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Deutsches Register klinischer Studien
Hat die Regierung die Folgefinanzierung verschlafen?
Die Bundesregierung zeigt sich zwar bestrebt, das Deutsche Register Klinischer Studien weiter zu betreiben – lässt jedoch die Förderung Ende des Monats auslaufen. Die versprochene „Nachhaltigkeitsstrategie“ ist nicht in Sicht. Von Seiten der Opposition gibt es scharfe Kritik.
Gut vier Wochen vor
Ablauf der Finanzierung des Deutschen Registers Klinischer Studien (DRKS) lässt die Bundesregierung offen, wie es weitergeht. Dies ergibt sich aus
Antworten auf eine Kleine Anfrage der Grünen. „Das DRKS in Freiburg wurde durch
eine langjährige Projektförderung der Bundesregierung erfolgreich aufgebaut und
dient dazu, die Öffentlichkeit über laufende und abgeschlossene,
patientenorientierte klinische Studien kostenlos zu informieren“, erklärt Ingrid
Fischbach, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium.
Somit seien „wichtige Strukturen für die Erfassung klinischer Studien
geschaffen“, von der Wissenschaftler, Fachgesellschaften, Ärzte und Patienten profitierten.
Doch die Prüfung möglicher „Nachhaltigkeitsstrategien“ sei noch nicht abgeschlossen, weshalb derzeit keine Aussage zur Verankerung des DRKS im Bundeshaushalt 2017 getroffen werden könne. Für die Zeit bis zum Ende des Jahres ist laut Fischbach anderweitig gesorgt: „Nach eigenen Angaben kann das DRKS die Finanzierung des Registers noch bis Ende 2016 aus anderen Quellen sicherstellen“, schreibt sie.
Wie geht es weiter?
Aktuell ist das Register bei der Uniklinik Freiburg angesiedelt, die offenbar in dieser Notlage selbst einspringen wird. „Bis zu einer endgültigen Entscheidung wird eine Übergangsfinanzierung des Instituts für Medizinische Biometrie und Statistik aus Mitteln der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg zur Verfügung gestellt“, erklärt Institutsdirektor Martin Schumacher gegenüber DAZ.online. „Wir hoffen auf eine Weiterführung der Finanzierung des Deutschen Registers für Klinische Studien durch das Ministerium, um eine dauerhafte Fortführung des DRKS zu ermöglichen.“
Aus der Opposition gibt es starke Kritik an den Aussagen der Regierung. Brüche in der vollzähligen Erfassung und Dokumentation von Studien sowie in deren verständlicher Informationsaufbereitung in deutscher Sprache müssen vermieden werden, sagt der Gesundheitspolitiker Harald Terpe von den Grünen. „Denn diese Brüche erschweren auch die Weiterentwicklung und Verbesserung der konkreten medizinischen Versorgung von Patientinnen und Patienten“, erklärt er gegenüber DAZ.online. Die Regierung dürfe es nicht nur dabei belassen, den Nutzen und die Bedeutung des DRKS anzuerkennen, ohne dessen nachhaltige Finanzierung zu sichern.
Fatale Entwicklung
„Die Bundesregierung hat es scheinbar verschlafen, rechtzeitig über die Folgeförderung des DRKS zu beraten und zu entscheiden“, kommentiert Terpe. „Dass das DRKS aufgrund dieser Kurzsichtigkeit der Bundesregierung vom Aus bedroht ist, ist fatal.“
Ähnlich sieht es auch die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, Kathrin Vogler. „Auf allen Ebenen erscheinen evidenzbasierte Medizin und Erkenntnisse der Bundesregierung nicht wichtig zu sein“, erklärt sie. Vogler hatte bereits angesichts der geplanten Abschaffung der Literaturdatenbanken beim DIMDI und der unsicheren Zukunft bei der Zentralbibliothek Medizin von einem „Tiefschlag für die evidenzbasierte Medizin in Deutschland“ gesprochen.
Drohendes Ende der Finanzierung
Die für das DRKS nötigen Gelder sind vergleichsweise bescheiden: Derzeit reichen 5,5 Vollzeit-Stellen und ein Jahresbudget von ungefähr 450.000 Euro zum Betrieb des nationalen Registers aus.
Im Zuge der bereits im Mai in Spiel gebrachten „Nachhaltigkeitsstrategie“ würde auch die Anbindung oder Eingliederung des Registers an andere Institutionen oder Organisationen geprüft, erklärt die Bundesregierung nun. In Frage kämen „etablierte Institutionen oder Organisationen“, die eine solche Aufgabe fachlich und organisatorisch langfristig wahrnehmen können.
„Ziel sollte es sein, das bisherige Angebot des DRKS kontinuierlich weiter fortzuführen“, schreibt Fischbach. Außerdem habe die Bundesregierung „Interesse am Erhalt des Status als einziges deutsches WHO-Primärregister“. Dennoch wird sie am 31. Juli die Finanzierung erstmal auslaufen lassen.
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