Kassenfinanzierung

Bayern will mehr Geld für seine Krankenkassen

Berlin - 23.06.2016, 16:00 Uhr

Neu berechnen: Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (2. von links) fordert mit den Professoren Gregor Thüsing, Eberhard Wille und Volker Ulrich mehr Gerechtigkeit bei der Kassenfinanzierung. (Foto: STMGP)

Neu berechnen: Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (2. von links) fordert mit den Professoren Gregor Thüsing, Eberhard Wille und Volker Ulrich mehr Gerechtigkeit bei der Kassenfinanzierung. (Foto: STMGP)


Bayern fühlt sich benachteiligt. Melanie Huml, Gesundheitsministerin des Freistaates, will für die in ihrem Land tätigen, regionalen Krankenkassen mehr Geld aus dem Gesundheitsfonds. Aus ihrer Sicht profitieren insbesondere AOKs in den östlichen Bundesländern zu sehr vom derzeitigen Finanzierungsmechanismus. Aus Sicht der AOK hat diese Argumentation gleich mehrere Denkfehler.

Wie funktioniert der Morbi-RSA?

Seit Jahren beschwert sich Bayern über Ungerechtigkeiten bei der Krankenkassenfinanzierung. Im Kern geht es darum, wie die Gelder aus dem Gesundheitsfonds an die einzelnen Kassen verteilt werden. Der sehr komplizierte Verteilungsmechanismus nennt sich morbiditätsorientierter Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA). Der wurde entworfen, damit Kassen mit älteren und kränkeren Versicherten, die somit auch höhere Ausgaben haben, im Wettbewerb mit Kassen bestehen können, die viele junge und gesunde Versicherte haben.

Deswegen hängt die Höhe der Ausschüttungen aus dem Fonds unter anderem vom Alter und Krankheitsstand der Versicherten ab. Für einen älteren Patienten mit chronischen Krankheiten erhält eine Krankenkasse zusätzlich zu einer Grundpauschale diverse Zuschüsse aus dem Fonds. Gleichzeitig muss die gleiche Kasse aber Abschläge an der Grundpauschale für einen jungen, gesunden Versicherten hinnehmen.

Bayern beschwert sich nun darüber, dass regional tätige Krankenkassen in wirtschaftlich gut aufgestellten Regionen durch diesen Mechanismus ins Hintertreffen geraten. Konkret geht es um die sogenannte Deckungsquote, also um das Verhältnis von aus dem Fonds eingegangener Zahlungen und den Leistungsausgaben der Kassen. In dem am heutigen Donnerstag in Berlin vorgestellten Gutachten ist davon die Rede, dass die bayerischen Krankenkassen in den vergangenen Jahren stetig unterdeckt waren, also mehr ausgeben mussten, als sie eingenommen haben. Zwischen 2009 und 2014 seien den regionalen Kassen im Freistaat mehr als eine Milliarde Euro durch die Lappen gegangen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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