Pillen-Abo

Verhütung frei Haus aus Holland

Stuttgart - 14.07.2016, 19:00 Uhr

Einmal ein Rezept vorlegen und dann alle drei Monate die Pille per Post aus der holländischen Apotheke: Das Pillen-Abo macht es möglich. (Fotos: areeya_ann, peangdao, promesaartstudio / Fotolia)

Einmal ein Rezept vorlegen und dann alle drei Monate die Pille per Post aus der holländischen Apotheke: Das Pillen-Abo macht es möglich. (Fotos: areeya_ann, peangdao, promesaartstudio / Fotolia)


Alle sechs Monate zum Gynäkologen für ein Pillenrezept? Für vielbeschäftigte Frauen angeblich zu viel Aufwand. Daher bietet eine niederländische Versandapotheke als Alternative  ein „Pillen-Abo“ an: einmal ein Rezept einsenden und dann unbeschränkt die Pille im Dreimonatstakt erhalten. Bei Gynäkologen stößt das auf wenig Gegenliebe. 

„Die Pille ist oft teuer und man muss ständig den sechs-monatlichen Gynäkologen-Termin planen und einhalten. Für vielbeschäftigte, gesunde Frauen ist das viel Aufwand, nur um an das Pillenrezept zu kommen. Ein Pillen-Abonnement ist eine gute und günstigere Alternative“. So möchte die niederländische Versandapotheke Pilleabo.de, die sich auf Verhütungs- und Schmerzmittel spezialisiert hat und mit günstigen Preisen wirbt, ihre Präparate an die Frau bringen. Das besondere beim Pillen-Abo: Man muss nur einmal ein Rezept einreichen und bekommt dann alle drei Monate eine neue Packung.

Solche Dauerrezepte sind in den Niederlanden im Gegensatz zu Deutschland tatsächlich erlaubt. Im Grenzgebiet ist es gängige Praxis, dass Pillen-Rezepte aus Deutschland in holländischen Apotheken als Dauerrezepte beliefert werden. Bei Kontrazeptiva muss auch keine Gesamtmenge, so wie es bei anderen Arzneimitteln vorgeschrieben ist, angegeben sein. Laut dem „Koninklijke Nederlandse Maatschappij ter bevordering der Pharmacie“ (KNMP), dem Berufsverband der niederländischen Apotheker, liegt es bei der Pille im Ermessen des Apothekers, in welchen Abständen er eine neue Verordnung verlangt. Üblich ist alle zwei Jahre, erklärt eine Vertreterin des KNMP gegenüber DAZ.online. 

Nur „ab und zu" zum Frauenarzt

Laut einer Pressemitteilung von Pilleabo.de, die mit „Aufgeklärt: 3 Mythen über das Pillen-Abo“ überschrieben ist, hat der Versender Verständnis für die Skepsis vieler Frauen, die Pille im Internet zu bestellen. Daher distanziert man sich von Apotheken, die Kontrazeptiva ganz ohne Rezept abgeben und rät beim Bestellen auf das EU-Sicherheitslogo zu achten – über das man selber natürlich verfüge.

Darüber hinaus wird auch explizit auf die Wichtigkeit des Besuchs beim Gynäkologen hingewiesen. „Die Antibabypille ist ein rezeptpflichtiges Medikament, daher ist ein Gynäkologenbesuch auch beim Pillen-Abo unumgänglich“, heißt es. Routinemäßige Termine beim Frauenarzt – obwohl für den Bezug der Pille nach einmaliger Rezepteinreichung nicht notwendig – sollten die Frauen dann „doch ab und zu wahrzunehmen“.

Die Qualität der Arzneimittel sei die gleiche wie in Deutschland, trotz der niedrigeren Preise. Bedenken in diese Richtung sollen folgendermaßen zerstreut werden: „Die Pille, sowie viele andere Medikamente, seien in Deutschland aufgrund mangelnder Wettbewerbsgesetze teurer als in anderen EU Ländern, sie unterliegen jedoch den gleichen Qualitätskontrollen.“ Oder wie es auf der Website heißt: „Medikamente sind nicht in den Niederlanden außergewöhnlich billig, sondern in Deutschland ausgesprochen teuer!“. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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8 Kommentare

Öfter als alle 6 Monate

von Melanie am 18.07.2019 um 17:09 Uhr

Dieser Artikel lässt vollkommen außer Acht, dass Frauen, die die Pille durchnehmen, bzw. zum Beispiel im 9Wochen Rhythmus nehmen, öfter als 2 mal im Jahr zum Arzt müssen. Wie im Artikel beschrieben ist eine Kontrolluntersuchung im Jahr wichtig. Wieso also nicht die Pille für ein Jahr verschreiben?

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AW: Öfter als alle 6 Monate

von Nicole Rösner am 17.09.2019 um 1:55 Uhr

Sehr auffällig ist, dass alle Frauen, die auf diesen Bericht geantwortet haben, für das Pillen-Abo sind, und alle Männer dagegen. Gegen die Selbstbestimmung der Frauen!!

Männer sollten zu diesem Thema das Maul halten, und lieber jedes halbe Jahr beim Urologen ihre Prostata abtasten lassen. Welcher Mann macht denn das??!!

Vielleicht wollen die Männer, die hier einen negativen Kommentar gegen das Pillenabo abgegeben haben, auch nicht, dass Frauen selbstbestimmt verhüten, und über ihre Sexualität selbst bestimmen. Das soll besser ein Frauenarzt, am besten männlich, für sie entscheiden. Weil Frauen anscheinend zu dumm sind, um über ihren Körper und ihre Vergütungsmaßnahmen selbst zu bestimmen. Paragraph 218 lässt grüßen!!!

Unwissende Kommentare

von Marlene am 09.10.2016 um 13:43 Uhr

Das man in Deutschland alle 6 Monate einen Termin braucht ist reine Geschäftemacherei. Etliche Frauenärzte geben das auch zu. In anderen Ländern reichen Kontrolltermine alle 2-3 Jahre aus, und wenn man Probleme hat geht man hoffentlich ohnehin zum Arzt. Diese unnützen Kontrolltermine entsprechen nicht dem Stand der modernen Medizin. Zudem, wer hat Zeit alle sechs Monate stundenlang im Wartezimmer zu sitzen für 3 Standardfragen und ein Rezept? Tatsache ist, diese unsinnigen Vorgaben führen dazu, dass Frauen auf die Versandapotheken ausweichen. Weitaus sinniger wäre es, die Untersuchung wie in anderen Ländern an den Gesundheitscheck zu koppeln und das Rezept unabhängig davon auszustellen. Zum Vergleich möchte ich dazu gerne anmerken, dass Rezepte für weitaus risikoreichere Medikamente (zum Beispiel Blutdrucksenker) ebenfalls von den meisten Hausärzten nach einer Erstuntersuchung ohne laufende Folgeuntersuchungen problemlos weiter ausgestellt werden, solange der Patient keine Veränderung seines Zustands feststellt.

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Pilleabo

von Thomas Bsonek am 15.07.2016 um 15:51 Uhr

Man möge sich die Seite mal anschauen:
Ellaone im Abo?
Paracetamol für 10,-€?
Soviel zu pharmazeutischer Kompetenz und günstigen Hollandpreisen.

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Pillenversand im Abo?

von Heiko Barz am 15.07.2016 um 11:36 Uhr

Abgesehen von den illegalen und strafbewerten Fehlhandlungen dieses seltsamen Apothekenformates, das in Holland vielleicht gesetzeskonform ist, sollte das deutsche Gesundheitswesen hier aber wirklich zum Schutze der Frauen die rote Karte zeigen.
Es geht hier um hochwirksame Hormonarzneimittel, deren Überwachung zum Schutz vor unübersehbaren Nebenwirkungen nicht zu Unrecht verschreibungspflichtig sind.
Diesen diffusen Versandfirmen geht es nur um die Bedienung des Frauenklientels, das gern "gepampert" wird, sich Alles nach Hause bringen, den unangenehmen Arztbesuch vermeidet und sich auch noch durch billige Preise verführen läßt.
Über die bei uns viel zu hohe MWST, die eigentlich ausgesetzt werden müßte, braucht hier nicht mehr diskutiert zu werden.
Durch die gewissenlosen Antreiber dieser obskuren Vertriebsapos werden natürlich auch eventuelle und folgenschwere Krebserkrankungen ( Gebärmutterhals und Brust ) oft viel zu spät oder gar nicht erkannt.
Wenn so etwa unser täglich Brot sein sollte, dann sind doch "ARMIN" und ähnliche Zukunftskonstrukte nicht die Zeit und die Mühe wert, die schon eingesetzt worden ist.
Vielleicht sollten sich unser " Führungsetagen " mit dem Europa um uns herum einmal intensiver beschäftigen, denn das, was von UNS gesetzlich und strafbewehrt verlangt wird, ist anscheinend im UMUNSHERUMEUROPA kaum relevant.

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Pillenabo

von Andreas Tollmann am 15.07.2016 um 9:27 Uhr

Ich denke, dass hier geltendes deutsches Recht mißachtet wird. Das Rezept wird zur Einmalverordnung von einem deutschen Arzt ausgestellt . Hätte er anderes im Sinne, müsste er es vermerken. Das Gleiche gilt für ein Kassenrezept, welches nach 4 Wochen nicht mehr gültig ist, obwohl Rezepte generell 3 Monate gültig sind. Man darf aber das Kassenrezept nach vier Wochen nicht als Privatrezept behandeln, da der Arzt davon ausgegangen ist, dass es nur vier Wochen gültig ist !! Eventuell sollten die Ärzte vermerken, dass nur die Einmalige Verordnung erwünscht ist !

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AW: Seit wann?

von Christian Becker am 19.07.2016 um 9:07 Uhr

Seit wann darf man Kassenrezepte nach 4 Wochen nicht mehr als Privatrezepte behandeln?
Ob diese Regelung vielleicht sinnvoll wäre, ist hier nicht die Frage, aber mir ist nicht bekannt, dass es als "Abgabe ohne Rezept" geahndet werden könnte, wenn man das Arzneimittel später abgibt.

Falschaussagen

von Sven Larisch am 14.07.2016 um 19:05 Uhr

Können Falschaussagen im Rahmen der EU nicht auch zur Anzeige gebracht werden?
Wenn schon EU dann richtig!
Und ja - der Staat verdient eine Menge (19%!) an den Medikamenten in Deutschland- Pornohefte sind nur mit 7% zu versteuern (Druckerzeugnisse) - da stellt sich die Frage ob der Finanzminister sich diese lukrativen Einnahmen durch die Medikamente jemals durch die Lappen gehen lassen möchte :-)
Und Kontrazeptiva sind Arzneimittel- keine Schokodrops. Also liebe Frauen - geht doch bitte zum Arzt wegen möglicher Nebenwirkungen. Dann könnt ihr auch da ein aktuelles Rezept holen.

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