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Pharmaziehistoriker und Fabulologe Bartels
Der Apotheker, der Lohr zur Schneewittchen-Stadt machte
Dr. Karl-Heinz Bartels, Apotheker und Pharmaziehistoriker, ist im Alter von 78 Jahren verstorben. Rund einhundert Abhandlungen verfasste er über die Geschichte der Apotheken in Deutschland. Am bekanntesten machte ihn aber der von ihm zusammen „fabuliertehistorische“ Hintergrund der Märchenfigur Schneewittchen.
Der promovierte Pharmaziehistoriker und Apotheker Karl-Heinz Bartels war offensichtlich ein Mann, der sich für die Dinge begeistern konnte, die er tat. Darüber hinaus sollte die Märchenfigur Schneewittchen eine besondere Bedeutung in seinem Leben bekommen.
Im Alter von 78 Jahren ist er nun
in seiner Heimatstadt, dem unterfränkischen 15.000 Einwohner Ort Lohr am Main nahe Würzburg verstorben. 35 Jahre lang war er dort Apotheker und leitete von 1965, als er
sie von seinem Vater übernahm, bis 2005 die historische Marien-Apotheke in Lohr. 2005 übergab er die Apotheke
seiner Tochter Anne.
Eine seiner rund einhundert pharmaziehistorischen Veröffentlichungen war dann auch ein Buch über 350 Jahre Geschichte der Marien-Apotheke. Daneben veröffentlichte er in einem weiten Spektrum Abhandlungen, Aufsätze, Artikel und Bücher über verschiedenen Themen der Apothekengeschichte. So etwa über die Geschichte der deutschen Apothekenbetriebserlaubnis, über das Apothekenwesen im östlichen Unterfranken, Marksteine des Apothekerstandes oder die Geschichte der Strontiumtherapie.
Seine Dissertation hatte der am 6. November 1937 geborene Apothekersohn über „Drogenhandel und apothekenrechtliche Beziehungen zwischen Venedig und Nürnberg“ geschrieben. Im Jahr 2003 würdigte ihn die Schelenz-Stiftung schließlich mit ihrer Schelenz-Plakette. Sein Wissen gab der Historiker darüber hinaus über 30 Jahre lang als Lehrbeauftragter der Universitäten Frankfurt und Würzburg an Studenten weiter. Zudem wurde er zum Mitglied der Académie International d’histoire de la Pharmazie ernannt.
Bartels machte Lohr zur Schneewittchen-Stadt
Die Abhandlung aber, mit denen er vor allem auch den Bürgern seiner Heimatstadt Lohr am Main in Erinnerung bleiben wird, entstand 1986. „Schneewittchen – Zur Fabulologie des Spessart“ war sie getitelt. Darin legte der ebenso begeisterte Lokalhistoriker Bartels mit wissenschaftlicher Deduktion, aber nicht ganz ernst gemeint, dar, dass die Märchenfigur Schneewittchen tatsächlich gelebt habe – und zwar in Lohr am Main.
Der sprechende Spiegel - Vater, Mutter, Stiefmutter und Schneewittchen - der wilde Wald und der Frischling - die Zwerge und die Berge - der gläserne Sarg - die eisernen Pantoffeln, alle Fixpunkte des Märchens "Schneewittchen" kann man mit Fakten, Daten und Örtlichkeiten belegen; mit den wissenschaftlichen Methoden der Fabulologie konnte der Beweis erbracht werden, dass sich unser Märchen zwischen Lohr und Bieber im Spessart abspielte, dass Schneewittchen tatsächlich eine Lohrerin war ..."
Fabulologie nannte er selbst die halb-spaßig gemeinte Wissenschaft, die er nach eigenen Angaben mit zwei Freunden in einem Weinhaus ersann. Demnach sei Schneewittchen die historische Person Maria Sophia Margaretha Catharina von Erthal gewesen, die 1729 in Lohr lebte. Ihr Vater Phillip Christoph leitete die kurmainzische Spiegelmanufaktur. Auch eine Stiefmutter, die zweite Frau ihres Vaters, gab es, die herrschsüchtig gewesen sei. Und auch die sieben Berge, über die ein Weg ins benachbarte Biebergrund führte, leitete Bartels in seiner Abhandlung her. Dort seien kleine Männer, die in Stollen gearbeitet hätten, das Vorbild für die märchenhaften Zwerge gewesen. Natürlich sei nicht gesichert, dass die Gebrüder Grimm diese Geschichte als Vorbild genommen hätten, erzählte er noch im Jahr 2014 dem Magazin Der Spiegel.
Lohr ernannte ihn zum Ehrenbürger
Die Stadt Lohr am Main nennt sich jedenfalls mittlerweile Schneewittchen-Stadt und dankte dem Verfasser der Herleitung unter anderem mit der Ehrenbürgerschaft, die sie ihm im Februar 2016 verlieh. Auch für seine zahlreichen Verdienste in vielen Vereinen seiner Stadt und als Museumsreferent. Er verfasste ebenso 25 lokalhistorische Abhandlungen mit Schwerpunkten zu Vereinen und historischen Personen aus Lohr. 1991 wurde ihm für sein lokalhistorisches Engagement das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.
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