe der Augen anzuwenden. Darauf weisen die Anwender auch hin – allerdings nicht wegen einer möglichen Schadstoffbelastung, sondern weil die Fanartikel möglicherweise die Haut reizen können. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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