Pharmakovigilanz

Zydelig-Nutzen größer als das Risiko

Stuttgart - 11.07.2016, 15:00 Uhr

Der PRAC hat Zydelig ein positives Nutzen-Risikoverhältnis bestätigt. In der Apotheke gehört das Mittel zu den Hochpreisern: 60 Stück des oralen Zytostatikums kosten über 4800 Euro (Stand 11.07.2016). (Foto: Gilead). 

Der PRAC hat Zydelig ein positives Nutzen-Risikoverhältnis bestätigt. In der Apotheke gehört das Mittel zu den Hochpreisern: 60 Stück des oralen Zytostatikums kosten über 4800 Euro (Stand 11.07.2016). (Foto: Gilead). 


Das Zytostatikum Idelalisib (Zydelig), das bei bestimmten hämatolgischen Krebserkrankungen eingesetzt wird, nützt mehr, als es schadet. Das stellte der Pharmakovigilanzausschuss der EMA fest. Die Gefahr, während der Therapie an schweren Infektionen zu erkranken, hat der Ausschuss aber bestätigt und die Empfehlungen zum Risikomanagement aktualisiert. 

Der Pharmakovigilanzausschuss der EMA (PRAC) hatte ein Nutzen-Risikobewertungsverfahren Zytostatikum Idelalisib (Zydelig®) gestartet, nachdem in klinischen Studien gehäuft schwerwiegende Nebenwirkungen wie Pneumonien beobachtet worden waren. Dieses ist nun abgeschlossen. Der Nutzen von Idelalisib, das bei chronischer lymphatischer Leukämie und follikulärem Lymphom eingesetzt wird, ist nach Ansicht des PRAC größer als das Risiko. Der Ausschuss bestätigte aber auch das Risiko für schwere Infektionen während der Therapie. Obwohl in den Studien das Arzneimittel nicht so eingesetzt wurde, wie es derzeit zugelassen ist, wird die Gefahr für relevant erachtet.

Daher wurden die vorläufigen Empfehlungen zum Risikomanagement, die im März zu Beginn des Verfahrens ausgesprochen wurden, nochmals aktualisiert. So sollen alle Patienten während der Idelalisib-Therapie Antibiotika erhalten, um durch Pneumocystis jirovecii verursachten Pneumonien vorzubeugen. Die Antibiose soll zwei bis sechs Monate nach dem Ende Behandlung fortgeführt werden. Außerdem rät der PRAC, Patienten hinsichtlich auftretender Infektionen zu überwachen und regelmäßig durch Blutuntersuchungen die Leukozytenwerte zu überprüfen. Denn bei niedriger Leukozytenzahl besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko. Bei Patienten mit generalisierten Infektionen sollte keine Therapie mit Idelalisib begonnen werden.

Anwendungsbeschränkung gelockert

Bei der vorläufigen Version hatte der Ausschuss davon abgeraten, Idelalisib bei therapienaiven CLL-Patienten mit bestimmten Mutationen (17p-Deletion oder einer TP53-Mutation) einzusetzen. Diese Vorsichtsmaßnahme wurde jetzt eingeschränkt. So können diese Patienten mit Ideaslisib behandelt werden, wenn es keine Therapiealternativen gibt und die Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden.

Die Empfehlungen des PRAC werden nun an den Humanarzneimittelausschuss (CHMP) weitergeleitet. Dieser legt die offizielle Position der EMA fest und legt sie der Europäischen Kommission zur Beschlussfassung vor. Das Votum der Kommission ist dann für alle EU-Mitgliedsstaaten bindend. 

Idealisib

Idealisib wird als Monotherapeutikum zur Behandlung des refraktären follikulären Lymphoms und in Kombination mit Rituximab zur Therapie der vorbehandelten chronischen lymphatischen Leukämie angewendet. Bei CLL-Patienten mit einer 17p-Deletion oder einer TP53-Mutation kann es, wenn es keine andere Therapieoption gibt, auch als Erstlinientherapie eingesetzt werden . Die Appplikation erfolgt oral. 

Die Wirkung beruht auf einer Inhibition der Phosphoinositid-3-Kinase-delta-(PI3Kδ-), die für Proliferation, Motilität und Überleben von Zellen verantwortlich ist. Bei B-Zell-Lymphomen ist PI3Kδ-Signalweg häufig hyperaktiv. Dieser wird von Idealisib blockiert, indem es selektiv die Bindung von Adenosin-5’-Triphosphat (ATP) an die katalytische Domäne von PI3Kδ blockiert. In der Folge wird die Proliferation entarteter Zellen gehemmt und deren Apoptose gefördert. Da die δ-Isoform der PI3K praktisch nur in hämatopoetischen Zellen vorkommt, wirkt Idealisib selektiv auf das blutbildende System.

Handelsname: Zydelig® 

Proliferationshemmung und Apoptoseförderung: [Quelle: nach The Biology of Cancer, 2nd Ed. by Weinberg]; Grafik erschienen in DAZ 2014, Nr. 50.

Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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